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ÖFB-Präsidium kürt Gartner zu Interimspräsident

3-02-2023, 15:39

Johann Gartner ist vom ÖFB-Präsidium bis zur Hauptversammlung zum interimistischen Nachfolger von Ex-Präsident Milletich gekürt worden.

Wie das Präsidium von Österreichs Fußball-Bund (ÖFB) am Freitag im Rahmen einer Sitzung in Graz beschloss, wird der Präsident des Niederösterreichischen Verbandes (NÖFV), Johann Gartner interimistisch mit der Funktion des Präsidenten betraut. Der 71-jährige Gartner übernimmt die Geschäfte laut ÖFB-Angaben bis zu einer noch festzulegenden außerordentlichen Hauptversammlung. Ein neuer Präsident dürfte dann im Mai oder Juni gewählt werden.

ÖFB-Interimspräsident soll Weichen für kommende Monate stellen

Gartner folgt auf Gerhard Milletich, der nach einem Zerwürfnis im Präsidium am Dienstag nach nicht einmal 16 Monaten im Amt seinen Rücktritt als ÖFB-Chef erklärt hatte. Gartner war als Chef des niederösterreichischen Landesverbandes einer von vier ÖFB-Vizepräsidenten, die als Interimschef infrage gekommen waren. Eine Aussage des Langzeit-Funktionärs zu seinem neuen Posten gab es vorerst nicht. Die Präsidiumssitzung im IntercityHotel in Graz war am Nachmittag noch im Gange.

Gartners Kür wurde kurz nach 15.00 Uhr bekannt. Es sollten die Weichen für die kommenden Monate gestellt werden. Zwei Punkte dürften für den geschäftsführenden Chef vom Präsidium vorgegeben und in Stein gemeißelt sein: Er darf den Grundsatzbeschluss für das neue Trainingszentrum und die neue Geschäftsstelle des ÖFB in Wien-Aspern, den Gartner in seiner Funktion als NÖFV-Chef nicht mitgetragen hatte, nicht rückgängig machen. Außerdem muss er zum Zweck der Neuwahl des Präsidenten ehestmöglich eine Außerordentliche Bundeshauptversammlung einberufen. Diese wird aufgrund diverser Vorgaben wohl im Mai oder Juni über die Bühne gehen.

Ex-Präsident Milletich nicht bei Sitzung des ÖFB-Präsidiums anwesend

Einen interimistischen Präsidenten hatte der ÖFB zuletzt von November 2008 bis Februar 2009. Damals hatte nach dem Rücktritt von Friedrich Stickler vorübergehend Wiens Verbandschef Kurt Ehrenberger übernommen, ehe Leo Windner zum neuen ÖFB-Boss gewählt wurde. Milletich war bei der Kür seines Nachfolgers in Graz selbst nicht mehr anwesend. Von den Landesverbandschefs fehlte vor Ort der erkrankte Vorarlberger Horst Lumper, von den drei ebenfalls stimmberechtigten Bundesliga-Vertretern Vorstandschef Christian Ebenbauer.

Ohne Stimmrecht wohnten neben ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel, der Genderbeauftragten Isabel Hochstöger und Bundesliga-Vorstandsmitglied David Reisenauer auch Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, und ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer der Sitzung bei. Das zerrüttete Verhältnis zwischen Neuhold und Hollerer war in den vergangenen Tagen Gegenstand von Medienspekulationen. Für den neuen Interimspräsidenten dürfte diesbezüglich Handlungsbedarf bestehen.

ÖFB sucht nach Einigkeit und Verjüngung

Der ÖFB war in der kurzen Ära Milletich nie zur Ruhe gekommen. Der Burgenländer hatte seit Beginn seiner Amtszeit im Oktober 2021 mit Gegenwind im Präsidium zu kämpfen - allen voran aus Salzburg, Oberösterreich und Tirol. Zuletzt ging ein regelrechter Riss durch das Gremium. "Es gibt nur eine wichtige Sache: zusammenhalten, Zusammenarbeit, sich austauschen", erklärte Salzburgs Landesverbandschef Herbert Hübel vor Sitzungsbeginn in Graz. "Der ÖFB muss geeint werden. Auch eine Verjüngung wäre nicht schlecht."

Gartner ist 71 Jahre alt, ein Langzeit-Funktionär. "Wir müssen Jüngere einbinden, mehr Sportkompetenz hineinbringen", sagte Hübel über das Präsidium. "Diskussion und Austausch sind wichtig, aber wir müssen nach außen besser und ordentlich auftreten und Einigkeit in den Verband bringen. Wir haben eine Vorbildfunktion."

Über die mögliche weitere Sitzungsdauer konnte Hübel keine Angaben machen. "Es wird so lange dauern, bis es eine gute Lösung gibt." Neben Gartner fungierten zuletzt auch noch Bundesliga-Aufsichtsratschef Philip Thonhofer sowie Gerhard Götschhofer (Landesverband Oberösterreich) und Josef Geisler (Tirol) als ÖFB-Vizepräsidenten. "Es geht nicht um uns, sondern um die Sache", betonte Hübel, gemeinsam mit Götschhofer und Geisler einst in klarer Opposition zu Milletich.

(APA/Red)

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