"Es ist das Größte, was ich als Einzelperson bis jetzt gewonnen habe. Ich freue mich voll", so Julia Hickelsberger-Füller nach ihrer Wahl zur Fußballerin des Jahres.
"Es ist das Größte, was ich als Einzelperson bis jetzt gewonnen habe. Ich freue mich voll", so Julia Hickelsberger-Füller nach ihrer Wahl zur Fußballerin des Jahres.
Hickelsberger-Füller gewann mit der niedrigsten Siegerinnen-Punktezahl aller Zeiten. Zudem war die Entscheidung so ausgeglichen wie nie zuvor. Gleich neun Spielerinnen wurden von den Entscheidungsträgern auf Position eins gesetzt. Einzig Zadrazil wurde zweimal genannt. Hickelsberger-Füller, die bei der Wahl 2019 Sechste und 2020 Vierte war und im Saisonfinish wegen einer nun ausgeheilten Muskelverletzung pausieren musste, hatte nur Sturms Christian Lang ganz vorne. "Sie hat eine starke Performance im Ausland hingelegt und war vor allem auch im Nationalteam präsent", begründete Lang seine Wahl.
Die Stürmerin holte mit St. Pölten einmal mehr das nationale Double und wechselte dann in die deutsche Bundesliga. Dort traf sie für den Bundesliga-Fünften in zehn Pflichtspielen viermal - je zweimal in Liga und Cup. "Was sie auszeichnet ist ihre Schnelligkeit, das ist ein Thema das sehr auffällig ist, aber auch ihre körperliche Präsenz, dass sie sich in keinem Zweikampf schont und dadurch wirklich ein Mehrwert ist für uns", lobte der bisherige Hoffenheim-Trainer Gabor Gallai, der am Dienstag entlassen worden ist, seine Nummer 18.
Entwicklungspotenzial sei aber reichlich vorhanden. "Gerade was das Thema Torgefährlichkeit betrifft, kann sie sicher noch zulegen und auch der linke Fuß ist durchaus noch ausbaufähig", meinte der 43-Jährige. Hickelsberger-Füller sieht das genauso, führte diese beiden Punkte bei "ein paar Baustellen, die ich noch verbessern kann" an. Klar zu erkennen war im Herbst, dass ihr der Wechsel in eine der europäischen Topligen gut getan hat. Nicht nur wegen der Spiele, sondern auch der höheren Qualität im Trainingsbetrieb. Vor allem was das Spiel mit dem Ball betrifft, habe ihr der Transfer "viel gebracht".
Die Offensivspielerin debütierte am 27. Februar 2019 im ÖFB-Team beim 4:1-Sieg gegen Nigeria beim Zypern Cup. Ihr Premierentor glückte ihr Monate danach beim 3:0 gegen Nordmazedonien in der EM-Quali am 3. September. Wenig später folgte mit einem Viererpack beim 9:0 gegen Kasachstan am 12. November der nächste Meilenstein. Die Schnelligkeit war schon damals eines ihrer Markenzeichen, auch deshalb war zu erahnen, dass ihr eine rosige Zukunft bevorstehen wird. Am 22. September 2020 folgte aber ein herber Rückschlag - Kreuzbandriss samt Begleitverletzungen im rechten Knie beim 5:0 in Kasachstan.
Der Heilungsprozess lief wie die Reha nicht nach Wunsch, erst nach rund 17 Monaten folgte das Comeback im A-Team. "Ich freue mich für Julia dass sie die Auszeichnung dieses Jahr erhält, speziell nach ihrer schweren Verletzung und ihrem langwierigen Weg zurück ist es eine tolle Bestätigung für ihre harte Arbeit in der Reha und danach", sagte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. Unter ihr gilt Hickelsberger-Füller als Flügelspielerin als gesetzt.
"Durch ihre Geschwindigkeit ist sie schwer zu verteidigen, gibt tolle Assists und ist selbst torgefährlich, auch bei Standards. Aber auch im Spiel gegen den Ball ist sie durch ihre Robustheit und ihr Engagement eine sehr wertvolle Spielerin", strich die 42-jährige Wienerin die Vorzüge Hickelsberger-Füllers hervor. Bei der EM im Sommer gelang auf dem Weg ins Viertelfinale zwar kein Treffer, starke Leistungen aber schon.
Im Herbst endete dann mit dem Treffer beim Test-1:0 in Italien ihre rund dreijährige torlose Serie. Zum Jahresabschluss gegen die Slowakei ließ sie ihren siebenten Länderspieltreffer im 26. Match folgen. "Das kann ruhig so weitergehen", sagte Hickelsberger-Füller. 2023 folgen weitere Freundschaftsspiele, ehe im Herbst die neue Nations League startet.
Davor feiert die Stürmerin, die auch Sportarten wie Tennis, Skifahren oder Volleyball gerne ausübt, Weihnachten mit ihrem Lebenspartner im Kreise der Familien in der Heimat. "Richtige Wünsche gibt es keine, ich bin so eine Person, die sich gerne überraschen lässt", gab Hickelsberger-Füller Einblick. In Deutschland wohnt sie alleine, erhält aber regelmäßig Besuch von ihrer "besseren Hälfte". Sonst wird mit den Teamkolleginnen, darunter die ÖFB-Asse Billa und Katharina Naschenweng, Zeit verbracht.
Auch wenn sie mit ihrem Einkommen als Profi mittlerweile "ganz gut leben" können, wird für die Zukunft vorgesorgt. Hickelsberger-Füller hat die Ausbildung zur Volksschullehrerin fast fertig, schreibt gerade an der Bachelorarbeit. "Es ist mir sehr wichtig, das abzuschließen", so die Stürmerin. Aus sportlicher Sicht läuft ihr Vertrag bis Sommer 2024. Nach nur einem halben Jahr im Ausland sei es zu früh, sich mit der weiteren Zukunft zu befassen. Einen klaren Karriereplan gibt es nicht. "Ich bin sehr offen, würde schon sagen, dass ich mir sehr viel vorstellen kann, aber es muss schon das Gesamtpaket passen."
Unbedingt einmal will sie, die 2006 bei den Burschen in Neulengbach begann und 2019 zu St. Pölten kam, in der Champions League aufgeigen. "Da gibt es die Möglichkeit aber bei Hoffenheim vielleicht auch", sagte Hickelsberger-Füller nach einem "sehr besonderen, ereignisreichen und richtig schönen" Jahr.
(APA/Red)