154 Tage herrschte in der Erste Bank Eishockey-Liga Sommerpause. Am 7. April raste der Eilzug namens Vienna Capitals mit einem 4:0 in der Best-of-seven-Finalserie gegen den KAC zum zweiten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Ab dem heutigen 8. September wird wieder um Punkte, Play-offs und letztlich den Meisterpokal gespielt. Der KURIER versucht einen Überblick über die zwölf Teams zu geben.
Die Vienna Capitals hatten einen sehr unüblichen Sommer. Manager Kalla und Trainer Aubin gelang es, 22 der 25 Meisterspieler zu halten. Kapitän Ferland und Verteidiger Bowman mussten gehen, Tormann Kickert wollte weg (Villach). Ihre Ersatzleute Klubertanz und Samson sind sportlich ein Upgrade. Doch die hohe Führungsqualität eines Jonathan Ferland könnte in einer langen Saison fehlen. Riskant ist auch das Ersetzen von Kickert mit einem Nachwuchstormann. Ob Stammkeeper Lamoureux wie geplant 95 Prozent der Spiele absolvieren kann, ist fraglich. Dennoch: Die Mannschaft, die im März und April alle zwölf Play-off-Spiele in Serie gewonnen hat, wird auch in dieser Saison wieder um den Titel spielen. Trainer Aubin ist beim Titelverteidiger auch psychologisch gefordert: "Es besteht die Gefahr, dass wir einschlafen und nicht so hart weiterarbeiten, wie wir es getan haben. Es ist mein Job zu verhindern, dass das passiert."
Neben den Wienern gehören die üblichen Verdächtigen zu den Titelfavoriten. Wird die vergangene Saison genauso miteinbezogen wie die Sommertransfers, dann dürfte der KAC die Nase voran haben. Beim Vizemeister herrschte nach dem Abgang des extrem fordernden Trainer Mike Pellegrims Erleichterung. Mit Steve Walker kam ein Coach, der als Spieler Legendenstatus in Berlin besitzt und zuletzt Co-Trainer in Mannheim war. Der 44-jährige Kanadier weiß genau, was er will. In der Mannschaft ist das eine starke Defensive. Dafür steht auch die Verpflichtung von Richie Regehr, regierender deutscher Meister mit München. Insgesamt gewann der 34-Jährige fünf Titel in der DEL.
Von den Namen her ist Salzburg immer zu den Favoriten zu zählen. Doch schon im ersten Jahr unter Trainer Greg Poss war nicht immer alles eitel Wonne bei den Red Bulls. In der zweiten Saison des Trainers ist der Stamm der Mannschaft wieder um ein Jahr älter geworden. Trotz der großartigen Nachwuchsakademie in Liefering haben die Salzburger mit einem Durchschnitt von 27,5 Jahren den ältesten Kader.
In Linz atmeten einige Spieler nach dem Abgang von Trainer Rob Daum nach sechs Jahren auf. Troy Ward ist ein kommunikationsfreudiger Trainer, der seine Routiniers zu pflegen weiß und dennoch junge Spieler ins Team einbauen soll. Das schaffte sein Vorgänger überhaupt nicht. Liga-Topscorer Locke wurde von Villach verpflichtet. Neuzugang Dowell war zuletzt in der AHL Kapitän von Rockford und soll McLean (Karriereende) ersetzen. Ein Scheitern vor dem Semifinale wäre eine Enttäuschung.
Dornbirn sollte nach dem Scheitern in der vergangenen Saison wieder ins Play-off kommen. Aus Bozen kam Top-Torschütze Reid, aus Znaim McMonagle, aus Klagenfurt Pance. Fraser (zuletzt in Schweden) spielte vor drei Jahren noch in der NHL bei Boston.
Eine ähnliche Spielstärke ist den Graz 99ers zuzutrauen. In der Vorbereitung gelangen in sechs Spielen fünf Siege. Ex-Teamverteidiger Iberer ersetzt Ex-NHL-Profi Pöck nach dessen Karriereende. Im Tor folgte der Finne Toivonen dem so starken und abgewanderten Dahm.
Innsbruck hat Sturmtalent Huber an Salzburg verloren und setzt wie im Vorjahr mit dem erfolgreichen Play-off-Einzug auf eine starke Offensive. Muss es auch, denn die Defensive wird nicht das Prunkstück der Tiroler.
Znaim hat die Legionärszahl von zehn auf drei reduziert. Herauskommen soll wieder mehr Tempo im Spielaufbau und eine Spielweise wie beim sensationellen Finaleinzug vor zwei Jahren.
Bozen war zuletzt vier mal in Folge im Play-off, obwohl die besten Spieler immer von den österreichischen Konkurrenten abgeworben wurden. Und wieder sind Europa-Debütanten dabei, die zu Führungsspielern werden sollten und das Spiel der Bozener bestimmen sollen.
Gespannt darf man auf den Villacher SV blicken, der als einziges Team mit Kickert und Herzog auf zwei österreichische Torhüter setzt. Im Vorjahr scheiterte das Team am Viertelfinaleinzug. Mit einer körperlich robusteren Mannschaft und insgesamt 15 Österreichern im Kader soll das nicht mehr passieren. Es wird aber schwer.
Kaum eine seriöse Vorhersage lässt sich über Zagreb machen. Nach vier Saisonen in der russischen KHL kehrte der Traditionsverein zurück. Es darf davon ausgegangen werden, dass Zagreb den Weg ins Play-off finden wird. Im 27-Mann-Kader stehen nur acht gebürtige Kroaten. Der 32-jährige Coach Cameron setzt auf einen Mix aus Finnland, Schweden, Kanada, Tschechien und Slowenien.
Nach dem Rückzug von Laibach wird der letzten Platz frei. Fehervar ist ein Favorit für die Rolle des Nachzüglers. Abgänge wurden nicht adäquat ersetzt. Einzig Luttinen (zuletzt Helsinki) klingt vielversprechend.
Freitag, 18.30: Znaim – Linz.
19.15: Fehervar – Vienna Capitals, KAC – Graz, Salzburg – Dornbirn, Innsbruck – Bozen, VSV – Zagreb.