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Nachfolger gesucht: Koller vor dem Abgang

7-09-2017, 06:00

Die Stimmen waren vielsagend. Man will ein rasches Gespräch mit Marcel Koller, ließ Leo Windtner am Dienstag nach dem 1:1 gegen Georgien wissen. "Parallel dazu werden wir Gespräche mit möglichen Nachfolgern führen." Ist es also ungerecht, über mögliche neue Teamchefs nachzudenken, solange Marcel Koller im Amt ist?

Mitnichten.

Rückblick ins Jahr 2011. Laut war der Aufschrei, als Marcel Koller vom ÖFB präsentiert wurde. Einen Österreicher oder ein "internationales Kaliber" hatten viele eingefordert. Als solches wurde der Schweizer damals von den sogenannten "Experten" im Land nicht eingestuft. Warum eigentlich nicht? Koller hatte einiges vorzuweisen bei seinem Amtsantritt.

Zwei Mal war er Meister geworden in seinem Heimatland (St. Gallen, Grasshoppers Zürich). Erfahrung und sogar Erfolge im Ausland hatte er vorzuweisen, führte er doch Bochum 2006 als Meister der zweiten Bundesliga ins deutsche Oberhaus. Drei Meistertitel als Trainer? Die hatte weder damals noch heute ein österreichischer Trainer in seiner Vita stehen.

Ein Anforderungsprofil war damals ausführlich erstellt worden. Nicht alles, was darin geschrieben stand, ließen die Entscheidungsträger des ÖFB an die Öffentlichkeit dringen. Immerhin: Dass er Deutsch sprechen und seinen Wohnsitz in Wien haben oder hierher verlegen müsse, wurde doch betont.

Maßstäbe

Man darf davon ausgehen, dass der ÖFB darauf Wert legen wird, dass dies auch auf Kollers Nachfolger zutrifft. Das sollte es auch. Oder gibt es einen Grund, bei Kollers potenziellem Nachfolger nun geringere Maßstäbe anzusetzen?

Nun, vielleicht müssen es nicht gleich drei Titel sein. Aber Erfahrung und der eine oder andere Erfolg im In- und Ausland wird nicht schaden. Immerhin: Gesucht wird der oberste Fußballtrainer des Landes.

Abgesehen vom bisher Geleisteten des Neuen wird die ÖFB-Spitze noch zwei andere Faktoren bedenken: zunächst die finanzielle Machbarkeit. Kollers Vertrag wurde zwei Mal verlängert. Gerade 2016, als Koller nach der erfolgreichen EM-Qualifikation vom Schweizer Verband umworben worden war, ging man im Hause ÖFB bis an die Schmerzgrenze.

Punkt zwei liegt in den Händen des Spordirektors. Willi Ruttensteiner spricht gerne in den höchsten Tönen von der Trainerausbildung des ÖFB. Sollte er – sofern er bei der Bestellung des Neuen mitwirken darf – dennoch erneut einen Mann aus dem Ausland präsentieren, könnte dies selbst den gewieften Rhetoriker in Erklärungsnotstand bringen.

Ein Mann von großer Strahlkraft ließe aber Fragen über dessen Ausbildungsweg im Keim ersticken.

Ein solcher wäre Matthias Sammer. Altbekannt ist der gute Draht, den Willi Ruttensteiner zum ehemaligen Sportchef des DFB und der Bayern pflegt. Auch dass der 50-jährige Deutsche einst Ruttensteiners sportliches Konzept öffentlich lobte, ist noch in guter Erinnerung. Bei diesem Namen würde vermutlich auch nicht hinterfragt werden, dass der Dortmunder Meister-Coach (2002) seit 2005 keinen Trainerjob mehr ausgeübt hat.

Kaum zu finanzieren dürfte das eingespielte Duo Jürgen Klinsmann & Andreas Herzog sein, obwohl deren Namen in ÖFB-Kreisen bereits gefallen sind.

Verdächtige

Ziemlich sicher angedacht werden die üblichen Verdächtigen. Die Rede ist ...

... von Adi Hütter, der in der Schweiz mit Bern gegen den übermächtigen FC Basel Platz zwei und die Europa-League-Teilnahme nur schwer wird toppen können;

... von Zoran Barisic, dessen kontinuierliche Arbeit bei Rapid vor allem – aber nicht nur – von den Entscheidungsträgern zu spät richtig eingeschätzt wurde;

... von Peter Stöger, der Köln vermutlich nicht den Rücken zukehren wird;

... und von Ralph Hasenhüttl, der ganz bestimmt die Champions League mit Leipzig dem Teamchef-Büro im Prater vorziehen wird.

Oder – und auch das ist nicht auszuschließen – der ÖFB zaubert wie im Oktober 2011 einen Überraschungsmann aus dem Hut.

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