Oberflächlich betrachtet sind die Stürmer schuld. Rapid ist zwar (wieder) Dritter, gewinnt aber viel zu selten, weil die Angreifer regelmäßig die besten Chancen vernebeln. Abgesehen davon, dass auch andere Offensivspieler öfter treffen könnten, gibt es ein anderes, tieferliegendes Problem. Sportdirektor Fredy Bickel nennt es "ein Mentalitätsproblem".
Es geht um die Kapitäne und ihre Abwesenheit. Stefan Schwab, die Nr. 1 (und noch dazu der beste Torschütze), wurde zum Frühjahrsstart durch ein Monschein-Foul verletzt. Christopher Dibon, die Nr. 2, hatte im Sommer eine schwere Hüft-OP und soll am Freitag ein Comeback bei Rapid II versuchen. Louis Schaub, die Nr. 3, verletzte sich ebenfalls im Derby und kam zuletzt als Joker retour.
Steffen Hofmann wäre durch seine Mentalität nach wie vor ein Leader, dem "Ehrenkapitän" trauen die sportlich Verantwortlichen mit 37,5 Jahren körperlich aber nur noch eine Joker-Rolle zu.
Bleiben Max Hofmann und Mario Sonnleitner, die sich einen Platz in der Innenverteidigung und somit die Kapitänsschleife teilen. Alleine diese Halbe-Halbe-Lösung zeigt, dass die direkten Konkurrenten mit dem Kampf ums eigene Leiberl bereits ausgelastet wären.
Seit Dienstag steht Schwab nach seiner Innenbandverletzung wieder voll im Training. Das Comeback des Mittelfeldmotors am Samstag im Krisenduell gegen den WAC (16 Uhr) wird herbeigesehnt.
"Für die Bank reicht es. Ob die Startelf Sinn macht, müssen wir besprechen", sagt der 27-Jährige. Dass er nicht nur sportlich abgeht, ist ihm aufgefallen: "Führungsspieler sind für die Kommandos extrem wichtig. Nur weil man die Schleife trägt, wächst man da nicht sofort rein. Das habe ich in meinem ersten Jahr als Kapitän gemerkt."
Trainer Goran Djuricin beklagte zuletzt die unzureichende Kommunikation auf dem Feld. Bickel meint: "Da alle drei Kapitäne verletzt waren, hat die Hierarchie gefehlt." Früher war das einfacher: "Als ich nach meiner Verpflichtung die ersten Fragen stellte, gab nur Steffen Hofmann Antworten. Die Mannschaft war es seit zehn Jahren gewohnt, dass sie nur eine Stimme hat. Weil Steffen immer da war und immer voranging", erzählt Bickel.
Foto: APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER Einer, der keinerlei Attribute eines Führungsspielers hat, bei der Vertragsverlängerung im November aber mit der ihm eigenen Art von Humor über eine Zukunft als Kapitän sprach, wurde gestern zur Aussprache gebeten: Philipp Schobesberger. Bickel hatte den im Frühjahr lustlos wirkenden Flügelflitzer (nach mehreren internen Warnungen) in Altach erstmals öffentlich via Sky attackiert. Nach dem Austausch von Schobesberger, Berater Alex Sperr und Bickel könnte es gegen den WAC noch eine Chance geben.