"Dortmund ist für uns ein absolutes Hammerlos, und ich glaube, dass wir uns diesen Gegner als gesamter Verein verdient haben." Euphorisch reagierte Salzburg-Sportchef Christoph Freund auf den Achtelfinalgegner in der Europa League.
Die Vorfreude auf das heutige Hinspiel (19 Uhr, live Puls4, Sky) im Signal Iduna Park ist allgegenwärtig. Auch die Fans konnten mobilisiert werden. Rund 2000 werden Österreichs Meister heute unterstützen, im Bundesliga-Hit bei Sturm in Graz vor knapp zwei Wochen waren es nur 38.
Die Salzburger – und zwar alle Beteiligten – wissen, was sie im Ruhrpott erwartet. "Wir werden dort sicher nicht mit offenen Armen empfangen, sondern mit Hass", glaubt Stefan Lainer.
Die organisierte Fanszene der Borussia sieht sich als Speerspitze gegen die Kommerzialisierung im Fußball – und dafür stehen die Red-Bull-Vereine als Synonym. Deshalb wird auch das Rückspiel am 15. März in der Salzburger Red-Bull-Arena von einem Großteil boykottiert.
"Statt nach Salzburg zum dortigen Brauseklub zu fahren, wollen wir unser Geld lieber dem wahren Verein der Stadt zukommen lassen, dem SV Austria!", erklärte die Fanvereinigung "Südtribüne Dortmund". Gegen eine Spende von zehn Euro werden symbolische Tickets für ein Spiel von Austria Salzburg ausgestellt, im Gegenzug erhält der Spender ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Tradition schlägt jeden Trend!". Der Erlös kommt dem Landesligisten zu Gute, der nach einem missglückten Gastspiel in der Bundesliga eine Insolvenz hinter sich hat.
Demonstrationen sind ein demokratisches Grundrecht. Was aber im Februar 2017 beim ersten Antreten des deutschen RB-Klubs Leipzig in Dortmund veranstaltet wurde, war weit davon entfernt. Dutzende Hass-Plakate – darunter Suizid-Aufforderungen gegen RB-Fußballchef Ralf Rangnick, wurden hoch gehalten. Vor dem Stadion kam es zu Angriffen von Hooligans gegen RB-Fans, auch gegen Frauen und Kinder.
Für Salzburg ist es eine ungewohnte Situation. Zwar gab es bei den bisher 58 europäischen Dienstreisen seit dem Einstieg von Red Bull 2005 durchaus schon Schmähungen und Beschimpfungen, aber eine konzertierte Aktion wie jene der Dortmund-Fans ist ein Novum.
Diese kommt zwar nicht überraschend, aber wirklich stringent ist der Protest nicht. Immerhin ist ihr Klub – anders als Salzburg – börsennotiert und das seit 2000.
Es ist nicht der erste Auftritt der Salzburger im Ruhrpott, einer Industrieregion, in der Fußball für Tausende Menschen Lebensinhalt ist. 2016 wurde in der Arena AufSchalke gastiert. Die Proteste der Fans des Borussia-Rivalen gingen aber nicht über das Übliche hinaus.
Warum ist das in Dortmund anders? Carsten vom BVB-Fanklub "Forever Lüdinghausen" erklärt, warum man so ein Problem mit den Red-Bull-Vereinen hat: "Es ist schon klar, dass es im modernen Fußball nicht ohne Geld geht. Aber es ist die Art und Weise, wie Red Bull in Leipzig und Salzburg Klubs übernommen und geschluckt hat."