"Du bist mein letzter Joker, du fährst mit nach Berlin", sagte Mensur Suljovic vor einer Woche zu seiner Frau Enisa. Die brachte Sohn Tarek zu einem Freund, packte Töchterchen Emma ein und begleitete ihren Mann zum Premier-League-Abend nach Deutschland. Und Mensurs Joker hat gestochen. Vor 12.000 Fans in der Mercedes-Benz-Halle feierte der 45-jährige Wiener am vierten Spieltag seinen ersten Sieg, 7;3 gegen Gerwyn Price.
"Ich war wirklich froh, für die Premier League nominiert worden zu sein. Leider habe ich nach den ersten beiden Spieltagen den Fehler gemacht, mich zu sehr unter Druck zu setzen", sagt Suljovic. Denn gegen Whitlock und van Barnefeld hatte er großartig gespielt, aber verloren, weil die beiden überragend waren. "An den ersten Spieltagen habe ich überhaupt keinen Druck verspürt und wirklich gut gespielt. Aber am Ende standen da immer null Punkte, null Punkte, null Punkte. Und dann ist der Druck automatisch da, weil es dann ganz schnell heißt, der Mensur hat den Platz in der Premier League nicht verdient."
Erstmals ist er in der Liga der Großen dabei. "Das war mein letztes Ziel, nachdem ich sowohl im Steel- als auch im E-Darts-Bereich an so gut wie jedem Turnier auf der Welt teilgenommen habe." Nach neun Spieltagen scheiden die letzten zwei aus, die restlichen acht spielen noch sieben Abende, im Mai kommt es zum großen Finale der besten vier. Mit dem fünften Spieltag heute in Exeter ist mehr als die Hälfte des Grunddurchgangs gespielt.
"Ich habe ein Freispiel", sagt Mensur Suljovic. Sein Gegner ist Michael van Gerwen, die Nr. 1 der Welt (3. Partie nach 20.15/live Sport 1). "Der wirft wieder wie eine Maschine." Das Preisgeld in der Premier League ist vergleichsweise niedrig, dafür sind die Stars aufgrund der Liveübertragungen für Sponsoren attraktiver. Das hält sich bei Mensur Suljovic in bescheidenden Grenzen. Allerdings hat er nun mit der Firma Waveex einen neuen Partner bekommen. Deren Aufkleber gegen Handystrahlung sind umstritten, Suljovic hingegen sagt: "Seither kann ich mich besser konzentrieren und habe weniger Stress."
Den macht er sich aber jetzt wieder. Bislang hat er nach dem Premier-League-Donnerstag kein Turnier gespielt, das wird sich ändern, dann ist er manchmal Dienstag bis Montag weg. Suljovic: "Ich will mir einmal anschauen, wie sich das mit der Familie halbwegs vereinbaren lässt."