logo



[email protected]

Iraschko-Stolz: "Du fragst dich, ob es noch was wird"

12-02-2018, 06:00

Jetzt sagen sie sogar schon in aller Öffentlichkeit "Omi" zu ihr. "Die Omi hat gefehlt", meinte Chiara Hölzl bei der offiziellen Pressekonferenz und grinste dabei rotzfrech die Dame an, die neben ihr auf dem Podium saß.



Und die Skispringerin aus dem Pongau hat ja gar nicht einmal so unrecht. Neben all den jungen Mädchen, die diese junge Sportart betreiben, wirkt Daniela Iraschko-Stolz beinahe wirklich wie eine Großmutter. Überhaupt seit sie ihre Haare auch noch silbergrau gefärbt hat. "So ein Krüppel bin ich dann auch noch nicht", sagt die 34-Jährige und bestätigt damit ihre Teamkollegin. Ja, Daniela Iraschko-Stolz, die Omi, hat wirklich gefehlt. "Mir ihr hat unser Team mehr Sicherheit. Und es geht auch gleich ganz anders zu", sagt Cheftrainer Andreas Felder vor dem heutigen Olympia-Bewerb (13.50 Uhr MEZ, live ORF eins).

An der Kippe

Dabei war es keineswegs sicher, dass Iraschko-Stolz in Südkorea auf Medaillenjagd gehen würde. Nicht wenige hatten im Herbst schon das vorzeitige Karriereende der 34-Jährigen heraufbeschworen. "Es war oft an der Kippe, dass ich alles hinschmeiße", gesteht die Weltmeisterin von 2011, "ich habe das härteste Jahr meiner Laufbahn hinter mir."

Seit einigen Jahren schlägt sich die Steirerin nun schon mit Knieproblemen herum. Die tausenden Sprünge seit ihrem Debüt im Jahr 1995 forderten ihren Tribut, das zweite sportliche Standbein als Bundesligafußballerin war für die Gelenke wohl auch nicht das Gesündeste. Im vergangenen Sommer waren die Schmerzen im Knie dann sogar so groß, "dass ich kaum mehr über die Stiege gekommen bin. Da fragst du dich dann, ob das jemals noch was wird."

Den neuerlichen Eingriff, dem sich Iraschko-Stolz im November unterzog, ließ die Eisenerzerin nicht wegen des Sports über sich ergehen. "Ich wollte einfach wieder einen normalen Alltag haben. So nach dem Motto: Wenn es zum Sport nicht reicht, dann möchte ich zumindest ein normales Leben führen", erzählt sie. "Mich hat es aufgefressen, nichts tun zu können."

Damals hätte sich Iraschko-Stolz nie vorstellen können, dass sie zweieinhalb Monate später bei den Olympischen Spielen starten würde. Mehr noch: Dass sie dort nun sogar die größte Medaillenhoffnung aus der großen österreichischen Skisprungfamilie sein würde. Seit ihrem famosen Comeback mit dem Sieg in Ljubno, mit dem sich Iraschko-Stolz eindrucksvoll in der Weltspitze zurückgemeldet hat.

Die ehemalige Weltcup-Gesamtsiegerin ist nur auf den ersten Blick wieder ganz die Alte. Tatsächlich hat sich Iraschko-Stolz mit 34 noch einmal völlig neu erfunden. "Wenn du konkurrenzfähig bleiben willst, dann musst du mit der Zeit gehen." Schon im vergangenen Winter hat Daniela Iraschko-Stolz einen neuen Sprungstil einstudiert, über den Sommer hat sie die Technik perfektioniert. Beim Trockentraining auf der Couch.

Kopfsache

"Weil ich keine andere Wahl hatte, bin ich die Sprünge im Kopf durchgegangen, immer und immer wieder", erzählt die Wahl-Innsbruckerin. "Es ist nicht einfach, alles über Bord zu werfen und sich komplett auf etwas Neues einzulassen. Aber wenn, muss man es dann auch durchziehen. Nur Larifari bringt nichts." Für Mittelmaß und Durchschummeln war Iraschko-Stolz ohnehin noch nie zu haben. Die älteste Springerin legt sich die Latte hoch. "Mein Weg ist noch nicht vorbei", meinte sie zuletzt nach ihrem Erfolg bei der Olympia-Generalprobe in Ljubno. "Trotzdem habe ich gar keinen Druck. Ich betreibe Genussspringen."

Kein Druck, Genussspringen, Sieg bei der Generalprobe – die "Omi" hat der Konkurrenz längst graue Haare wachsen lassen.

Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]