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Wie ein österreichischer Trainer russische Top-Talente ausbildet

11-01-2018, 10:00

Minus acht Grad sind die Durchschnittstemperaturen derzeit in Jaroslawl. Eishockey-Enthusiasten wird es dennoch warm ums Herz, wenn von der anderen Welt im russischen Eishockey erzählt wird. Seit fünf Monaten kann der 31-jährige Österreicher Paul Ullrich aus der 264 Kilometer von Moskau entfernten Stadt Jaroslawl an der Wolgau berichten.

Er arbeitet für Lokomotive Jaroslawl, einen der größten Klubs in Russland. Aus traurigem Anlass auch einer der bekanntesten. Im September 2011 starben alle Spieler der Profi-Mannschaft bei einem Flugzeugabsturz. "An der Katastrophe kommt man hier nicht vorbei. Überall gibt es Gedenkplätze", beschreibt Ullrich, der seit August in Russland lebt und sich wohl fühlt. "Die Stadt ist sehr schön. Alle 150 Meter kommt man an einer Kirche vorbei. Im Sommer war ich oft an der Wolgau laufen. Einzig die sprachliche Barriere gibt es noch. Aber die wichtigsten Eishockey-Begriffe kann ich schon. Die jungen Russen beginnen auch, Englisch zu reden", sagt Ullrich.

Ganztages-Training

Der Trainingsumfang sei typisch russisch. "Die Mannschaften trainieren am Vormittag 90 bis 120 Minuten. Am Nachmittag kommen sie zu uns zum Skills-Training." Als Skills-Coach hat er sich im Frühjahr 2017 für die ausgeschriebene Stelle beworben und wurde aufgenommen.

Ullrich, der Kanadier Ted Suihkonen und Entwicklungs-Chef Sean Finn leiten die Skills-Einheiten. "Sechs Tage in der Woche sind wir auf dem Eis. Dabei geht es um Eislauftechnik, Stickhandling, Schusstechnik usw. Wir haben mit den Spielern Einzelvideos angelegt, die wir ihnen auf einer Dropbox zur Verfügung stellen."

Zu Saisonbeginn waren beim Skills-Training auch die Stars aus der KHL-Mannschaft, die in der starken russischen Liga auf Platz 5 von 27 liegt, dabei. "Aber dann hat es einen Trainerwechsel gegeben und der neue Coach Dimitri Kwartalnow hat seine eigenen Assistant-Coaches mitgenommen." Kwartalnow war übrigens 1997 bis 1999 der Star beim KAC.

1700 Spieler

Ullrich ist vor allem bei den angehenden Profis tätig. Der Verein betreibt zwei Farmteams. Inklusive Nachwuchs betreut der Klub 1700 Eishockey-Spieler. Sechs Eishallen gibt es derzeit, fünf weitere werden gerade gebaut.

"Es taugt ihnen brutal. Und sie fangen jetzt schon immer öfter zu fragen an, warum wir bestimmte Übungen machen. Früher gab es ein Angstregime: Der Trainer hat gesprochen und alle haben es befolgt." Wenn einmal alle Teams auswärts sind, dann versammeln sich die Trainer des Klubs zu einer internen "Master Class", einer Trainerschulung.

Im Sommer kommt Ullrich nach Österreich zurück. Denn dann betreibt er in Wien und Bled seine eigenen "Skillz-Camps", die von Profis wie Michael Grabner (NY Rangers), Michael Raffl (Philadelphia), Thomas Raffl (Salzburg), Manuel Ganahl (KAC) oder Rafael Rotter (Capitals) besucht werden.
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