Es braucht schon viel, dass Heinz Kuttin einmal die Fassung verliert. Der Kärntner ist die Ruhe in Person, egal ob rund um ihn jetzt Krisenstimmung oder Feierlaune herrscht, doch nach dem Neujahrsspringen in Garmisch platzte dem Cheftrainer der österreichischen Skispringer der Kragen. Und es kam heraus, was sich bei ihm über die letzten Jahre aufgestaut hatte. Über all die Jahre, in denen sein Vorgänger im Hintergrund Manöverkritik an ihm und seiner Arbeitsweise geübt hatte.
"Einen Punkt kann und will ich nicht länger akzeptieren. Das ist die Kritik, die Alexander Pointner übt. Das gefällt mir nicht", polterte Kuttin, nachdem er wieder eine von Pointners Kolumnen in der Tiroler Tageszeitung gelesen hatte.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Pointner nicht mehr gut auf den ÖSV zu sprechen ist, seit er 2014 den Posten als Chefcoach räumen musste. Zugleich ist aber auch unbestritten, dass sich damals im österreichischen Adlerhorst eine breite Front gegen den erfolgreichsten Trainer der Skisprunggeschichte gebildet hatte. Vor allem Pointners Hang zur Selbstinszenierung war vielen Protagonisten ein Dorn im Auge.
Nichts anderes ortet nun auch Heinz Kuttin hinter den kritischen Kommentaren des Vorgängers. Er verfolge einzig ein e "Marketingstrategie auf Kosten anderer", sagt der Kärntner und erinnert Pointner daran, nicht zu vergessen, "dass wir Stützpunkttrainer ihm jahrelang zugearbeitet haben."
Tatsächlich waren es auch und vor allem die Betreuer im Hintergrund, denen Alexander Pointner seinen Ruf als bester Skisprungcoach zu verdanken hatte. Als Wolfgang Loitzl etwa 2009 die Tournee gewann, betonte der Steirer explizit, dass dieser Erfolg das Verdienst seines Stützpunkttrainers (Nik Huber) sei.
Viele Dinge, die Alexander Pointner nun öffentlich moniert, wirken nicht wie konstruktive Kritik, sondern sind in den Augen der aktuellen ÖSV-Führung nichts weiter als heiße Luft. So bemängelte der 47-jährige Innsbrucker zuletzt unter anderem, dass Heinz Kuttin beim Tourneeauftakt in Oberstdorf nicht selbst am Trainerturm gestanden war, um den Athleten das Freizeichen zu geben, sondern diese Aufgabe seinem Assistenten Andreas Widhölzl überließ. Für den Nordischen Direktor Ernst Vettori geht das langsam zu weit. "Wo bitteschön ist da das Problem, wenn der Cheftrainer auf einer anderen Position des Turms steht?"