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Michael Grabner: "Ich freue mich wie ein 18-Jähriger"

1-01-2018, 09:00

Mit dem Winter Classic startet die National Hockey League das Kalenderjahr 2018 am 1. Jänner mit einer großen Show. Im Baseball-Stadion der Mets empfangen die New York Rangers die Buffalo Sabres. In Europa ist das Spiel ab 19 Uhr auf Sport1US zu sehen.

Einer der Hauptdarsteller auf der großen Bühne ist Michael Grabner. Der 30-jährige Villacher ist in der laufenden Saison mit 17 Treffern der Top-Torschütze der Rangers. Obwohl er schon fast sein halbes Leben in Nordamerika lebt, spricht Grabner im KURIER-Interview im feinstem Kärntner-Dialekt über den Weihnachtsmann, seine starken Leistungen und das Open-Air-Spektakel.

KURIER: Die NHL pausierte zu Weihnachten. Konnten Sie abschalten von dem Stress der 82 Spiele im Grunddurchgang?

Michael Grabner: Ja, es war eine schöne Zeit – einmal eine bisserl längere Pause für zwei, drei Tage. Wir haben eine sehr lange Saison. Da tun solche Pausen mental und auch körperlich sehr gut.

Wie haben Sie Weihnachten in New York erlebt?

Wir haben die Weihnachtsfeier mit der Mannschaft auf dem Eislaufplatz vor dem Rockefeller-Center gehabt. Das war sehr schön – auch für die Kinder. So etwas erlebt man nicht alle Tage. Den Platz mit dem großen Weihnachtsbaum habe ich früher nur aus dem Fernsehen gekannt. Sonst waren wir nur daheim. Die Kinder waren ein wenig krank. Aber meine Mama war bei uns. Wir haben es sehr genossen.

Ist der Weihnachtsmann oder das Christkind gekommen?

Der Weihnachtsmann. Wir leben in der amerikanischen Kultur. Es verwirrt die Kinder nur, wenn bei uns das Christkind käme und es bei Freunden anders wäre.

Sie haben schon während Ihrer Zeit bei den New York Islanders in einem Kurier-Interview erwähnt, kein Freund der Großstadt zu sein. Hat sich das mittlerweile geändert?

Außer zu den Spielen fahre ich kaum nach Manhattan. Aber mein Sohn Aiden geht schon in die Schule und trainiert auch schon. Meine Frau ist oft mit den Kindern in der Gegend beim Madison Square Garden. Aber schön zu wissen, was man alles machen kann, wenn man will.

Werden Sie auf den Straßen in New York erkannt?

Es kommt drauf an. Es gibt so viele Stars – Footballspieler, Baseballspieler, Schauspieler. Es ist Alltag, dass du bekannte Leute auf der Straße siehst. Es kommt schon vor, dass mich Leute erkennen. Meistes sind sie zurückhaltend, grüßen nur oder wollen ein schnelles Foto. Wir fahren öfter in der Früh mit dem Zug in die Stadt und dann mit der Subway weiter. Da wünschen sie mir Glück.

Sie haben eine außerordentliche Saison. Wissen Sie warum?

Als ich letztes Jahr hergekommen bin, habe ich mich schon wohl gefühlt. Die erste Saison war mit 27 Toren schon sehr gut. Ich habe den Trainer (Anm. Alain Vigneault war 2009 Grabners erster NHL-Coach in Vancouver) gekannt. Und die Mitspieler waren sehr nett. Wenn du dich wohl fühlst und mit allen gut auskommst, macht dir das die Arbeit auch leichter.

Von den Top-60-Torschützen haben Sie mit durchschnittlich 14:26 Minuten die geringste Eiszeit.

Das kommt auch auf den Spielertyp an. Ich bin meistens in Unterzahl und bei fünf gegen fünf auf dem Eis. Ich bin ein Typ, der jede Sekunde hart arbeitet und die Geschwindigkeit nützt. Wenn ich zu viel Eiszeit hätte, wäre das für mein Spiel nicht gut. Zuletzt habe ich 20 Minuten gespielt. Das merkt man doch. Da hast du dann nicht diesen Jump in den ersten zwei, drei Schritten. Für das Toreschießen brauchst du nicht 20 Minuten. Aber zuletzt war ich in einer Linie, die gegen die Top-Stürmer des Gegners gespielt hat. Da hast du zuerst die Aufgabe, den anderen keine Zeit zu geben. Und erst dann geht’s um die Offensive.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/BRUCE BENNETT Hat sich durch Ihre vielen Tore Ihre Rolle bei den Rangers verändert? Gehören Sie schon zu den Führungsspielern?

Ich habe schon letztes Jahr viele Tore geschossen. Da schauen die Mitspieler auf dich, damit das wieder gelingt. Aber letztlich habe ich mein Spiel zu spielen, das mich in die NHL gebracht hat. Die Rolle im Team ändert sich nicht. Ich bin schon einer der Älteren, aber ich denke immer noch wie ein 18-Jähriger.

Wie meinen Sie das?

Ich freue mich noch immer wie ein 18-Jähriger auf die Partien. Ich fühle mich nicht wie einer der Älteren und mache gerne Witze in der Kabine. Eishockey hält dich jung. Da denkst du nicht, dass du jetzt 30 bist. Ein 18-Jähriger ist einfach ein Mitspieler und nicht ein 18-Jähriger. Den behandle ich nicht anders als einen 32-Jährigen.

Wird es zur Gewohnheit, vor 18.000 Fans im Madison Square Garden im Rangers-Trikot einzulaufen?

Ich glaube, man realisiert es während der Karriere nicht, was man leistet, oder wo man spielt. Ab und zu denke ich mir schon "Boa, du spielst in einer der besten Städte der Welt für einen der besten Klubs der Welt." Aber dann konzentrierst du dich wieder auf dein nächstes Spiel. Das Bewusstsein, was ich geleistet habe, kommt nach der Karriere.

Vor Kurzem erreichten Sie den Meilenstein mit 500 Grunddurchgangsspielen in der NHL. Welche Bedeutung hatte das?

Ich habe kurz überlegt, wie viele noch dazu kommen werden. Ich hoffe noch einige.

Am Montag ist das Winter Classic, das Open-Air-Spiel gegen Buffalo, im Baseball-Stadion der New York Mets. Freuen Sie sich darauf?

Das Winter Classic hat immer eine große Bedeutung. Heuer ist das 10. Jubiläum. Ich habe einmal mit den Islanders gegen die Rangers gespielt. Es macht sehr viel Spaß wieder einmal draußen zu spielen. Es hat eine ganz andere Atmosphäre. Ich freue mich schon sehr darauf. Das wird sicher eine Gaudi werden. Die Wettervorhersage ist nicht besonders, der Beginn könnte sich noch ändern.

Können Sie sich auf das Freiluftspiel vorbereiten?

Ja, das ist ja das Besondere: Am Tag davor haben wir ein Training im Stadion und danach können wir mit den Familien eislaufen. Es ist alles wirklich super geplant.

Wenn Sie am 1. Jänner um 13 Uhr spielen, gibt es also keine Silvester-Feier, oder?

Nein, ich weiß gar nicht, ob ich in meiner NHL-Karriere überhaupt schon einmal Silvester gefeiert habe. Der Sport nimmt auf so etwas keine Rücksicht. Wir müssen am Montag recht früh im Stadion sein. Es geht ja für uns auch um wichtige Punkte.

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