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"Ich will keine Kreatur zweiter Klasse sein"

28-12-2017, 06:00

In Doha, vor fast genau einem Jahr, erklimmt die Ukrainerin Anna Musytschuk den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere: Die damals 26-Jährige erobert in Katar den Weltmeistertitel im Schnell- und im Blitzschach. Sie ist die Nummer zwei der Weltrangliste, zählt zu den besten Spielerinnen ihrer Generation.

Und sie, die Titelverteidigerin, ist bei der Weltmeisterschaft in Riad in Saudi-Arabien jetzt nicht mit dabei. Sie verweigert eine Anreise zur Weltmeisterschaft aus politischen Gründen. In Saudi-Arabien müsste sie sich verhüllen, dürfte nicht ohne Begleitung das Haus verlassen.

"In einigen Tagen werde ich meine zwei Weltmeistertitel verlieren", schreibt Musytschuk in einem emotionalen Beitrag auf ihrer Facebook-Seite. "Nur, weil ich mich dazu entschieden habe, nicht nach Saudi-Arabien zu reisen und mich nicht wie eine Kreatur zweiter Klasse zu fühlen."

Heftige Kritik

Sie und ihre Schwester Marija – ebenfalls eine Schachspielerin der Spitzenklasse – hätten sich beide entschieden, das lukrative Turnier im Wüstenstaat auszulassen. Obwohl es für Anna den Verlust ihrer zwei Titel bedeutet. "Das ist ein bitteres Gefühl", schreibt sie, "aber es reicht nicht aus, dass ich meine Meinung und meine Prinzipien aufgeben würde."

Die Musytschuk-Schwestern sind aber nicht die einzigen Stars, die in Riad nicht antreten werden – auch die Abordnung aus Katar hat sich dazu entschieden, auf eine Teilnahme zu verzichten. Grund dafür sind aber nicht die Frauenrechte, sondern vielmehr Schikanen durch den Ausrichter: Aufgrund der politischen Spannungen dürfen die Vertreter Katars ihre Nationalflagge nicht zeigen, sie zogen sich deswegen vom Turnier zurück.

Nicht schikaniert, sondern gänzlich ausgeschlossen wurden die Spieler aus Israel. Allerdings auf Umwegen: Weil die Regeln des Welt-Schachverbandes FIDE eine Sperre aufgrund der Nationalität untersagen, stellte Saudi-Arabien sieben Israelis einfach kein Visum aus.

Kuriose Randnotiz: Eine Fatwa (ein islamisches Rechtsgutachten, Anmerkung) untersagt Muslimen eigentlich das Schachspiel.

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