Felix Gottwald ist der erfolgreichste Olympiasportler Österreichs. Drei Mal holte er Gold in der Nordischen Kombination, insgesamt 18 Medaillen gewann der heute 41-jährige Salzburger. Seit dem Ende seiner Karriere ist Gottwald Vortragender und Autor - in seinem Blog äußerte er sich nun erstmals zu den Übergriffen, die auch er im Skigymnasium Stams erlebt hat:
"Ja, es gab sie, diese demütigenden und entwürdigenden Rituale, Pastern und ein paar andere – aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbare – brutale Machtdemonstrationen der Älteren, Kräftigeren, Mächtigeren gegenüber Jüngeren, Schwächeren, Ohnmächtigen. Diese Unterwerfungsrituale waren Internatsalltag, keine Einzelfälle. Einzelfall wäre eher, wenn es tatsächlich jemand nie mitbekommen oder nicht selbst verspürt haben sollte.
So wurde, in Stams und wohl auch in anderen Internaten, die Rangordnung hergestellt – und weil wir ja Täter und Opfer gleichermaßen waren, stiftete die Geheimhaltung auf eine Art und Weise auch die Verschworenheit einer Schicksalsgemeinschaft. Gegen Ende meiner Zeit in Stams, so hatte ich jedenfalls den Eindruck, trug das Engagement des damaligen Heimleiters gegen die Art von Übergriffen Früchte und Pastern als Ritual war abgeschafft. Jetzt, knapp 30 Jahre später, wird Bewusstseinsarbeit geleistet. Das ist gut, richtig und wichtig. Spät ist besser, als gar nie."
Vor wenigen Wochen hatte die ehemalige Skiläuferin im ÖSV-Nachwuchsbereich für Aufsehen gesorgt. Werdenigg hatte am 20. November im "Standard-Sportmonolog" erstmals von sexuellen Übergriffen im heimischen Skisport während ihrer Karriere hin zu einer Vergewaltigung durch einen Mannschaftskollegen gesprochen. Außerdem sprach sie wenige Tage später in der ORF-Sendung "ZiB 2" davon, dass ihr auch ein Fall bekannt sei, der erst rund zwölf Jahre zurückliegen soll.
In der Zwischenzeit sind bei diversen Anlaufstellen zahlreiche Meldungen von Missbrauchsvorfällen eingegangen. Mehrere frühere Aktive hatten über berichtet.