Wozu das Ganze? Wer soll das bezahlen? Und was hab’ eigentlich ich davon?
So in etwa klingt es, wenn sich die Tiroler olympische Gedanken machen und sich den Kopf über eine mögliche Bewerbung für die Winterspiele 2026 zerbrechen. Peter Mennel sieht sich häufig mit Fragen wie diesen konfrontiert, wenn der ÖOC-Generalsekretär den Dialog mit der Bevölkerung sucht.
"Greifbar für die Menschen" sollen diese Spiele werden, meinte ÖOC-Präsident Karl Stoss erst am Freitag wieder. Doch knapp zwei Monate vor der landesweiten Volksabstimmung (15. Oktober) scheint eben den betroffenen Menschen das Tiroler Olympia-Projekt noch immer nicht ganz greifbar zu sein. "Man merkt, dass die Leute noch nicht den idealen Informationsstand haben", sagt Generalsekretär Mennel, der bei seinen zahlreichen Gesprächen immer wieder Aufklärungsbedarf sieht.
Vor den ersten beiden Winterspielen in Innsbruck (1964 und 1976) waren die Tiroler noch regelrecht Feuer und Flamme für das Sport-Spektakel gewesen. Aber das waren andere Zeiten, andere Olympische Spiele vor allem. Mittlerweile wird Großereignissen generell eher mit Skepsis begegnet, daran trägt auch das IOC Schuld, das den Gigantismus lange lieber förderte als glaubhaft versuchte, ihn einzudämmen.
Die letzten Winterspiele in Sotschi dienen als Mahnmal: Mit 50,8 Milliarden Dollar kosteten sie mehr als alle vorherigen Winterspiele zusammen und verstärkten in klassischen Wintersport-Nationen die Ablehnung gegenüber Olympia. Für die Spiele 2022 hatten sich zuletzt nur mehr zwei Bewerber gefunden: Peking und Almaty.
Dem IOC blieb gar keine andere Wahl, als den Weg zurück zu den Wurzeln einzuschlagen. Ohne diese Agenda 2020 wäre eine Bewerbung von Innsbruck-Tirol erst gar kein Thema gewesen. Die Voraussetzungen in Tirol "sind sehr ideal", sagte IOC-Präsident Thomas Bach kürzlich in Wien und verwies auf die zahlreichen vorhandenen Sportstätten im Land.
Peter Mennel formuliert es anders: "Kompetenz spart Kosten. Durch Ticketerlöse, Marketing und Einnahmen vom IOC finanzieren sich die Spiele von selbst", betont der Vorarlberger, dem vor allem eines wichtig ist: "Ich will auf einer sachlichen Ebene diskutieren." Denn längst ist Olympia auch Inhalt politischer Debatten geworden. Immerhin wird in Tirol 2018 ein neuer Landtag gewählt.
Für Mennel sind viele der aktuellen Diskussionen sowieso viel zu kurz gedacht. Er sieht in Olympischen Spielen die große Chance, in der Gesellschaft ein Bewusstsein für den Sport zu schaffen. "Da haben wir Nachholbedarf. In Holland treiben 90 Prozent der Kinder mehr als drei Stunden in der Woche Sport. In Österreich 28 Prozent. Studien zeigen: Wenn man heute 100 Millionen in den Sport investiert, spart man sich langfristig 1,3 Milliarden an Gesundheitskosten. Das wäre ein Nutzen von Olympia."
Das letzte Wort haben die Tiroler. Dass die Landbevölkerung am 15. Oktober für die Bewerbung stimmt, gilt als wahrscheinlich. Anders sieht die Sache in der Landeshauptstadt aus: Bereits 1993 und 1997 hatten sich die Innsbrucker gegen Olympia ausgesprochen.