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Skandale und Tragödien: Bewegter Weltcup-Start

9-12-2017, 06:00

So rund wie in den letzten Wochen ist es im alpinen Skiweltcup schon lange nicht mehr gegangen. Missbrauchsvorwürfe, Todesopfer, Wetterkapriolen – und all das zu einem Zeitpunkt, da die Olympia-Saison erst so langsam Fahrt aufnimmt. 14 Rennen sind allein bis Weihnachten noch zu absolvieren (je sieben bei Damen und Herren), und schön langsam droht man fast den Überblick zu verlieren, was alles los ist.

Die Zahl zwei ist es, die dem Geschehen gemein ist.

Zwei Frauen haben sich öffentlich als Missbrauchsopfer geoutet: die Tiroler Olympia- und WM-Vierte Nicola Werdenigg sowie die Schweizerin Helen Scott-Smith. Die Reaktionen sind geteilt: Täter-Opfer-Umkehr hier, Kritik wegen der langen Zeitspanne zwischen Missbrauch und Schritt an die Öffentlichkeit dort – die Mehrheit äußert Mitgefühl und Verständnis. Und inzwischen melden sich auch Opfer aus anderen Nationen mit ihren Erlebnissen.

Die Affäre ist längst nicht ausgestanden: Auch an anderen Sportschulen als in Neustift gab es zumindest in der Vergangenheit Initiationsrituale wie das Pastern, der Redaktion des KURIER sind zumindest zwei Fälle aus Vorarlberg bekannt, in denen bei Burschen Kleiderbügel zum Einsatz kamen. Klar ist aber auch: Missbrauch ist keineswegs auf den Skisport beschränkt, wie einschlägige Fälle beim kickenden Nachwuchs des GAK oder Schwimmern in Oberösterreich gezeigt haben. Hier ist der Sport als Ganzes gefordert, sich seiner Verantwortung zu stellen.

Zwei Tote waren in den letzten Wochen bei den Speed-Herren zu beklagen: Der Franzose David Poisson, 35, stürzte am 13. November im Training in Nakiska zu Tode, am Mittwoch ist der 17-jährige Deutsche Max Burkhart nach seinem schweren Sturz im Training in Lake Louise seinen Verletzungen erlegen.

"Das ist eine beinharte Geschichte für uns alle", sagt Roland Leitinger, "da läuft es dir extrem kalt den Buckel runter." Der Riesenslalom-Spezialist hat sich einst auch im Speedbereich versucht, "aber ich habe meine Qualitäten nie zeigen können, weil mir einige Kilos fehlen." Um viel über das Warum zu grübeln, fehlt freilich die Zeit: "So lange ist nichts passiert, und jetzt schlägt das Schicksal gleich zwei Mal zu. Das Beste ist es, trotzdem wieder skifahren zu gehen."

Zwei Rennen absolvieren die Ski-Herren in Val d’Isère. Für die Gastgeber geht es im Riesenslalom am Samstag (9.30/12.30, live ORFeins) vor allem um Rehabilitation: Nachdem sie im Riesenslalom im vergangenen Winter fünf Siege erreicht hatten, setzte es für die Franzosen in Beaver Creek eine Watsch’n – Alexis Pinturault war bei Marcel Hirschers Erfolg in Colorado als Bester Zwölfter. "Ich hatte Fehler beim Timing und habe mich auch noch beim Material vergriffen", gestand Pinturault, "aber das ist nun einmal Teil des Spiels."

Dass Hirscher schon wieder Weltklasse-Leistungen zeigt, ist für den 26-Jährigen, der im September seine Freundin Romane Faraut geheiratet hat, keine Überraschung: "Champions auf seinem Level brauchen nicht viel mehr als einen Monat, um wieder an die Spitze zurückzukehren. Er ist wieder der große Favorit auf den Gesamtweltcup." Er selbst, sagt Pinturault, hat vor allem Medaillen bei den Winterspielen in Südkorea im Visier – das ist bei Hirscher nicht anders.

Zwei Läufer hatten einen stressigen Freitag: Marcel Hirscher und Manuel Feller trainierten noch in der Heimat, ehe es per Flugzeug nach Frankreich ging. Mit fünf Siegen (vier Mal Riesenslalom, einmal Slalom) und zwölf Podestplätzen ist der sechsfache Gesamtweltcupsieger Hirscher der erfolgreichste Athlet in Savoyen. Auch wenn es am Freitag schneite, die Veranstalter haben vorgesorgt: Die Face de Bellevarde wurde für die Rennen gleich zwei Mal mit dem Sprühbalken vereist.

Zweigleisig ist Michael Matt unterwegs: Der Tiroler, bislang nur im Slalom aktiv, startet am Samstag erstmals in einem Weltcup-Riesenslalom. Das Ziel? "Wenn ich es in den zweiten Lauf schaffen würde, wäre das schon gewaltig."

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