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Misshandlungen: Opfernotruf in Steiermark eingerichtet

6-12-2017, 13:38

Nach einem Bericht über angeblich körperlich verletzende Rituale unter Schülern Ende der 1990er-Jahre an der Skihauptschule Schladming hat die steirische Schullandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) rasch eine Notrufnummer einrichten lassen. Gegenüber der APA wurde am Mittwoch angekündigt, dass man eventuelle Vorfälle lückenlos aufklären wolle.

In der Mittwochausgabe von "Die Presse" hat eine ehemalige Absolventin der damaligen Skihauptschule Schladming (heute NMS Schladming) über wie das "Pastern" von neu ankommenden Schülern berichtet. Die Frau, die anonym bleiben will, war Ende 1990 im dortigen Internat untergebracht.

Notruf für Opfer geplant

Jüngere Schüler seien von älteren "geschlagen" worden, blaue Flecken seien "ganz normal" gewesen, einige hätten "heute noch Narben deswegen". Burschen hätten "gegrapscht" und "gemobbt". Erzieher im Internat hätten davon gewusst, ebenso die Trainer, hieß es in dem Interview. Es sei zwar "geschimpft" worden, aber es habe laut der Absolventin - die später eine Therapie gemacht hat - keine Konsequenzen gegeben, bzw. seien Opfer, die sich gemeldet hätten, zum Täter gemacht worden.

Aus dem Büro von Bildungslandesrätin Lackner hieß es auf Anfrage der APA, dass noch im Laufe des Tages ein Notruf für mögliche weitere Opfer eingerichtet werde. Näheres wolle man am Nachmittag bekannt geben, nachdem die Vertreter der zuständigen Bereiche vom Schulerhalter, Internatleitung bis zum Sportressort über die notwendigen weiteren Schritte beratschlagt hätten.

Für die Einrichtung einer eigenen Opferschutzkommission ist indessen FPÖ-Sportsprecher Herbert Kober eingetreten. Opfer seien laut dem Landtagsabgeordneten "professionell zu betreuen, die Vorfälle umfassend aufzuklären und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen", so Kober in einer ersten Reaktion.

Breites Hilfsangebot

Schüler, die in steirischen Schulen bzw. Internaten gewaltsame Übergriffe erlebt haben, können laut dem Büro der steirischen Bildungslandesrätin Lackner unter der Notrufnummer des Gewaltschutzzentrums Steiermark (0316 77 41 99) Unterstützung, Beratung und Betreuung finden. "Betroffene können sich anonym an die Stelle wenden, die Stelle hat keine Meldepflicht", sagte der Sprecher der Landesrätin, Michael Samec. Opfer erhalten psychologische Betreuung und falls gewünscht auch juristische Beratung.

Dem Bürgermeister von Schladming hat wiederum die ehemalige steirischen Landeshauptfrau und Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic zugesagt, die Aufarbeitung von möglichen Missbrauchsfällen auch im Zusammenhang mit dem Schladminger Sportschulstandort zu unterstützen. Betroffene können sich demnach auch unter [email protected] bzw. der Telefonnummer 0664 383 52 60 melden.

In Schladming selbst wird es am kommenden Mittwoch (13. Dezember um 8.00 Uhr) in der Ski-NMS eine Informationsveranstaltung für Eltern und Schüler geben, kündigte der Bürgermeister gegenüber der APA an. Weiters sei eine Liste mit Rechtsanwälten in Schladming, Graz und Salzburg in Ausarbeitung, an die sich ehemalige Schüler, "die schlimme Erfahrungen machen mussten", wenden können.

"Nehmen Thematik sehr ernst"

Vonseiten des Bildungsministeriums wurde ein "Meldetelefon" unter der bundesweit kostenfreien Nummer 0800 205676 eingerichtet. Die Stelle nimmt auch unter Meldungen von Personen, die im schulischen Umfeld von sexuelle Übergriffen und Missbrauchsfällen betroffen sind oder waren.

Das Meldetelefon nimmt den Fall und Anliegen auf und führt sie einer weiteren Bearbeitung zu. Melden können sich Personen aus ihrem sozialen Umfeld der Betroffenen, hieß es vonseiten des Ministeriums. Die Weisung des Bildungsministerium nach einer Sachverhaltsdarstellung der Schulaufsicht, wie sie in der Vorwoche an die betroffenen Schulen in Tirol ergangen ist, wurde am Mittwoch auch auf den steirischen Schulstandort ausgedehnt.

"Wir nehmen die Thematik sehr ernst", hieß es vonseiten des zuständigen Landesschulinspektors für NMS, Hermann Zoller. "Wenn es tatsächlich so war, dass Lehrer gezielt weggesehen haben, dann müssen natürlich Maßnahmen ergriffen werden. Dafür sind wir aber auch auf entsprechende Meldungen und Namensnennungen angewiesen", sagte Zoller.

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