Die Stimme klingt ein wenig tief, im Hintergrund ertönt das Geräusch der zischenden Kaffeemaschine. Peter Stöger macht es sich daheim in Köln gemütlich, Zeit dafür hat er nun vermehrt, der Stress ist gewichen. Gut gehe es ihm, versichert er, wenngleich er natürlich eine gewisse Trauer nach der verspürt.
Langzeit-Partnerin Uli Kriegler verließ ihn gestern, jedoch nur mit dem Flieger in Richtung Wien, am Samstag wird Stöger ihr folgen, um sich in der Heimatstadt wieder vermehrt Familie und Freunden zu widmen und zu entspannen. Knapp vor Weihnachten wird er noch einmal für eine Kurzvisite nach Köln zurückkehren.
KURIER: Herr Stöger, Ihr Mobiltelefon ist offensichtlich noch nicht explodiert. Wie viele Nachrichten haben Sie denn erhalten seit der offiziellen Trennung am Sonntag?
Peter Stöger: Das Telefon hält viel aus. Am Sonntag nach der Bekanntgabe habe ich mit niemandem gesprochen. Das haben die Medien in Köln auch gewusst, ich wollte einfach nicht reden. Trotzdem sind unzählige Nachrichten eingetrudelt, ich werde in den nächsten Tagen alle zurückrufen.
Wie geht es Ihnen? Fühlen Sie aktuell eine Leere?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben ja vor dem Spiel bei Schalke gewusst, was passieren wird. Super war, dass wir noch so ein tolles Spiel hingelegt haben mit dem 2:2. Das hat mich richtig gefreut.
In Ihrer Trainerkarriere hatten Sie noch nie die Situation, vor dem Spiel zu wissen, dass Sie danach gehen müssen. Wie geht man damit um?
Es stimmt, dass ich das noch nicht erlebt habe, zumal das hier beim 1. FC Köln die längste Zeitspanne war, in der ich als Trainer in der Verantwortung stand. Wir wollten einfach noch einmal alles herausholen gegen Schalke, das ist uns zum Glück auch gelungen. Schwierig war es nur unter der Woche vor dem Spiel, weil einiges in der Schwebe war. Daher habe ich auch Klarheit und eine Entscheidung gefordert. Wir haben gesehen, dass dies an den Spielern nicht spurlos vorbeigeht, dass wir die Gruppierung verlieren. Das war die Schwierigkeit in der Phase.
Wie gestalten Sie Ihre nächsten Tage? Werden Sie als Ex-Trainer durch Köln flanieren?
Bis Samstag bleibe ich hier, ich werde mit meinem Trainerteam und mit Medienvertretern Punsch trinken gehen. Am Mittwoch, wenn die Mannschaft zum Europa-League-Spiel nach Belgrad unterwegs ist, werde ich mich bei der Geschäftsstelle von allen Mitarbeitern verabschieden. Und natürlich werde ich durch Köln spazieren, in dieser Stadt habe ich mich ja immer wohl gefühlt. Die Christkindlmärkte sind auch schon offen.
Selbst am Sonntag haben Sie sich nach der Suspendierung in der Öffentlichkeit gezeigt.
Richtig, am Sonntag war ich noch auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung für Kinder in Not. Für mich war es selbstverständlich, hinzugehen, viele Leute aber waren perplex, dass ich wirklich angetanzt bin. Sie hatten in dieser Situation nicht damit gerechnet.
Ihr Abgang war in Wahrheit absehbar. Macht das die Sache leichter?
Jein. Wir sind jetzt seit viereinhalb Jahren hier in Köln und haben im Laufe der Zeit viele Freundschaften aufgebaut. Mir ist klar, dass ich diese auch in Zukunft beibehalten werde, aber einige Menschen haben Angst, dass diese Verbindungen verloren gehen. Einige sind daher traurig, weil das mit dem Sportlichen nichts zu tun hat, sondern mit dem Zwischenmenschlichen. Wären wir nur ein halbes Jahr hier gewesen und hätten keinen Erfolg gehabt, dann wäre das freilich etwas ganz anderes.
Im prophezeiten Sie beinahe, was nun passiert ist – dass Sie nach einigen Niederlagen schon im September oder Oktober wieder an Ihrem Badesee in Wien sitzen könnten.
Ich kann mich an die Aussage gut erinnern. Jetzt haben wir Dezember, aber es hätte auch September oder Oktober sein können. Diesmal können wir vielleicht schon Eislaufen gehen (lacht).
Beruhigt Sie der Umstand, dass Sie sich in den letzten Jahren einen sehr guten Namen in Deutschland gemacht haben?
Vielleicht beruhigt das etwas. Ich glaube auch, dass wir, mein Co-Trainer Manfred Schmid und ich, wieder eine Möglichkeit kriegen werden. Das soll nicht überheblich klingen, aber eine neue Chance wird kommen. Ich weiß auch noch, wo ich vor sechs oder sieben Jahren gearbeitet habe, beim GAK oder in Wiener Neustadt. Wir haben dort gegen den Abstieg gespielt und dennoch Spaß gehabt. Ich kann mich nicht daran erinnern, damals nichts zu essen gehabt zu haben. Das Leben geht weiter. Allerdings hätte ich gerne die Mannschaft mit mehr Punkten übergeben.