Zehn Monate ist es her, dass Richard Windbichler mit einem außergewöhnlichen Transfer für Schlagzeilen gesorgt hatte. Der Verteidiger aus der 2000-Einwohner-Gemeinde Scheiblingkirchen wechselte nach Südkorea. Ulsan Hyundai statt Austria Wien.
Ein Transfer, begleitet von Ungewissheit. Auch Skepsis. Doch nach einer Saison in Fernost sagt der 26-Jährige: "Es war ein voller Erfolg, der Transfer ist auf allen Ebenen aufgegangen." Am Sonntag krönte Stammspieler Windbichler mit Ulsan Hyundai eine erfolgreiche Saison, die man in der Liga auf Platz vier beendet hatte, mit dem Cupsieg. Damit darf der Österreicher erneut an der Asien Champions League teilnehmen. Reisen nach Australien, China, Japan oder Thailand inklusive.
Dass der Wechsel so aufgehen würde, war jedoch nicht immer sicher. "Am Anfang war es keine schöne Zeit, ich hatte viel Heimweh", erinnert sich Windbichler. Auch ein wenig isoliert sei er gewesen. Die Sprachbarriere war groß. Kaum ein Mitspieler spricht Englisch. "Für eine Konversation reicht es nicht, dafür ist natürlich auch mein Koreanisch nicht gut genug." Ein paar simple Phrasen könne er von sich geben. Auf dem Platz verständigt man sich über ein paar englische Kommandos. Das war’s. Gesellig wurde es nur zwischendurch mit ein, zwei anderen Legionären aus Europa oder Australien.
Foto: /Zvg "Ich hab’ mich dann aber auch privat immer besser zurechtgefunden." Mittlerweile habe er seine zwei, drei Lieblingsrestaurants gefunden. Nicht so gern gewöhnt er sich nach wie vor an die Schärfe in der koreanischen Küche. "Man isst hier alles sehr scharf, das ist nicht unbedingt meins", gesteht Windbichler, der in Korea am liebsten ein Kobe-Steak wählt.
Die sportliche Leistung hat unter den vielen ungewohnten Umständen aber nicht gelitten. Im Gegenteil. "Geholfen hat bei der Eingewöhnung sicher, dass es sportlich super gelaufen ist", erzählt der Niederösterreicher. Der anfängliche Kampf ums Leiberl war schnell gewonnen. "Ich habe 39 Pflichtspiele absolviert, so viele wie nie zuvor in einer Saison."
Die Leistungen wurden auch gewürdigt. Acht Mal wurde der Innenverteidiger ins Team der Runde berufen. Am Ende war er auch fürs Team der Saison nominiert, verpasste den Sprung in die beste Elf nur knapp. Sei’s drum. Sein Klub weiß, was er am ersten österreichischen Legionär im Land hat. "Es gibt eine Vertragsoption auf ein weiteres Jahr, mündlich hat man sie bereits gezogen, die schriftliche Bestätigung folgt demnächst."
Foto: /Zvg Der Verbleib in der 1,2-Millionen-Einwohner-Metropole im Osten Koreas am japanischen Meer ist also fix. Bevor es wieder losgeht, hat Windbichler die kürzeste Anreise und müssen seine Kollegen in den Flieger steigen. Denn die Vorbereitung auf die neue Saison erfolgt nicht in Asien, sondern in Europa. "Ab 7. Jänner haben wir ein dreiwöchiges Trainingslager in Portugal."
Bis dahin ist Urlaub angesagt. Am Dienstag fliegt Windbichler nach Wien. Die Vorfreude auf ein Schnitzel – ganz "ohne scharf" – ist groß. Daheim war er zuletzt im Sommer für fünf Tage.