Im Angesicht der nächsten heraufdräuenden Krise wartet auf Rapid der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Das mit vier Siegen aus vier Spielen perfekt gestartete Sturm Graz gastiert im Allianz-Stadion, war aber zuletzt in Wien ein gern gesehener Gast – den Steirern gelang in den jüngsten zwölf Meisterschafts-Duellen mit den Hütteldorfern in der Bundeshauptstadt nur ein Sieg.
Sturms bisher letzter Auftritt im Westen Wiens endete im Frühjahr mit einem 1:0 für Rapid, womit die Grün-Weißen dem Abstiegskampf endgültig entflohen. Vielleicht auch deshalb blickt Trainer Goran Djuricin der Partie, für die bis Freitagmittag 19.200 Tickets abgesetzt waren, mit Vorfreude entgegen. “Es gibt nichts Schöneres, als wenn der Tabellenführer kommt”, sagte der Wiener.
Man wolle das Selbstvertrauen der Grazer “brechen”, kündigte Djuricin an und wies darauf hin, dass unter seiner Führung nur eines von sieben Liga-Heimspielen verloren wurde. “Und dabei soll es auch bleiben.”
Rapid mit großem Respekt vor Sturm Graz
Allerdings ist der Respekt vor den Grazern groß. “Sie haben schnelle Spieler, lassen den Gegner oft kommen und haben dadurch mehr Räume. Darauf müssen wir aufpassen”, warnte Djuricin. Zu Sturms bestem Saisonstart seit 34 Jahren meinte der 42-Jährige: “Sie hatten zuletzt viel Spielglück, haben aber auch viel Qualität.”
Rapid sei hingegen in den vergangenen Wochen nicht von Fortuna begünstigt worden. “Doch wir haben von acht Hälften sechs sehr gut gespielt”, meinte Djuricin rückblickend auf die ersten vier Runden. Den unglücklichen Auftritt seiner Mannschaft am Sonntag beim 1:3 in der Südstadt mit anschließender “Spuck-Affäre” hat der Trainer abgehakt. “Ich habe einen Fehler, einen Ausrutscher gemacht. Das ist beglichen unter Männern, ich habe mit Franta (Anm.: Admira-Tormanntrainer) geredet”, sagte Djuricin.
Nach dem Vorfall in der Südstadt sei er in sich gegangen, beteuerte der Coach. “Jeder macht sich Gedanken, wenn er einen Fehler macht. Selbstreflexion ist wichtig.” Sein Verhalten habe aber nichts mit der Unruhe zu tun, die seit Monaten bei Rapid herrscht.
Stefan Schwab: Ein Sieg, damit Ruhe einkehrt
Ein Sieg über Sturm könnte zur allgemeinen Deeskalation beitragen, wie Kapitän Stefan Schwab bestätigte. “Wir wollen unbedingt gewinnen, damit der Abstand nach oben nicht so groß wird und es ruhiger wird”, erklärte der Mittelfeldspieler.
Dieses Vorhaben möchte Sturm-Betreuer Franco Foda verhindern. “Wir müssen von der ersten Minute an in einem vollen Stadion hellwach sein, klaren Kopf behalten und ruhig bleiben. Jeder muss an die Schmerzgrenze gehen, dann sind wir richtig gut”, forderte der Deutsche und versprach: “Wir werden versuchen, auch in Wien drei Punkte zu holen.”
Franco Foda: “Rapid hat sich unter Wert verkauft”
Für die aktuelle Krisenstimmung bei den Grün-Weißen hat Foda wenig Verständnis. “Sie haben sich in den letzten Spielen unter Wert verkauft”, sagte der 51-Jährige, dessen Mannschaft in Wien von zumindest 900 Anhängern angefeuert wird. “Dass uns viele Fans aus Graz unterstützen werden, gibt uns zusätzlich Kraft.”
Deswegen wird auch eine Änderung des Vorbereitungsplans in Kauf genommen. Ursprünglich hätte am Freitag schon in Wien ein Training stattfinden sollen, allerdings stieg am Nachmittag die offizielle Verabschiedung von den Fans, weshalb doch noch in Graz geübt und erst danach abgereist wurde.
Nicht im Mannschaftsbus saß Romano Schmid, der vor einem Wechsel zu Red Bull Salzburg steht. “Solchen Abgängen kann man nur entgegenwirken, wenn Verträge ohne Ausstiegsklausel gemacht werden. Ich weiß aber, dass das kein einfaches Unterfangen ist”, erklärte Foda.