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Matthias Mayer: "Der Olympiasieg hilft mir nicht"

25-11-2017, 06:00

Der tragische Unfalltod des Franzosen David Poisson überschattet die erste Saisonabfahrt am Samstag in Lake Louise (20.15 Uhr, live ORF eins). Olympiasieger Matthias Mayer wird wie alle ÖSV-Läufer mit Trauerflor an den Start gehen. Der 27-jährige Kärntner war vor zwei Jahren in Gröden schwer gestürzt und hatte sich mehrere Wirbel gebrochen. "Als Rennläufer weißt du, dass nicht immer alles gut ausgehen kann", sagt Matthias Mayer.

KURIER: Wie sehr hat Sie der Sturz in Gröden verändert? Haben Sie heute einen anderen Zugang zum Rennfahren?

Matthias Mayer: Es hat sich für mich sehr viel verändert. Ich hatte ja doch eine ganze Saison Pause und dadurch auch dementsprechend viel Zeit zum Nachdenken. Da ist mir einiges klar geworden.

Nämlich?

Mir ist da erst richtig bewusst geworden, wie eng es bei mir wirklich war. Und wie schmal der Grat in unserem Sport ist. Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich heute noch am Start stehen kann und Skifahren darf. Trotzdem ...

... trotzdem?

Wenn es ums Rennfahren geht, dann haben diese Gedanken keinen Platz. Die darfst du nicht zulassen. Sonst bist du erstens nicht schnell und außerdem wird es gleich einmal gefährlich, wenn du nicht mit hundert Prozent bei der Sache bist.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie wieder bereit waren, voll ans Limit zu gehen?

Das war eigentlich sogar das Schwierigste nach meinem Sturz: Dass ich mich überwinde und an die Grenze gehe. Das fällt mir heute noch schwer, wenn wir bei Neuschnee fahren oder die Sturzräume eher klein sind. Da ist bei mir in der Vergangenheit einfach schon zu viel passiert. Ich hatte den Sturz und alles, wie es dazu gekommen ist, sehr lange im Kopf. Aber inzwischen merke ich, dass ich jetzt doch wieder anders an die Sache herangehe.

Sonst hätten Sie im vergangenen Winter auch nicht den Super-G in Kitzbühel gewonnen.

In Kitzbühel zu gewinnen – das war für mich das Comeback schlechthin. Gewaltig. Und es war auf jeden Fall mein wichtigster Weltcupsieg. Weil ich einfach lange dafür gebraucht habe, den Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, dass es mich wieder herhauen könnte.

Apropos Kopf: Ist es denn ein Vorteil, dass Sie schon Olympia-Gold in der Tasche haben, oder bedeutet das mehr Druck?

Beides, würde ich sagen. Auf der einen Seite ist es locker-lässig, dass ich die Goldmedaille schon daheim habe, andererseits sind die Erwartungen natürlich auch da. Ich habe schon für mich den Anspruch, dass ich, so lange ich aktiv bin, auch möglichst erfolgreich bin. Der Olympiasieg war schön, aber er hilft mir nicht, wenn ich jetzt am Start stehe.

Wie oft ertappen Sie sich überhaupt dabei, dass Sie an Ihren Olympiasieg 2014 denken?

Irgendwie ist das immer präsent und das wird mich auch mein Leben lang begleiten. Die Leute sprechen mich ja auch so an: ,Ah, das ist der Olympiasieger!‘ Oder: ,Kann ich bitte vom Olympiasieger ein Autogramm haben?‘ Ich hatte ja vorher keine Ahnung, was ein Olympiasieg bedeutet und was einen nach so einem Erfolg erwartet. Diese Bedeutung, die vor allem in Österreich der Abfahrtssieg bei Olympia hat, die ist mir erst mit den Jahren bewusst geworden.

Wie präsent sind schon die Winterspiele in Südkorea?

Natürlich ist Olympia im Hinterkopf, man bereitet sich den ganzen Sommer über darauf vor. Aber im Moment geht’s einmal darum, gut in den Weltcup-Winter reinzustarten.

Themenwechsel: Sie gelten als begnadeter Tennisspieler und sind sogar in der Kärntner Landesliga im Einsatz. Sehen Sie Parallelen zwischen dem Skisport und Tennis?

Da gibt es sogar mehrere Sachen, die in beiden Sportarten wichtig sind. Zum Beispiel, was die Konzentration betrifft. Oder die Fokussierung auf einen Punkt. Das brauchen wir im Skisport auch. Oder wenn man im Match vielleicht gerade Gefahr läuft, zur Seite zu kippen und zu hadern, dass nichts mehr geht. Da lernt man im Tennis, wie man sich mit einem Punkt wieder erfangen kann.

Was für ein Spielertyp sind Sie denn?

Mein Markenzeichen ist auf jeden Fall der Aufschlag mit der rechten Hand. Und dann spiele ich mit der linken Hand weiter.

Wie bitte?

Ich hab’ das von klein auf so gelernt und kann es nicht anders. Deswegen bin ich auch so ein unberechenbarer Gegner. Weil ich am Netz zwei Vorhände habe.

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