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Mandl: "Mir ist nie etwas zu Ohren gekommen"

23-11-2017, 15:15

Herbert Mandl war erstaunt und entsetzt gleichermaßen, als er die vernahm. Seit die ehemalige Weltcupläuferin im Standard von regelmäßigen sexuellen Übergriffen und Nötigungen berichtet hatte, die sich zu ihrer aktiven Zeit in den 1970er-Jahren zugetragen hatten, ist die Tirolerin eine gefragte Interview-Partnerin. In der ZiB-2 hatte Werdenigg nun den ÖSV ins Visier genommen. "Ich kenne einen Fall aus dem Jahr 2005, der an die Mannschaftsführung herangetragen wurde. Das hätte Schröcksnadel wissen müssen."

Das hätte vor allem aber Herbert Mandl wissen müssen, der zu dieser Zeit Chefcoach der österreichischen Ski-Damen war. "Mir ist in meiner gesamten Amtszeit nie etwas zu Ohren gekommen, dass es sexuelle Übergriffe gegeben hätte. Und ich war elf Jahre Cheftrainer und dazu noch etliche Jahre im Europacup für die Damen verantwortlich", versichert Mandl gegenüber dem KURIER. "Wenn sie nicht mit konkreten Namen herausrückt, dann ist es unfair, den Skiverband so zu kritisieren."

Ein Pantscherl

Trotzdem will man beim ÖSV nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen. "Ich nehme die Aussagen von Frau Werdenigg-Spieß sehr ernst, denn sollte es tatsächlich Vorfälle gegeben haben von denen der Verband nichts erfahren hat, dann möchte ich dies geklärt wissen", versichert ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. "In unserer Größenordnung – 450 Aktive und rund 200 Trainer und Betreuer – kann man grundsätzlich nichts von vornherein ausschließen."

In der Verbandszentrale in Innsbruck, in der am Donnerstag mehrere Mitarbeiter damit beschäftigt waren, die Vergangenheit und den Vorwurf aufzuarbeiten, glaubt man ohnehin zu wissen, worauf Werdenigg im ZiB-2-Interview anspielte. Auf einen Fall, der im Jahr 2005 intern durchaus für Diskussion gesorgt hatte, aber in keiner Weise vergleichbar ist mit den Torturen, wie sie Werdenigg erlebt hatte.

Vielmehr ging es seinerzeit um eines dieser "Pantscherln", wie ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel die engeren Beziehungen zwischen Trainern und Läuferinnen gerne flapsig nennt. 2005 gab es eine junge Weltcupläuferin, die eine Liaison mit einem führenden Betreuer hatte. Die Rennläufer- und Trainerkollegen wussten darüber Bescheid, ebenso die Skijournalisten.

Als Peter Schröcksnadel davon erfuhr, zog er die Konsequenzen und versetzte den Trainer kurzerhand in den Europacup.

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