Es könnte eng werden für Russland. Noch enger, als es bereits ist. Laut dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt wird die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) bei ihrem Meeting in Seoul am Mittwoch und Donnerstag den Status der russischen Anti-Doping-Agentur als "nicht regelkonform" bestätigen.
Dieses WADA-Urteil könnte dramatische Folgen haben für Russland – und damit für die gesamte Sportwelt. Im Raum steht der Komplettausschluss Russlands von den Olympischen Winterspielen in Südkorea und von den Paralympics. Auch die Sperre für die Leichtathleten würde aufrecht bleiben, die WM 2018 in Berlin würde demnach ohne Russland stattfinden.
Konsequenzen drohen Russland vor allem aus drei Gründen:
1.) Russland bestreitet, dass es ein staatlich gestütztes Dopingsystem überhaupt gegeben hat. Als "falsch" wird der McLaren-Report bezeichnet. In diesem Bericht hatte Chefermittler Richard McLaren festgestellt, dass von einem staatlich gelenkten Dopingsystem mehr als 1000 Athleten profitiert hätten.
2.) Russland weigert sich, versiegelte Urinproben der WADA zur Verfügung zu stellen. "Diese könnten das Ausmaß des Schreckens noch größer machen", sagt Seppelt.
3.) Schon zuvor hatte die WADA mitgeteilt, dass sie neue Beweise für das russische Dopingsystem habe, das Material soll von einem Whistleblower stammen. Dieses soll alle Doping-Testdaten von 2012 bis 2015 enthalten und zeigen, dass tausendfach positive Tests vertuscht wurden. Sollten die Daten auch breites Doping im Fußball offenbaren, müsste die FIFA wohl reagieren. Russland könnte 2018 zwar die WM austragen, allerdings ohne daran teilzunehmen.
Der Gürtel um Russland wird immer enger. Gefordert ist nun vor allem IOC-Präsident Thomas Bach, denn über einen Olympia-Ausschluss kann nur das Internationale Olympische Komitee befinden. Eine Entscheidung darüber soll Anfang Dezember fallen, wenn sich die IOC-Exekutive in Lausanne trifft.
Ein Komplettausschluss von Russland wäre ein Affront gegenüber Putin. Sollte das IOC Russland aber nicht ausschließen, hätte es den Rest der Welt gegen sich.