In der Welt, die eine Scheibe ist, hat sich Mensur Suljovic unter den Besten etabliert. Das fand auch bei den österreichischen Sportjournalisten Beachtung, die ihn bei der Wahl zum Sportler des Jahres auf Rang fünf gereiht hatten. Nur die Winter-Heiligen Marcel Hirscher und Stefan Kraft sowie Tennis-Liebling Dominic Thiem und Basketball-Größe Jakob Pöltl hatten sie besser gereiht als den 45-jährigen Wiener.
Bei der Sporthilfe-Gala letzten Donnerstag aber war von den ersten fünf nur Stefan Kraft dabei. Hirscher war bei einer Ehrung in Prag, Thiem und Pöltl bei der Arbeit. Und Suljovic? "Ich habe mich schon darauf gefreut, habe sogar meinen Flug zum Turnier nach Glasgow auf Freitag verschoben. Aber ich habe keine Einladung bekommen."
Wie dem auch sei. Bis Ende des Jahres stehen für den in Serbien geborenen Wiener wichtigere Dinge an. Es geht um viel Ehr und Geld. In der Weltrangliste, die sich aus den Preisgeldern der letzten zwei Jahre errechnet, liegt Suljovic derzeit auf dem siebenten Rang mit 362.000 Pfund (umgerechnet fast 410.000 Euro).
Am Samstag beginnt in Wolverhampton der Grand Slam of Darts. Das Besondere an diesem Turnier ist die Tatsache, dass es das einzige Major-Turnier ist, bei dem Spieler der beiden großen Dartsverbände PDC und BDO antreten dürfen. Suljovic, der früher bei der BDO gespielt hat, erklärt den Unterschied: "Auch bei der BDO sind starke Spieler. Die Besten aber sind zur PDC gewechselt, weil dort die Preisgelder auch höher sind. So ist das halt im Sport."
Die 32 Spieler werden in acht Vierergruppen gelost. Bei der Auslosung war Mensur Suljovic gesetzt. Der 45-jährige Wiener trifft auf Michael Smith, James Wilson und Mark McGeeney, die beiden Letzteren kommen aus der BDO. Der 27-jährige Smith hat Gary Anderson als Mentor und Manager. Suljovic trifft am Samstag im erste Gruppenspiel auf McGeeney. Die Gruppenspiele enden am 14. November, die zwei besten Spieler jeder Gruppe qualifizieren sich für die K.-o.-Phase.
Insgesamt wird ein Preisgeld von rund 510.000 Euro ausgeschüttet, der Sieger erhält fast 125.000 Euro (110.000 Pfund). Für einen Neun-Darter (mit weniger Würfen kommt man von 501 nicht auf Null) zusätzliche 5000 Pfund. Sport 1 überträgt live.
Das Turnier endet am Sonntag, am Freitag darauf steht das nächste Highlight auf dem Programm, das Finale der Players Championship. Es findet zum sechsten Mal in Folge in Minehead statt. Es ist die große Generalprobe für die WM. In Minehead wurde ebenfalls das Preisgeld erhöht, der Sieger bekommt 100.000 Pfund.
Allerdings ist an den drei Tagen das Programm für die Spieler viel dichter. Während in Wolverhampton nur eine Partie pro Tag absolviert werden muss (mit Ausnahme am Sonntag, an dem Semifinale und Finale gespielt werden), gibt es in Minehead kaum Zeit zum Verschnaufen. "Auch wenn das stressig ist, habe ich es lieber", sagt Mensur Suljovic. "Da hast du nicht viel Zeit zum Nachdenken. Außerdem musst du nicht so lange in England bleiben. Die Esskultur dort ist nicht wirklich berauschend."
Vielleicht ist das mit ein Grund, warum er bei der WM noch nicht den ganz großen Wurf gelandet hat – die Achtelfinali 2016 und 2011 waren die bislang besten Leistungen. Nach dem Turnier in Minehead gibt es für den zweifachen Vater zwei Wochen zum Verschnaufen mit Ehefrau Enisa und den Kindern Emma und Tarik, ehe von 14. Dezember bis 1. Jänner bei der Weltmeisterschaft in London die Pfeile geworfen werden.