"Mit dem Sport lassen wir uns nicht abspeisen.“ Dies sagte 2002 der damalige Parteivorsitzende der Grünen – Alexander Van der Bellen – anlässlich einer möglichen Regierungsbeteiligung. Das Zitat des heutigen Bundespräsidenten wird immer noch hervorgekramt, wenn es um die Bedeutung des Sports in der Politik geht.
So auch beim Termin der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO), die gestern eine Liste von Forderungen an die neue Regierung präsentierte. Ein Auszug:
„Sport begeistert Woche für Woche vier Millionen Menschen in Österreich“, sagt BSO-Präsident Rudolf Hundstorfer. „Das heißt, dass jeder zweite Österreicher mindestens ein Mal pro Woche sportlich aktiv ist.“ Körperliche Aktivität spare dem Staat jedes Jahr 530 Millionen Euro. „Das ist sehr, sehr viel Geld.“ Dennoch sei Sport kein Wahlkampfthema gewesen.
Die BSO fordert eine Allianz von Sport und Politik und messbare Zielsetzungen. Sport und Landesverteidigung sollen in einem Ministerium bleiben. „Die Synergien in diesem Ressort sind gute Rahmenbedingungen“, sagt Hundstorfer und erinnert an die 300 Heeressportler. Allerdings: Die finanziellen Mittel seien seit 2010 nicht mehr an die Inflation angepasst worden.
„Die Situation in Österreich ist erschreckend“, sagt BSO-Vize- und Sportunion-Präsident Hartwig Löger. „Unseren Kindern fehlt die Bewegungsfähigkeit.“ Nur ein Fünftel der elf- bis 15-jährigen Kinder bewege sich die empfohlenen 60 Minuten pro Tag. Unter den Achtjährigen sind 30 Prozent der Buben übergewichtig und 24 Prozent der Mädchen. Schulen ohne Turnsaal haben einen signifikant höheren Anteil an übergewichtigen Schülern. Diese Inaktivität kostet den Staat langfristig 2,4 Milliarden Euro.
Auf der anderen Seite bieten 90 Prozent der burgenländischen Pflichtschulen die tägliche Bewegungseinheit an. „Die Kinder haben dort nicht nur Kraft, Ausdauer und Sportmotorik verbessert“, sagt Löger. „Ihre Lernleistungen wurden auch besser.“ Die tägliche Bewegungseinheit soll österreichweit stattfinden, in allen Kindergärten und Schulen bis zur achten Schulstufe. Löger: „Das kostet Geld. Aber Zahlen belegen, dass jeder in den Sport investierte Euro langfristig das Fünffache zurückbringt. Es lohnt sich, in den Sport zu investieren.“
Die BSO fordert eine Einrichtung eines ORF-Sportkanals, der den österreichischen Sport in seiner vollen Breite abbildet, vom Ski-Weltcup über das Fußball-Länderspiel bis hin zum Fitness- und Gesundheitssport. Damit stärken einander Groß und Klein, Winter und Sommer, Einzel- und Mannschaftssport.
Ein Sportland definiere sich über seine Großveranstaltungen und seine Sportstätten, etwa über ein neues Nationalstadion. Dieses solle nicht nur der Fußball-Nationalmannschaft Heimat sein, sondern etwa auch dem Rugby- oder dem Football-Team. In dem Stadion könnte ein neues Haus des Sports entstehen, das mehrere Verbände unter einem Dach vereint und die „Hall of Fame“ des österreichischen Sports beinhaltet.