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Heraf: Vom ÖFB enttäuscht, in Neuseeland glücklich

9-11-2017, 08:00

Andreas Heraf hat sich komplett seiner neuen Aufgabe als Technischer Direktor des neuseeländischen Fußballverbandes verschrieben. Mehrere Jahre will der Ex-Internationale als Entwicklungshelfer in Ozeanien werken, hat deswegen in Österreich fast alle Zelte abgebrochen. "Wir haben ein irrsinniges Potenzial", schwärmte der 50-Jährige. Beim ÖFB hat der Wiener am Ende kein Licht mehr gesehen.

Die sportliche Hierarchie in der neuen Heimat ist klar. "Da ist alles Rugby. Dann kommt Cricket, und dann kommen irgendwann wir", erzählte Heraf, der im August nach Neuseeland auswanderte. Sein erstes Fazit nach vielen Erkundungen, Dienstreisen und zahllosen Gesprächen: "Der Stellenwert des Fußballs und das Verständnis von der Sportart in dem Land ist natürlich weit weg von dem, was wir gewohnt sind." Dennoch sei das runde Leder stark im Kommen.

"Es gibt extrem viele Kinder, die Fußball spielen. Das explodiert gerade alles", berichtete Heraf, der eine enorme Aufgabenfülle zu bewältigen hat. Der Ex-Rapidler ist für die Trainer-Ausbildung und -Fortbildung verantwortlich, ebenso für die Spielerentwicklung und die insgesamt acht Nationalteams von Männern und Frauen, soll eine gemeinsame Spielphilosophie entwickeln und die Entstehung einer nationalen Fußballakademie vorantreiben. Interimistisch betreut Heraf derzeit auch noch das A-Nationalteam der Frauen.

Analytische Phase

"Die Verantwortung, die ich gekriegt habe, ist cool und groß. Es macht echt Spaß", sagte Heraf der APA. Derzeit steckt der Österreicher noch mitten in der ersten Phase seiner Tätigkeit, die eine Art Lagebericht zum Ziel hat. Anfang Dezember will Heraf seine Analyse vorlegen, die den Weg in die Zukunft weisen soll. Sein Vertrag ist unbefristet. "Es war immer die Rede von zehn Jahren. Ich lasse es total offen", meinte er.

Hindernisse habe der Fußball in Neuseeland einige zu überwinden. So gebe es zu wenig Kinder- und Jugendtrainer. "Es sind alles Eltern, die dann ihre eigenen Kinder trainieren, und das mit einer Qualität, die leider nicht gut genug ist." Auch die Liga-Situation ist für Heraf unbefriedigend: "Es gibt hier zwei Saisonen. Im Sommer spielen wir mit der höchsten Liga, weil wir dem Rugby ein bisschen aus dem Weg gehen, und im Winter spielen die unteren Ligen. Das heißt auch, die Spieler wechseln immer hin und her. Da geht etwas die Identifikation verloren."

Ein Dauerproblem des Verbandes sind die üppigen Reisekosten. "Wir sind bei jedem Turnier dabei, dadurch, dass wir Nummer eins sind in Ozeanien", sagte Heraf. "U17-WM-Quali ist in Tonga, U19 in Tahiti, speziell das ist ein unglaublich teures Pflaster. Allein die Flüge kosten so viel Geld, das ist Wahnsinn." Vor diesem Hintergrund steht ein Wechsel Neuseelands in die Asien-Zone, wie ihn die Australier im Jahr 2006 realisiert haben, derzeit nicht zur Debatte. Das würde Kosten und Reisestrapazen nur weiter steigen lassen.

Enttäuscht vom ÖFB

Seine Zeit beim Österreichischen Fußball-Bund möchte Heraf nicht missen, sein Abschied hatte aber auch mit einer gewissen Enttäuschung zu tun. "Ich war mit Abstand der erfolgreichste Teamchef in den letzten Jahren. Ich war neun Jahre beim ÖFB und habe mich in sechs Qualifikationen fünfmal für ein Turnier qualifiziert. Nie habe ich nur die Chance gesehen, dass es weiter nach oben gehen würde", gab er zu Protokoll. "Mir wurde die U21 dreimal angekündigt, und dann war ich es doch nicht."

Hätte er während der Bewerbungsphase für den Neuseeland-Job gewusst, dass im Herbst der Posten von ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner neu zu besetzen sein würde, hätte das seine Haltung nicht umgeworfen. "Da denke ich nicht darüber nach. Ich habe mich für das entschieden. Ich habe alles verkauft und bin gegangen", stellte Heraf klar. "Die Sportdirektor-Position war auch nicht das, was mich so angesprochen hat. Ich bin mit Leib und Seele Trainer, und das bleibe ich auch. Nur kann ich das Trainertum in der Position genauso ausüben, indem ich mit meinen Trainern kommuniziere."

Die Nachfolge von Heraf als U19-Teamchef trat Ende Mai sein Ex-Teamkollege Peter Schöttel an. Der wurde im Oktober bekanntlich zum Nachfolger von Ruttensteiner als Sportdirektor bestellt. In den vergangenen, für den ÖFB relativ turbulenten Wochen sei Heraf weder von Schöttel noch von Präsident Leo Windtner einmal um Rat gebeten worden. "Das ist auch besser so, ich möchte mich eh nicht einmischen. Ich habe selber genug zu tun."

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