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Stephanie Brunner: Die harten Klänge im Ohr

28-10-2017, 06:00

Es braucht nicht immer eine Stoppuhr, um herauszufinden, ob sich eine Rennläuferin gerade auf Erfolgskurs befindet. Manchmal genügt es schon, während der Fahrt einfach einmal etwas genauer hinzuhören. Dann kann es zum Beispiel passieren, dass sich in das Knirschen des Schnees leise Töne eines Rock-Songs mischen.

Spätestens dann sollten alle hellhörig werden. Denn wenn Stephanie Brunner auf der Piste summt, dann ist der Jubelschrei im Ziel meist nicht mehr weit. "Es ist bei mir immer ein gutes Zeichen, wenn ich unterwegs nicht mehr ans Skifahren denke, sondern an Musik und an bestimmte Lieder", erklärt die Riesentorlauf-Spezialistin aus dem Zillertal, "dann summe ich den Rhythmus mit. Metallica ist mir am liebsten."

Schräglagen

Natürlich Metallica, härtere Klänge also. Man hätte es Stephanie Brunner auch nicht abgenommen, dass sie während der Fahrt irgendwelche Balladen vor sich hinsummt. Die 23-Jährige ist für ihre extremen Schräglagen bekannt, kaum eine Riesentorläuferin hat so einen spektakulären und wilden Fahrstil wie die Tuxerin. "Ihr Stil ist riskant, aber sehr schnell. Sie muss nur schauen, dass sie ins Ziel kommt", sagt ÖSV-Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum.

Stephanie Brunner weiß, was von ihr heute im Riesentorlauf in Sölden (10 bzw. 13 Uhr, live in ORFeins) erwartet wird. Die 23-Jährige muss beim Heimrennen die österreichischen Fahnen hochhalten, nachdem der ÖSV mit Anna Veith und Eva-Maria Brem jene beiden Läuferinnen vorgeben muss, die im letzten Jahrzehnt für die einzigen Siege im Riesentorlauf verantwortlich waren.

Plötzlich steht die junge Zillertalerin im Fokus, plötzlich muss sie der internationalen Presse Rede und Antwort stehen. "Im vergangenen Jahr habe ich mich am Anfang noch sehr schwer getan, mit den Medien zu reden. Aber man freundet sich damit an, und mittlerweile macht es mir sogar Spaß", erzählt Stephanie Brunner.

Dabei profitiert sie auch von ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit Anton Innauer. Der Skisprung-Olympiasieger ist der Manager und Mentor der Rennläuferin und berät Brunner – wie auch ihre Teamkollegin Elisabeth Kappaurer – in allen Angelegenheiten abseits der Piste.

Brunner selbst hat sich für den Olympia-Winter ambitionierte Ziele gesetzt. Spätestens seit der letzten Saison, in der sie in Sölden mit Rang vier aufgezeigt hatte, weiß die Tuxerin, dass sie einen der schnellsten Riesentorlauf-Schwünge im gesamten Weltcup fährt. Ihr Problem war bislang nur, dass sie oft zu ungestüm unterwegs war und zu selten ins Ziel kam. "Es geht darum, dass ich stabiler werde und endlich Läufe ohne Schnitzer runterbringe."

Unbehagen

Für eine andere österreichische Hoffnungsträgerin geht es beim Heimweltcup derweil um etwas ganz anderes: "Ich muss den Schweinehund überwinden", erzählt Bernadette Schild. Die Slalomspezialistin hat im vergangenen Winter spät, aber doch ihre Liebe zum Riesentorlauf entdeckt und ihre erste Top-Ten-Platzierung im Weltcup eingefahren.

In die Vorfreude auf die Riesentorlauf-Starts mischt sich bei der 27-Jährigen freilich Unbehagen. Mit der steilen Piste auf dem Rettenbachferner verbindet Bernadette Schild in erster Linie schlechte Erinnerungen, seit sich ihre ältere Schwester Marlies an dieser Stelle vor Jahren schwer verletzt hatte. "Deswegen weiß ich nicht, ob ich mich dann am Start auch richtig überwinden kann. Natürlich rede ich mir gut zu, aber wenn ich dann am Start stehe, kann’s sein, dass die Sicherheit wieder weg ist."

Stephanie Brunner fehlt es definitiv nicht an Selbstbewusstsein. Die letzten Trainingsfahrten in Sölden haben sie in ihrem Optimismus nur noch einmal bestärkt. "Wenn man sich beim Fahren wohlfühlt, dann passt meistens auch die Zeit."

Und dann wird Stephanie Brunner sicher auch wieder von sich hören lassen.

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