Vor dem Derby hat Rapid stolz darauf hingewiesen, dass der Status als Nummer 1 bei den Fans in Wien deutlich ausgebaut wurde. 2015 stand es 41:25 Prozent. Jetzt halten 45% aller Fußball-Interessierten in der Hauptstadt zu Rapid, während die Austria auf das Allzeittief von 14% abgestürzt ist.
Dass die Studie nicht seriös wäre, kann auch nicht gesagt werden. Nielsen Sports (früher "Repucom") führt den "Fußball-Monitor" seit vielen Jahren durch, das Sample von 1200 ist sehr groß.
Ein anderer logischer Einwand wäre: Ja, aber nach den Feuerzeug-Würfen beim Derby sowie dem Auftritt des Pöbel-Ordners werden die Sympathien für die Grünen wieder abkühlen. Doch halt: Fan-Probleme gab es im vergangenen Jahr in Hütteldorf genug (Causa Entrup, Böller im Auswärtsderby, "Leviten lesen" auf der Raststation). Und trotzdem zeigen alle relevanten Daten nach oben, mit 900.000 gibt es so viele Rapid-Fans wie beim Titelgewinn 2008.
Österreichweit ergibt das bei der Frage nach dem Lieblingsverein 23%. Auf den Plätzen folgen mit Respektabstand Sturm (14%), Salzburg (13%) und die Austria mit 9% (siehe unten).
Da die Interviews im Mai durchgeführt wurden, also am Ende einer Katastrophensaison, erscheinen die Werte noch ungewöhnlicher.
"Was wir tun, kann also nicht so falsch sein", meint Geschäftsführer Christoph Peschek, der die Kritik am "Eventverein Rapid" somit als widerlegt ansieht.
Trotzdem stellen sich mehrere Fragen: Würden die Werte bei mehr Erfolg (etwa dem ersten Titel seit 2008) endgültig durch die Decke gehen? Ja, klar..? So eindeutig ist die Antwort nicht, denn die höchsten Zahlen erreicht Rapid bei Werten, die wenig mit Erfolg zu tun haben: 97% der Fans empfinden "Rapid als Gemeinschaft", 88% rücken "die Tradition" in den Vordergrund.
Und die immer wieder kehrenden Ausschreitungen? Das schlechte Bild in der Öffentlichkeit drückt aufs Image.
Peschek hält mit den 76 Prozent dagegen, die Rapid als "familienfreundlich" definieren: "Die Leute haben ein sehr klares Bild. Wer sich für Rapid interessiert und öfters ins Stadion kommt, fühlt sich bei uns sicher und wohl."
Eine Änderung der Fan-Politik, die nach dem Derby-Sonntag nicht nur die Austria vom Erzrivalen fordert, kommt für Peschek nicht in Frage: "Wir wollen Fankultur, Atmosphäre, Emotionen – aber auch Grenzen. Das Werfen von Gegenständen bekämpfen wir, das ist klar."
Zu den tiefer werdenden Gräben zwischen Rapid und Austria (auch auf Funktionärsebene) meint Peschek: "Identität beinhaltet auch Abgrenzung – das ist immer eine Gratwanderung."
Es scheint so, als wären Fußball-Fans und jene von Rapid im Speziellen auch in Zukunft ein spannendes Gebiet für wissenschaftliche Untersuchungen.
1. | Rapid Wien | 23% |
2. | Sturm Graz | 14% |
3. | RB Salzburg | 13% |
4. | Austria Wien | 9% |
5. | LASK | 5% |
6. | Wacker Innsbruck | 3% |
7. | SCR Altach | 2% |
8. | Wolfsberger AC | 2% |
9. | GAK | 1% |
10. | SV Ried | 1% |
Wien | Rapid Wien (45%) | Austria Wien (14%) | RB Salzburg (8%) |
Niederösterreich | Rapid Wien (40%) | Austria Wien (21%) | RB Salzburg (5%) |
Oberösterreich | LASK (26%) | RB Salzburg (20%) | Rapid Wien (13%) |
Salzburg | RB Salzburg (63%) | Austria Salzburg (5%) | Rapid Wien (5%) |
Steiermark | Sturm Graz (67%) | GAK (8%) | Rapid Wien (5%) |
Burgenland | Rapid Wien (25%) | Austria Wien (22%) | SV Mattersburg (17%) |
Kärnten | Wolfsberger AC (22%) | Rapid Wien (18%) | RB Salzburg (14%) |
Tirol | Wacker Innsbruck (34%) | RB Salzburg (11%) | WSG Wattens (8%) |
Vorarlberg | SCR Altach (42%) | Austria Lustenau (12%) | Rapid Wien (6%) |
Quelle: NIELSEN SPORTS, Fußball-Monitor, Mai 2017, n=1200 fußballinteressierte Österreicher