Dominic Thiem sagte einmal in einem KURIER-Interview, dass er die Zeitungsberichte über ihn sehr wohl liest. Da hatte er aber in den vergangenen zwölf Monaten alle Augen voll zu tun. Denn der Niederösterreicher führt laut einer APA-DeFacto durchgeführten Untersuchung die Liste mit den Beiträgen in Österreichs Tageszeitungen (Untersuchungszeitraum von 1. November bis 10. Oktober) klar an. 5181 Beiträge beschäftigten sich mit dem mittlerweile Weltranglisten-Sechsten, dahinter landeten Ski-Star Marcel Hirscher (4321) und der Bayern-Kicker David Alaba (4152). Beste Dame war übrigens Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer (1038).
Österreichs Tennis-Bester bekam vor seinem heutigen ersten Auftritt beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle gegen den Russen Andrej Rublev eine weitere Motivationsinjektion, mit der aber gerechnet werden durfte: Er zählt zu den fünf Herren, aus denen Österreichs Sportler des Jahres entspringt (Bekanntgabe am 2. November). "Das sollen Medienexperten beurteilen", sagt Thiem-Trainer Günter Bresnik. "Ich will nur, dass er gut spielt."
Eigenwerbung liegt auch seinem Schützling so gar nicht, mit einer verbalen Ellbogentechnik geht der gut erzogene Lichtenwörther ohnehin nie vor. Der 24-Jährige wehrt sich stets gegen das oft hochgespielte Duell Weltsportart gegen Skisport. "Man kann die Sportarten nicht miteinander vergleichen. Auch ein Marcel Hirscher und Stefan Kraft, mit dem ich ständig in Kontakt bin, haben viel geleistet, sind ausgezeichnete Athleten."
Fest steht, dass Thiem gegen den starken Russen Rublev am "Thiems-Tag" für eine gut gefüllte Stadthalle sorgen wird. Bestenfalls auch noch am finalen Sonntag. Aber: Bei acht Teilnahmen steht bislang als bestes Ergebnis ein Viertelfinale zu Buche. 2013 überraschte er noch in diesem, bot als Nummer 149 der Welt dem damaligen Top-Ten-Spieler Jo-Wilfried Tsonga (der Franzose kam dieses Mal als Turniersieger von Antwerpen nach Wien) ein großes Match, verlor erst in drei hart umkämpften Sätzen. Und jetzt? Für Turnierbotschafter Thomas Muster "kann Thiem das Turnier gewinnen." Thiem selbst fühlt sich jedenfalls "viel frischer als noch im Vorjahr."
Mit seiner Saison kann Thiem trotz dreier Auftaktniederlagen zuletzt in Asien mehr als zufrieden sein. Nach Rafael Nadal war er der beste Sandplatz-Spieler der Saison, bei den US Open stand er zum fünften Mal in Folge zumindest in einem Grand-Slam-Achtelfinale. Das hat vor ihm noch kein Österreicher geschafft.
In der inoffiziellen Jahreswertung ist Thiem die Nummer vier, seit vergangener Woche ist er vorzeitig für das ATP-Finale der acht besten Spieler Mitte November in London qualifiziert. "Dass zwei Mal in Folge zu schaffen, ist sensationell", sagt Bresnik, der Thiem als Achtjährigen übernahm und an die Spitze führte.