Bei Rapid ist derzeit Minimalismus Trumpf. Der 1:0-Sieg am Sonntag im 323. Wiener Fußball-Derby gegen die Austria war bereits der dritte Bundesliga-Sieg in Folge mit diesem Ergebnis. Dadurch liegen die Hütteldorfer als Tabellendritter schon vier Punkte vor dem viertplatzierten Erzrivalen, der nun bei drei Pflichtspiel-Niederlagen en suite hält. Allerdings wusste Rapid-Coach Goran Djuricin, dass die Partie auch anders hätte enden können – beide Teams ließen einige hochkarätige Chancen liegen. “Doch vielleicht waren wir einen Tick besser, deshalb geht der Sieg in Ordnung”, erklärte der 43-Jährige.
Djuricin kritisierte neben der mangelnden Chancenauswertung auch die schlampige Ausführung von vielversprechenden Konter-Gelegenheiten. Dass in der Partie trotz der Vielzahl an Einschussmöglichkeiten nur ein Tor fiel, verwunderte den Wiener. “Mir wäre ein 4:2 lieber gewesen.”
1:0-Serie von Rapid ist kein Zufall
Dennoch ist die jüngste 1:0-Serie wohl kein Zufall, schließlich gab Djuricin zu, in letzter Zeit im Training vermehrt auf die Abwehrarbeit geachtet zu haben. Das bestätigte auch Kapitän Stefan Schwab. “Nach dem schlechten Saisonstart wollten wir die Defensive stärken, und das hat funktioniert. Wir vergeben zwar viele Chancen, trotzdem reicht uns derzeit ein Tor für einen Sieg.”
Dabei habe man im vergangenen Derby, in dem nach einer 2:0-Führung nur ein 2:2 herausgeschaut hatte, besser gespielt, so Schwab. “Aber diesmal waren wir cleverer.” Zudem steht Rapid auch wieder das Glück zur Seite, das in der Vorsaison und im Sommer noch gefehlt hatte.
Austria forderte Elfmeter
So forderte etwa die Austria vergeblich einen Elfmeter, als ein Freistoß von Raphael Holzhauser an Schwabs Unterarm landete. “Aber ich habe den Arm nicht weit draußen gehabt, es war keine aktive Bewegung”, rechtfertigte sich Schwab. Holzhauser sah das wie sein Trainer Thorsten Fink völlig anders und sprach von einem klaren Strafstoß. Gleichzeitig gab der Mittelfeldspieler aber auch zu, dass sein Einsteigen gegen Philipp Schobesberger eventuell elferreif war.
Den Rapid-Flügelspieler kümmerte das wenig – am Ende war er mit seinem Kopfball-Kullertor der Held des Tages. “Ich kann mich an kein Kopfball-Tor von mir erinnern”, sagte der Oberösterreicher und gestand: “Eigentlich wollte ich den Ball für Kvilitaia aufköpfeln.”
Nicht nur wegen seines Tores war Schobesberger im Derby Rapids bester Mann in der Offensive und verbesserte damit seine Karten im aktuellen Vertragspoker. Sein Kontrakt läuft mit Saisonende aus, Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel will schon in den kommenden Tagen Klarheit über eine mögliche Verlängerung.
Mittwoch erneut Rapid gegen Austria im Happel-Stadion
Allerdings dürfte dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen. “Bis Ende Oktober wird sich das nicht ausgehen. Ich persönlich habe keinen Stress, das ist eine ziemlich wichtige Entscheidung für meine Karriere”, sagte der 23-Jährige und verwies auf seinen Berater, als er nach möglichen Angeboten gefragt wurde. “Ich mache mir darüber keine Gedanken, das ist die Aufgabe von meinem Manager. Ich kann nur schauen, dass ich gute Leistungen bringe, der Rest geht mich nichts an.”
Die nächste gute Leistung kann Schobesberger schon am Mittwoch neuerlich im Happel-Stadion gegen die Austria abliefern, wenn das Cup-Achtelfinale auf dem Programm steht. “Es wird wieder ähnlich werden, aber dieses Mal müssen wir die Chancen besser verwerten”, meinte der ÖFB-Teamspieler nach Rapids achtem Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage und erstem Derby-Sieg nach vier erfolglosen Versuchen.
Fink sieht Chance für Revanche
Austria-Trainer Fink wiederum freut sich auf die schnelle Gelegenheit zur Revanche. “Rapid ist jetzt besser als letzte Saison, aber sie haben auch Schwächen”, betonte der Deutsche. Optimistisch für das Cup-Duell stimmt den 49-Jährigen der Sonntag-Auftritt seiner Kicker. “Das war im Vergleich zu den letzten beiden Spielen (Anm.: Niederlagen gegen Sturm Graz und Rijeka) eine Steigerung. Wir haben im Moment nicht die beste Phase, aber alle Möglichkeiten, am Mittwoch zu gewinnen.”
Dass sein Club schon zehn Punkte hinter Spitzenreiter Sturm liegt, wollte Fink nicht überbewerten. “Wir schauen jetzt nicht groß auf die Tabelle. Wir haben immer noch die Chance, nach oben zu kommen.” Dennoch wäre für die Austria angesichts ihrer Situation in der Liga und in der Europa League ein frühzeitiges Cup-Out – noch dazu gegen den großen Rivalen – besonders bitter. Auch deshalb gab Djuricin am Sonntag die Parole aus. “Das Spiel am Mittwoch ist noch wichtiger als das heute.”
APA/Red.