"Dejan hat die perfekten Anlagen für einen Sechser." Aus Stefan Schwab sprudelt das Lob nur so heraus, wenn er über seinen Partner im defensiven Mittelfeld spricht. Tatsächlich: Mit Dejan Ljubicic kam der Erfolg nach Hütteldorf zurück. Der Kooperationsspieler kehrte ohne Niederlage aus Wiener Neustadt zurück und hat auch bei Rapid noch eine weiße Weste.
Zeit, um mit dem 20-jährigen Aufsteiger über sein spannendes Leben vor dem ersten Profi-Derby am Sonntag im Prater zu sprechen.
KURIER: Sie spielen seit 2008 Nachwuchs-Derbys für Rapid. Werden Sie morgen bei ihrem ersten als Profi nervös sein?
Dejan Ljubicic: Noch bin ich ganz ruhig. Richtig nervös war ich nur vor meinem Debüt gegen den LASK. Aber wenn ich daran denke: Erstes Profi-Derby, erstes Spiel im Happel-Stadion – da kann es schon sein, dass ich nervös werde. Eines weiß ich: Ich will unbedingt gewinnen!
Eigentlich hätten Sie nach Ihrem Debüt wieder zurück zu Kooperationsklub Wiener Neustadt wechseln sollen. Hat Sie Rapid unterschätzt?
Sportdirektor Bickel hat seit Jänner sehr viel mit mir geredet und immer gesagt, dass er auf mich setzt. Nach dem Debüt gegen den LASK war aber nicht klar, was passiert. Sie waren nicht sicher, ob ich das Niveau gleich halten kann. Am Mittwoch hat der Trainer gesagt: "Du bleibst, weil du spielen wirst." Und ich hab’ in Salzburg auch noch ein Tor geschossen.
War das Ihr emotionaler Höhepunkt bei Rapid?
Beim Hallenturnier mit der U-19 von Rapid in Sindelfingen hab ich das Siegestor im Finale geschossen, das war ähnlich. Aber so richtig Gänsehaut hab’ ich nur in Salzburg bekommen.
Sie sind als Profi nach 14 Einsätzen noch ungeschlagen. Kennen Sie Ihre Bilanz?
Ja, das ist unglaublich. Ich werde von den Mitspielern nach jeder Runde gehäkelt. Als hätte es bei Rapid noch nie so eine Serie gegeben.
Wer ist Ihre Bezugsperson?
Mein Zimmerkollege ist Richard Strebinger – für uns läuft es ganz gut. Am meisten rede ich mit Steffen Hofmann. Er hat mir in der Zeit bei Wr. Neustadt vor und nach jedem Spiel geschrieben. Steffen ist eine große Hilfe und gibt mir viele Tipps.
Wie ist es zur Leihe mit Wiener Neustadt gekommen?
Peter Hlinka hat mich bei Rapid II kennen gelernt. Als Co-Trainer von Neustadt hat er jeden Tag angerufen, bis ich Ja gesagt habe. Trainer Roman Mählich und er haben mir als frühere Sechser sehr geholfen und mich viel für die Defensive gelehrt. Als Mählich nach dem Abschied gesagt hat, dass ich "ein großartiger Mensch und Kicker bin", hat mich das berührt.
Sie haben die Chance bei Rapid nur so schnell bekommen, weil Auer krank wurde. Denken Sie auch daran, wie eng Entscheidungen beisammen liegen?
Ja, ich habe immer zu Jesus gebetet. Er hat mir das alles zurückgegeben: Ich habe meine Chance bekommen!
Kommt diese Religiosität aus der Geschichte Ihrer Familie?
Meine Eltern sind bosnische Kroaten, also römisch katholisch. Sie sind vor dem Krieg geflüchtet, ich bin dann in Wien geboren und fühle mich als richtiger Wiener. Auch wenn ich einige Jahre in Pressbaum gelebt habe – ganz in der Nähe von Salzburg-Goalie Stankovic und Schiedsrichter Lechner.
Ihr Vater Zoran hat für St. Pölten unter Trainer Daxbacher in der Landesliga gespielt und danach noch bis 43 für kleinere Vereine gestürmt. Das spricht für eine lange Karriere, oder?
Ja, wir haben gute Gene. Von meinem Vater habe ich auch die Einstellung, immer zu kämpfen und hart zu arbeiten. Als ich in der U15 nur Ersatz war, hat er gesagt: "Du musst bleiben und kämpfen."
War Ihr Vater immer von Ihrer Profikarriere überzeugt?
Er hat es mir nie gesagt. Aber vor kurzem hat er mir erzählt, dass er es sich immer schon gedacht hatte.
Ab wann ist es so richtig bergauf gegangen?
Nachwuchsleiter Willi Schuldes hat mich forciert und entschieden, dass ich mit nur 18 Jahren Nachfolger von Max Wöber als Kapitän bei Rapid II werde. Ich habe mich riesig gefreut, das hat mir sehr geholfen.
Wo müssen Sie sich noch verbessern?
Körperlich, dazu brauche ich breitere Schultern. Außerdem sollte ich mit meiner Größe mehr Kopfballduelle gewinnen.
Foto: APA/HANS PUNZ Was fehlt noch zu Ihrem Vorbild Sergi Busquets?
Ich muss auch bei Barcelona spielen (lacht). Als Spielertyp bin ich ihm ähnlich, aber er hat mit 20 schon die Champions League gewonnen. Da bin ich weit weg.
Ist Spanien auch Ihr Traumland?
Nein, Italien. Die Serie A taugt mir sehr. Taktisch spielen dort die besten Sechser.
Bei Rapid heißt es, Sie wären immer nett und höflich. Wann waren Sie zuletzt gemein?
Ich bin ein fröhlicher Mensch, der allen anderen Respekt entgegen bringt. Richtig böse war ich schon lange nicht. Das war noch in der Regionalliga und endete mit einer Roten Karte.
Langzeit-Rapidler
Dejan Ljubicic wurde am 8. Oktober 1997 in Wien als Sohn von Kriegsflüchtlingen aus Bosnien geboren. Während Vater Zoran bis 2013 für mehrere Amateurvereine stürmte, begann Dejan beim FavAC. Vor zehn Jahren zog die Familie nach Pressbaum, Dejan wechselte zu Rapid und wurde vom Stürmer zum defensiven Mittelfeldspieler. Mit 18 stieg er zum Kapitän von Rapid II auf und kam in allen Nachwuchs-Nationalteams des ÖFB zum Einsatz. Im Sommer verlängerte Rapid den Vertrag bis 2020 und Ljubicic wechselte als Kooperationsspieler nach Wiener Neustadt.
14 Spiele ohne Pleite
Nach sieben Spielen mit sechs Siegen und einem Remis (Torverhältnis 14:3) kam der 20-Jährige zurück nach Hütteldorf und hält bis jetzt bei fünf Siegen und zwei Remis (Torverhältnis 15:6).