Dominik Distelberger weiß, was seiner schmerzenden Achillessehne gut tut. Nach härteren Belastungen legt sich der Mehrkämpfer Topfen auf. "Das zieht die Entzündung raus. Es ist lustig, aber dieses alte Hausmittel hilft am besten", sagte der 27-Jährige, der sich so fit für die London-WM gemacht hat. Im Zehnkampf am Freitag und Samstag will er an seine Bestleistung von 8.175 Punkten rankommen.
Sechs Pakete Speisetopfen hat der Niederösterreicher in die Stadt an der Themse mitgenommen und Quartier im Athletenhotel an der Tower Bridge bezogen. Dort hat ein Magen-Darm-Virus schon etliche Athleten flachgelegt. Distelberger will Händeschütteln vermeiden, nicht viel im öffentlichen Hotelbereich angreifen und von Desinfektionsmitteln Gebrauch machen. "Ich habe sehr gute Abwehrkräfte. Notfalls kann ich ja Topfen essen", gab sich der Siebenkampf-Vierte der Hallen-EM im März in Belgrad gut gelaunt.
Die Achillessehnenprobleme tauchten vor einem Monat auf. Trainiert wurde trotzdem ordentlich, die Belastungen aber sehr gezielt gesetzt und für den 1.500-m-Lauf auf den Radergometer zurückgegriffen. "Ich fühle mich gut in Form und bin sehr zuversichtlich, dass es mit der Achillessehne klappt." Er glaubt, dass es für die Top Ten 8.300 Punkte brauchen werde. "Die Dichte ist relativ hoch, da können 30 über 8.100 kommen und 20 haben die Chance auf 8.200. Das wird ein harter Kampf."
Er habe sich platzierungsmäßig nichts vorgenommen. "Ich will gute Punkte machen und schauen, wo ich damit lande. Die Konkurrenz kann ich ja nicht beeinflussen." Er selbst favorisiert den Franzosen Kevin Mayer, dann kommen der Kanadier Damian Warner, die Deutschen Rico Freimuth (Jahresbester mit 8.663), Kai Kazmirek; er lässt aber auch Lindon Victor aus Grenada nicht unerwähnt. "Es wird ein harter Kampf um die Medaillen werden." Nicht mit dabei ist nach seinem Rücktritt der je zweifache Olympiasieger und Weltmeister sowie Weltrekordler Ashton Eaton aus den USA (9.045).
Distelberger hofft, vom Energieverbrauch her gut durchzukommen. "Du musst es schaffen, den Körper immer wieder voll rauf- und runterzufahren. Wenn du das nicht schaffst, bist du am zweiten Tag komplett fertig." Deshalb wird er auch Seitenblicke riskieren, wenn zum Beispiel Usain Bolt oder Mo Farah laufen. Oder nach einem guten ersten Versuch in einer technischen Disziplin ein bisschen Schmäh mit den Mitstreitern führen. "Du siehst das oft: Der, der viel redet, hat gerade einen guten Mehrkampf. Aber wenn es um Medaillen geht, werden alle ruhiger."
Der Zehnkampf beginnt mit den 100 m und dem Weitsprung, zwei Paradedisziplinen Distelbergers. "Ich will richtig gut reinstarten, wenn die ersten zwei passen, habe ich ein gutes Gefühl, auf das ich aufbauen kann." Kugelstoß und Hochsprung folgen, dort geht es darum, nicht zu viel zu verlieren. Beendet wird der Freitag mit den 400 m. Samstag folgen 110 m Hürden, Diskuswurf, Stabhochsprung, Speerwurf und 1.500 m. "Diskus und Speer kann was gehen. Im Sprint und Weitsprung hoffe ich, dass er eine solide Leistung abrufen kann. Stabhochsprung geht immer ganz gut", sagte Trainer Grünsteidl.