Nach überstandener Magen-Darm-Grippe und mit viel Wut im Bauch ist Isaac Makwala bei der Leichtathletik-WM in London in das 200-m-Finale gelaufen. Dort kommt es am Donnerstag zum über die Stadionrunde verhinderten Duell mit dem Südafrikaner Wayde van Niekerk, der auf das Double losgeht.
Die Makwala-Geschichte schreit nach einem Happy-End, das Van Niekerk allerdings verhindern will. Während der Läufer aus Botswana nur etwas mehr als zwei Stunden nach seinem nachgeholten Vorlauf mit der zweitschnellsten Zeit von 20,14 Sekunden hinter dem US-Amerikaner Isiah Young (20,12) locker in den Endlauf einzig, mühte sich der als Usain-Bolt-Nachfolger gehandelte Van Niekerk in 20,28 über die Zeitregel. Bolt hatte bei seiner Abschiedsveranstaltung auf ein Antreten über seine Paradestrecke 200 m verzichtet, kein Jamaikaner schaffte es ins Finale.
„Ich laufe immer noch mit gebrochenem Herzen, ich wünschte, ich hätte auch über die 400 m laufen dürfen. Ich laufe mit Zorn“, sagte Makwala. Da er an einem im Athletenhotel grassierenden Magen-Darm-Virus erkrankt war, war über ihn laut britischem Gesundheitsrecht eine 48-stündigen Quarantäne verhängt worden, die erst Mittwoch 14.00 Uhr Ortszeit endete.
Er hätte sein Hotelzimmer früher eigentlich nicht verlassen dürften, versuchte aber Dienstagabend zum 400-m-Finale ins Olympiastadion zu gelangen. Der Zutritt wurde ihm verwehrt. „Manchmal denke ich, das könnte Sabotage sein“, schimpfte der 30-Jährige und fragte sich, wie man in so einem Fall mit einem britischen Athleten umgegangen wäre. Tatsächlich ist er kein Einzelfall, aus dem deutschen Team sind ebenfalls Quarantäne-Verhängungen bekannt geworden.
Jeglichen anderen Grund als einen medizinischen wies IAAF-Präsident Sebastian Coe zurück. „Jeder, der andeutet, dass dies eine Verschwörung ist, lebt offensichtlich auf einem völlig anderen Planeten“, sagte der Brite der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Warum solle man ein Duell verhindern wollen, das diese Weltmeisterschaft geprägt hätte, fragte er. Van Niekerk hatte die Abwesenheit Makwalas bedauert. „Ich glaube, er hätte seine Sache sehr, sehr gut gemacht.“
Dass Makwala nun im 200-m-Finale steht, geht auf eine IAAF-Entscheidung zurück. Weil die Quarantänezeit abgelaufen war und Makwala in einer ärztlichen Untersuchung als gesund erklärt wurde, bekam er seine Chance, den Vorlauf nachzutragen. In einem Solo-Rennen im Vorfeld der Abendsession auf Bahn sieben blieb er mit 20,20 locker unter den geforderten 20,53. Und ließ dem ein paar Liegestütze folgen, wohl um seine Fitness zu präsentieren.
Mittwochabend fielen vor 51.130 Zuschauern im Olympiastadion drei Titelentscheidungen. Phyllis Francis aus den USA siegte in 49,92 Sekunden überraschend über die 400 m, Silber ging an Salwa Eid Naser (BRN/50,06), Bronze an Allyson Felix (USA/50,08), die damit ihr zehntes WM-Gold verpasste. Ein Drama erlebte Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas, die klar in Führung liegend wenige Meter vor dem Ziel einbrach und nur Vierte wurde.
Im Kugelstoßen der Frauen setzte sich die Chinesin Gong Lijiao mit 19,94 m vor Anita Marton (HUN/19,49) und Michelle Carter (USA/19,14) durch. Einen Überraschungssieger gab es über die 400 m Hürden, der Norweger Karsten Warholm holte sich in 48,35 Sekunden vor Yasmani Copello (TUR/48,49) und Kerron Clement (USA/48,52) die Goldmedaille.
In einem weiteren Vorkampf zog Mohamed Farah in das Finale über 5.000 m ein. Der Lokalmatador und bereits WM-Titelträger über 10.000 m in London wahrte damit die Chance auf das nächste Langstrecken-Double. Die unter neutraler Flagge antretenden Russin Daria Klischina erreichte als Beste der Weitsprung-Qualifikation mit 6,66 m den Endkampf.