Am Donnerstag spielt Salzburg im dritten Gruppenspiel der Europa League bei Konyaspor. Wer nicht gerade ein Insider des türkischen Fußballs ist, wird wohl nur den ehemaligen Austria-Verteidiger Petar Filipovic kennen. Was erwartet also Österreichs Serienmeister, was zeichnet den unbekannten Gegner aus?
Auskunft geben kann Muhammet Hanifi Akagündüz. Der 39-jährige Trainer von Rapid II stürmte 2004/’05 in Konya als Legionär. Als Erstes fällt Akagündüz ein in der Türkei selten eingesetzter Wert ein: Kontinuität.
"Viele Vereine wechseln Trainer wie die Unterwäsche. Aber Konya hat drei Jahre auf Aykut Kocaman gesetzt und ist sehr gut damit gefahren. Drei Saisonen ohne Wechsel sind in der Türkei ein großartiger Wert. Auch Basaksehir Istanbul hat lange an einem Coach festgehalten und wurde so ebenfalls zu einem Spitzenteam."
Im Sommer wurde Trainer Kocaman von Fenerbahce abgeworben. Der neue starke Mann ist Mustafa Resit Akcay, "auch er ist ein guter Mann", erklärt Akagündüz. Zum Start gab es für den Cupsieger gleich den Sieg im Supercup gegen Besiktas, danach aber für das praktisch komplett umgebaute Team auch einige Pleiten in der Liga. Derzeit liegt Konyaspor nur knapp vor der Abstiegszone der Süper Lig.
Damals, 2004, war Akagündüz zum zweiten Mal als Spieler in der Türkei. Malatyaspor stand vor Konya, später stürmte der Wiener mit türkischen Wurzeln noch für Kayserispor. "Wenn ich die drei Vereine vergleiche, gewinnt Konya: Nur dort habe ich 100 Prozent meines Gehalts auch wirklich erhalten."
Foto: Kurier/Juerg Christandl Nach rund 30 Partien in der Süper Lig rief 2005 Rapid. "Eigentlich wollten sie mich beim Klub halten, aber meine Frau ist eine Wienerin und hat an die Heimat gedacht. Außerdem: Wenn dich Rapid will, sagst du kaum ab." Akagündüz lächelt und meint: "Die Farbe musste ich auch nicht wechseln. Konyaspor spielt ja ebenfalls in Grün-Weiß."
Damals war Konyaspor eine Fahrstuhlmannschaft. Die Etablierung in der starken türkischen Liga gelang auch durch einen Sprung in der Infrastruktur. "Wir haben noch in einem alten Stadion mit einer Radbahn rundherum gespielt." Jetzt haben in einem Neubau 42.000 Fans Platz. "Das war Staatspräsident Erdoğan sehr wichtig: In fast allen größeren Städten sollten moderne Fußball-Arenen gebaut werden", erklärt Akagündüz. Die 2,2-Millionen-Einwohner-Stadt liegt strategisch gut: "In rund zwei Stunden bist du in Ankara, und Richtung Süden nach Antalya ist das Meer auch nicht so weit weg."
Die Stadt selbst beschreibt der Ottakringer als "modern, auch schön, von den Menschen aber konservativ geprägt." Sportliche Tipps an die Salzburger will der bei Rapid sehr geschätzte Trainer mit UEFA-A-Lizenz nicht geben: "Das wäre nicht seriös. So genau konnte ich die türkische Liga zuletzt nicht verfolgen. Was ich aber sagen kann: Diese Mannschaft ist auf jeder einzelnen Position gut besetzt. Konyaspor ist ein Gegner mit viel Qualität."