Wenn’s so weiter geht, dann bekommt Jakob Pöltl schon bald einen neuen Kosenamen verpasst. "The Austrian Hammer" wird der Wiener Basketballer in Toronto manchmal genannt, seit er in der vergangenen Saison im Match gegen die Atlanta Hawks einmal mit einem hammermäßigen Dunk die Kommentatoren und Anhänger zu Jubelstürmen gerissen hatte.
Wer es in der berühmten NBA, der besten Basketball-Liga der Welt, schon nach wenigen Partien zu einem Kosenamen bringt, der hat schon einmal mehr erreicht als die meisten anderen Spieler.
Doch Jakob Pöltl wäre nicht Jakob Pöltl, würde er sich damit schon zufrieden geben, nach seiner ersten Saison bei den Toronto Raptors 54 Partien und eine durchschnittliche Einsatzzeit von 11,6 Minuten vorweisen zu können. "Ich will meine Rolle erweitern", sagt der 2,13 Meter große Center voller Selbstbewusstsein vor dem Auftaktmatch kommende Woche gegen Chicago.
In den Testspielen war bereits deutlich zu sehen, wie Jakob Pöltl bei den Toronto Raptors zum nächsten Karriereschritt ansetzen möchte. Durch zielstrebigere Aktionen, vor allem aber durch eine höhere Trefferquote. In den letzten Testduellen mit den Detroit Pistons und den Portland Trail Blazers leistete sich der 22-Jährige aus dem Spiel heraus keinen Fehlwurf, weshalb der Teamspieler mittlerweile von manchen bereits als "Mister 100 Prozent" gepriesen wird.
Das ist genau die Entwicklung, die sie sich bei den Toronto Raptors erhofft hatten, als sie 2016 den ersten Österreicher für die NBA verpflichtet hatten. Und zwangsläufig sind für die zweite Saison die Ansprüche gestiegen. Einerseits von den Raptors an Pöltl, aber auch vom 22-Jährigen an sich selbst.
Pöltl ist jetzt nicht mehr der junge Nobody aus dem Basketball-Niemandsland, in seinem zweiten Jahr in der NBA steht der baumlange Wiener nicht länger unter Welpenschutz. "Ich vermute, dass ich heuer weniger nervös bin als in der Rookie-Saison. Auch ich habe natürlich einige Erwartungen an mich und möchte meine Einsatzminuten schön langsam steigern", erklärt er.
Dafür hat er in den vergangenen Monaten noch einmal intensive Konditionseinheiten eingelegt und mit Stefan Weissenböck, dem Individualtrainer beim deutschen Serienmeister Bamberg, an seiner Wurftechnik gefeilt und sich praktisch keine Sommerpause gegönnt. Während seine Teamkollegen auf Urlaub waren, griff der 22-Jährige dem österreichischen Nationalteam in der WM-Qualifikation unter die Arme und verbrachte viel Zeit unter dem Korb. Mit dem Ergebnis, dass sich Pöltl heute "im Vergleich zum Vorjahr bei jeder Bewegung, bei jedem Move sicherer fühlt" – auf und abseits des Spielfeldes.
Das liegt auch daran, dass Jakob Pöltl inzwischen in Toronto angekommen ist. In den stressigen Anfangsmonaten blieb dem Wiener fast keine Zeit, um sich mit seiner neuen Basketball-Heimat richtig vertraut zu machen. Mittlerweile hat der Österreicher in Kanada den Führerschein gemacht und flucht bei seinen Fahrten durch die Millionenstadt von Toronto beinahe schon wie ein Einheimischer, wie Ohrenzeugen zu berichten wissen.