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Boli Bolingoli: "Der Titel ist für Rapid möglich"

14-10-2017, 09:00

"Er hat eingeschlagen", sagt Trainer Goran Djuricin über Boli Bolingoli. Nach einer kurzen Anlaufzeit hat der 22-jährige Belgier die linke Seite von Rapid verstärkt. Auch heute gegen den SKN St. Pölten (18.30 Uhr) wird der Verteidiger wieder oft in der Offensive auftauchen.

KURIER: Ihr Start war so wie jener des gesamten Vereins holprig. Welche Erwartungen haben Sie für Rapid diese Saison?

Boli Bolingoli: Wir sind auf einem guten Weg, spüren das größere Selbstvertrauen. Die Top 3 sind das Ziel. Ich glaube, dass auch der Titel möglich ist. Salzburg ist nicht unschlagbar.

Am Anfang gab es Sorgen um Ihre Fitness. Nicht alle Werte waren gut.

Ja, das wurde mir gesagt. Ich habe geantwortet: "Macht euch keine Sorgen." (lacht) Ich brauchte nur Zeit, weil ich das viele Fitness- und Krafttraining mit Athletikcoach Toni Beretzki nicht gewöhnt war. Er verlangt viel, bringt uns aber nicht um. Ich liebe ihn.

Welche Unterschiede erkennen Sie zur belgischen Liga?

In Österreich wird mehr gekämpft, du brauchst viel Kampfgeist. Nur gegen Salzburg, Sturm und Austria kannst du dich auf das Fußballspielen konzentrieren. Der Rest steht hinten und wartet auf Konter.

Ist die belgische Liga besser?

Die österreichische Liga ist auch gut. Aber in Belgien ist das Tempo höher, es wird offensiver gespielt und im Schnitt mit mehr Technik.

In welcher Liga würden Sie gerne einmal landen?

Mein Favorit ist England. Frankreich passt auch zu mir. Und Deutschland wäre auch interessant.

Ihr Cousin Romelu Lukaku von Manchester United wirkt wie Herkules. Liegt diese körperliche Stärke in der Familie?

In unserer Familie sind viele groß, aber so eine Erscheinung wie Romelu gibt es sonst nicht. Wenn er vor dir steht, denkst du dir nur "Wow". Vor ein paar Jahren hatte er noch ein bisschen Fett angesetzt, aber jetzt ist er in perfekter Form.

Ihre Wurzeln liegen im Kongo. Was bedeutet Ihr Name?

"Bolingo" steht im Kongo für die Liebe. Mbombo ist der Nachname meines Großvaters. Boli ist sehr selten, hat keine besondere Bedeutung, passt aber gut zu meinem Nachnamen.

Ist Sportchef Fredy Bickel der einzige, mit dem Sie bei Rapid Französisch sprechen können?

Ja, das war angenehm, als ich nach Wien zu den Verhandlungen gekommen bin und ein guter Start. Für Rapid hat auch gesprochen, dass den Klub in Europa wirklich jeder kennt. Durch die Geschichte klingt der Name gut.

Haben Sie noch Sprachprobleme innerhalb der Mannschaft?

Trainer Djuricin bemüht sich sehr, mir auch die Details verständlich zu erklären. Ich spreche schon ein bisschen Deutsch, lerne drei Mal pro Woche in Einzelkursen. Ich spreche Französisch, Holländisch, Englisch und freue mich, dass ich hier eine neue Sprache lernen kann.

Wo wohnen Sie?

Im 7. Bezirk, gleich neben der Polizei, meinen guten Freunden (lacht). Sie haben mir am Anfang geholfen. Die guten Restaurants und die Shops der Mariahilfer Straße sind nah – das liebe ich.

Hatten Sie in Ihrem Leben mit Rassismus zu tun?

Ja, früher habe ich darauf auch reagiert. Dann aber gelernt, dass die Rassisten nie ganz verschwinden werden. Ich will das gar nicht an mich heranlassen. Ich bin nur zum Fußballspielen hier und mag Wien wirklich.

Sie trinken gerne Red Bull. Hat Ihnen niemand gesagt, dass das in Hütteldorf nicht so gerne gesehen wird?

Wirklich? Ah wegen, Salzburg (lacht). Ich habe gelernt, dass ich nichts Violettes mehr anziehen sollte. "Nimm’ was Grünes!" haben mir die Spieler gesagt. Das ist wirklich streng hier, auch die Spieler sind wie Fans.

Sie sind religiös. Welche Bedeutung hat Gott für Sie?

Ich lese viel in der Bibel. Die Religion ist ein großes Thema in meinem Leben. Im Kongo sind alle Christen, das hat unsere Familie geprägt.

Foto: APA/HANS PUNZ Sie lachen viel. Sind Sie eigentlich immer happy?

Ja, warum nicht? Es gibt doch keinen Grund traurig zu sein! Das Leben ist schön und deswegen lache ich viel.

Für Thomas Schrammel ist es nicht lustig. Sie haben ihm den Stammplatz weggenommen.

Auch mit Thomas lache ich öfters auf dem Platz. Er hat mir am Anfang Selbstvertrauen gegeben, jetzt mache ich das bei ihm. Dieser Kampf um einen Platz gehört im Fußball einfach dazu.

Vor Ihnen spielt Philipp Schobesberger. Er ist wie Sie ein spezieller Spielertyp. Wie gut passt das zusammen?

Ich habe am Anfang oft mit ihm gesprochen: "Wenn ich mit viel Tempo von hinten komme, kannst du entweder mit deiner Technik in die Mitte ziehen oder zu mir ablegen." Er hat "okay" gesagt, aber dann nie abgelegt (lacht). Mittlerweile passt das gut und ich bekomme auch Bälle von ihm.

Der Belgier wurde am 1. Juli 1995 in Antwerpen geboren und beim FC Brügge ausgebildet. Nach einer Leihe bei St. Truiden kaufte Rapid den linken Außenverteidiger Brügge im Sommer ab. Der Cousin der belgischen Teamspieler Romelu Lukaku (Manchester United) und Jordan Lukaku (Lazio Rom) unterschrieb einen Dreijahresvertrag. Die Wurzeln der Familie des 22-Jährigen liegen im Kongo.

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