Was machen vier Brasilianer, zwei Slowaken, ein Kanadier, ein Tscheche, ein Kolumbianer, ein Pole, ein Bulgare, ein Belgier, ein Deutscher und ein Österreicher?
Richtig, sie formieren sich zu einer Mannschaft, deren Name auf den ersten Blick unpassender nicht sein könnte: AlpenVolleys.
Bei näherer Betrachtung ergibt der Vereinsname, unter dem Österreichs Serienmeister Hypo Tirol neuerdings firmiert, durchaus Sinn. Seit die Innsbrucker nämlich mit dem TSV Unterhaching aus Bayern gemeinsame Sache machen und dank einer Wildcard an der deutschen Bundesliga teilnehmen dürfen.
Hannes Kronthaler ist im Moment so aufgeregt und aufgedreht wie in den Anfangsjahren seiner Manager-Tätigkeit bei Hypo Tirol. Damals trieb ihn die Vision an, dem Serienmeister Vienna hotVolleys und dessen Zampano Peter Kleinmann den Rang abzulaufen und Österreichs Volleyball-Hauptstadt nach Innsbruck zu verlegen.
Doch mit jedem Titel, der seit der ersten Meisterfeier 2005 die Tiroler Trophäensammlung anwachsen ließ, wurde zugleich auch Kronthalers Spaß geringer. In der vergangenen Saison, in der Hypo Tirol die zehnte Meisterschaft innerhalb von zwölf Jahren perfekt machte, kam der Manager irgendwann an den Punkt, an dem er sich die Sinnfrage stellte. "Entweder ich suche eine neue Herausforderung, oder ich höre auf", verkündete Kronthaler. Denn: "Es macht keinen Spaß und Sinn, im Bus sieben Stunden nach Hartberg anzureisen, um dann in einer finsteren Halle in einer Stunde 3:0 zu gewinnen."
Dann doch lieber innerhalb weniger Monate einen neuen überregionalen Verein aus dem Tiroler Boden stampfen und mit den AlpenVolleys noch einmal so richtig durchzustarten.
Im Klub-Büro in Innsbruck prallen die Vergangenheit und die Zukunft aufeinander. Da ist einerseits der Vitrinenschrank im Zimmer von Trainer Stefan Chrtiansky, in dem die heimischen Trophäen zusehends verstauben, da ist nebenan aber auch der große Wandkalender, auf dem in riesigen Lettern die neuen Destinationen und Herausforderungen markiert sind. Unbekannte Klubs und Orte wie Bühl, Rottenburg oder Wusterhausen, aber auch namhafte Adressen wie Friedrichshafen, Berlin oder Düren. "Wir sind jetzt in einer Liga, in der wir in jedem Match gefordert sind", weiß Kronthaler.
Für das grenzüberschreitende Projekt nahm der ehemalige Teamspieler viel auf sich und ging in finanzielle Vorleistung, um alle Lizenzauflagen zu erfüllen. Allein 200.000 Euro investierte Kronthaler in einen neuen Hallenboden und in digitale Werbebanden, die in der deutschen Bundesliga vorgeschrieben sind. Dazu benötigten die neuen AlpenVolleys praktisch alles, vom Logo über das Briefpapier bis hin zu neuen Trikots.
Die neuen Leibchen sind gerade noch rechtzeitig für den Saisonauftakt am Sonntag in Friedrichshafen fertig geworden. Dass die AlpenVolleys in der ersten Runde gleich auf den deutschen Serienmeister treffen, trifft sich gut. "Weil dann wissen alle Spieler, wie es in dieser Liga zugeht", sagt Kronthaler.
Der Tiroler Manager verfolgt mit dem neuen Verein ohnehin einen langfristigen Plan. In der ersten Saison peilt Kronthaler die Top fünf und einen Europacup-Startplatz an, in den nächsten Jahren will er dann von Innsbruck aus den Angriff auf die deutschen Topklubs starten. Mit Sponsorgeldern aus Österreich und Deutschland, und im Idealfall mit etlichen heimischen Teamspielern. Aktuell scheint mit Niklas Kronthaler, talentierter Sohn des Managers, jedoch nur ein Österreicher im Kader der AlpenVolleys auf.
Hannes Kronthaler hofft derweil auf die Zug- und Strahlkraft des tirolerisch-bayrischen Vereins und einen Ansturm der Fans. "So etwas wie die AlpenVolleys hat es noch nie gegeben. Dieses Projekt muss ja auch für die Wirtschaft interessant sein."
Von den deutschen Medien wird Kronthaler dieser Tage jedenfalls bereits ordentlich angebaggert. Dass sich zwei Klubs aus Tirol und Bayern zusammen tun, ihre Heimspiele entweder in Innsbruck oder in Unterhaching austragen, und dann gemeinsam versuchen, die deutsche Volleyball-Bundesliga zu erobern, macht den Tiroler zu einem begehrten Interviewpartner. In Österreich hatte Kronthaler einst mitunter um Aufmerksamkeit betteln müssen. "Aber jetzt meldet sich bei mir plötzlich sogar die Süddeutsche Zeitung."