Europameister Portugal muss bis zum Schluss um das Direktticket für die Fußball-WM 2018 in Russland bangen. Nur mit einem Sieg über die Schweiz können Ronaldo und Co. am Dienstag die selbstbewussten und bisher makellosen Eidgenossen noch abfangen. Die Niederlande wiederum stehen vor einer "mission impossible".
"Wir haben keine Alternative. Am Dienstag heißt es für uns: Gewinnen oder gewinnen", meinte Portugals Teamchef Fernando Santos trocken. Überall ist im Lande vom "Finale" die Rede: Auf der Homepage des FPF-Verbandes, auf den Titelseiten der Sportzeitungen, einfach überall. Er sei zuversichtlich, versicherte der Trainer. "Es gibt nicht viel zu sagen. Wir müssen gewinnen, wir wollen gewinnen, und ich glaube fest daran: Wir werden gewinnen." Für Santos wäre ein Sieg so etwas wie ein Geburtstagsgeschenk seiner Schützlinge, wird er doch ausgerechnet am Dienstag 63 Jahre alt.
Im ausverkauften Lissabonner Estadio da Luz wird der Trainer Ronaldo wieder von Anfang an einsetzen. Beim Quali-Gastspiel in Andorra (2:0) hatte er den von einer Gelbsperre bedrohten und leicht lädierten Stürmer von Champions-League-Sieger Real Madrid, der auch das Training am Sonntag ausfallen ließ, zunächst noch geschont. Gegen den 144. der Weltrangliste ein Kinderspiel, dachte er wohl. Als es zur Pause in den Pyrenäen aber immer noch 0:0 stand und Portugal die Qualifikation in ernster Gefahr sah, warf er den Stürmer doch ins Geschehen. Und schon 17 Minuten nach seiner Einwechslung traf er zum 1:0.
"Nun muss Ronaldo auch die Schweiz verarzten", schrieb das Sportblatt "Record", während die Zeitung "A Bola" titelte: "Auf Ronaldo ruhen alle Hoffnungen". "Eine ganze Qualifikation lang sind wir der Schweiz hinterhergerannt, jetzt ist es Zeit, sie zu überholen", sagte Mittelfeldspieler Joao Mario. Ronaldo, der 15 aller 30 Quali-Treffer Portugals erzielte, hüllt sich indes in Schweigen. Reden braucht er nicht. "Er ist der Spieler, der bei uns den Unterschied ausmacht", sagte AC-Milan-Profi Andre Silva.
Aber auch die Schweizer präsentieren sich selbstbewusst. Sehr selbstbewusst. Kein Wunder, hat man doch alle neun bisherigen Qualifikationsspiele gewonnen. Man habe zwar "den nötigen Respekt" vor dem Gegner, sagte Arsenal-Profi Granit Xhaka: "Aber auch wir haben unsere Qualitäten und können ohne Probleme mit denen von Portugal mithalten."
Sorgen wie die Portugiesen hätten die Niederländer hingegen gerne. Sie müssten ihr Heimspiel gegen Schweden in Amsterdam mit einem Sieben-Tore-Plus gewinnen, dann würde man die Skandinavier dank des in diesem Fall besseren Torverhältnisses noch von Platz zwei verdrängen. Doch die Schweden könnten ihrerseits mit einem Sieg sogar noch Frankreich überholen, sollte dieses sein Duell gegen Außenseiter Weißrussland nicht gewinnen.
"Wir müssen realistisch sein, es ist vorbei", meinte etwa Bayern-Legionär Arjen Robben. "Oranje"-Coach Dick Advocaat übte sich in Galgenhumor. "Schweden hat Luxemburg mit 8:0 geschlagen, warum soll uns das Gleiche nicht auch gegen die Skandinavier gelingen", sagte er. Vor wenigen Tagen hatte er sich noch zum Gespött gemacht, weil er einen Kantersieg der Schweden über Luxemburg ins Reich der Fabeln verwiesen hatte.