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Nationalteam: Ein Abschied ohne viel Wehmut

9-10-2017, 08:58

Sonntag, neun Uhr am Vormittag im Flughafen Wien-Schwechat. Im Terminal 3 checkt der Tross des österreichischen Nationalteams ein. Vor der Fensterfront zur Startbahn ist eine Interview-Wand mit den Sponsoren des ÖFB aufgebaut. Verdeckt von Kameramännern und Journalisten beantworten Kevin Danso und Louis Schaub die Fragen.

Ein unbeteiligter Reisender schlendert vorbei, ignoriert die beiden Teamspieler samt Medienschar und sagt zu seiner Frau nur: "Schau, da ist der, der immer den Fußball kommentiert." Er meint Rainer Pariasek, der inzwischen eingetroffen ist. Aber wie soll der Mann, der nicht einmal den ORF-Frontmann beim Namen kennt, die österreichischen Teamspieler erkennen?

Das fällt mittlerweile sogar Insidern schwer. Wolf, Schobesberger, Knasmüllner, Pervan, Bachmann, Lienhart, Wöber, Schaub, Danso, Grillitsch, Bauer. Wer kennt diese Gesichter, wenn er nicht eingefleischter Fan ist? Und wenn der eine oder andere erkannt wird: Wer bringt sie mit dem österreichischen Nationalteam in Verbindung? Wie zum Beispiel Dominik Wydra. Der 23-Jährige durfte nach Chisinau mitfliegen, weil Dragovic (Gelbsperre) und Ilsanker (Zehenprellung) ausfallen.

Foto: kurier Der Mittelfeldspieler von Erzgebirge Aue begrüßte die ÖFB-Mitarbeiter, die er aus Zeiten in den Nachwuchs-Auswahlen kennt, mit den Worten: "Vielleicht sehen wir uns jetzt öfter."

Vielleicht. Aber das hängt nicht mehr von Marcel Koller ab. Obwohl dieser schon nach der EM begonnen hat, junge Spieler behutsam einzubauen. Aufgrund der zahlreichen Verletzungen und Absagen bekommt jetzt eine Flut von jungen Österreichern die Chance, sich zu beweisen. So wird es mit Bauer (25 Jahre), Lienhart (21), Danso (seit Kurzem 19 Jahre alt) und Wöber (19) die jüngste Viererkette der ÖFB-Geschichte geben.

Kompletter Umbruch

Am 24. März dieses Jahres hat Österreich . Heute, 200 Tage später, sind nur noch Lindner, Janko, Burgstaller, Arnautovic und Lazaro dabei, die auch damals zum Einsatz gekommen sind. Dragovic, Prödl, Hinteregger, Junuzovic, Ilsanker, Alaba, Sabitzer, Harnik und Suttner hingegen sind nicht einsatzbereit.

Über deren Zukunft im Team muss jetzt ein anderer entscheiden. Zumal nicht mehr so nahe beim A-Team sein soll wie Willibald Ruttensteiner. Der saß erstmals seit Jahren nicht im Flugzeug mit dem Nationalteam. Er ist nach Hause gefahren, nach Oberösterreich. Er will erst einmal alles verarbeiten. Er hat sich von einigen seiner Mitarbeiter verabschiedet und sich auch dafür entschuldigt, dass er nicht immer der einfachste Chef war.

Peter Schöttel war noch nicht an Bord. Der neue Sportdirektor coacht heute um 14 Uhr ein letztes Mal die U-19-Auswahl, die als Tabellenführer im letzten Spiel der EM-Qualifikation in Leogang gegen Israel kickt.

Wehmut kam bei den Mitarbeitern auf, die einen ÖFB ohne Ruttensteiner nicht kannten. Und die noch nie so lange mit einem Teamchef gearbeitet haben wie mit Marcel Koller. Nur der Schweizer wollte den Flug nach Chisinau nicht als "sentimental journey" sehen. Der 56-Jährige sagte: "Für mich ist das Spiel das Wichtigste, nicht, dass es mein letztes sein könnte." Es wird sein letztes Spiel sein, denn Schöttel soll bis November seinen Nachfolger gefunden haben. Dass es in Chisinau um nichts mehr gehe, wollte Koller so nicht stehen lassen: "Es geht immer um etwas. Die Spieler können sich präsentieren." Für seinen Nachfolger.

In der WM-Qualifikation geht es für Österreich um nichts mehr. Da kann Serbien mit einem Sieg gegen Georgien das Ticket fixieren. Wales würde für Platz zwei ein Remis gegen Irland reichen. Aber noch ist nicht gewiss, ob das für das Play-off reichen wird. Denn der schlechteste Gruppenzweite (nach Abzug der Punkte gegen den Gruppenletzten) darf dort nicht antreten.

Tabelle der Gruppe D:

1.

Serbien

9

5

3

1

19:10

9

18

2.

Wales

9

4

5

0

13:5

8

17

3.

Irland

9

4

4

1

11:6

5

16

4.

Österreich

9

3

3

3

13:12

1

12

5.

Georgien

9

0

5

4

8:13

-5

5

6.

Moldau

9

0

2

7

4:22

-18

2

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