Am 10. Oktober tritt Peter Schöttel seinen Job als Sportdirektor des ÖFB an. Der Nachfolger von Willi Ruttensteiner wird dabei fachlich ebenso gefordert sein wie in der Menschenführung: Knapp 30 Mitarbeiter zählt die Sportdirektion des ÖFB. Was zählt zu seinen Aufgabengebieten? Die Leitung der Trainerausbildung gehörte dazu, wird aber nicht in Schöttels Hände fallen.
Der Sportdirektor ist verantwortlich für die Konzeption in der Ausbildung im ganzen Land. Im Kinder- und Jugendfußball werden Modelle entwickelt, die über die Landesverbände zu den Vereinen transportiert werden. Seit diesem Jahr etwa wird in Österreich bei den ganz Kleinen 2er- (zwei gegen zwei) oder (ab der U 8) 3er-Fußball praktiziert. Später werden Spielformen dem Alter entsprechend auf 5er-, 7er- oder 9er-Fußball erweitert. Ausbildungsmodelle werden ständig adaptiert.
Für den Jugendfußball gibt es in Österreich 29 Landesausbildungszentren (LAZ), in denen die besten Spieler zwischen zehn und 14 Jahren auf die zwölf Akademien im Land vorbereitet werden. U-18-Teamchef Hermann Stadler ist der sportliche Leiter für die LAZ im Westen, Schöttel war es neben seinem Job als U-19-Teamchef bisher für jene im Osten. Sportlicher Leiter der Akademien ist seit dem Abgang von Andreas Heraf nun U-17-Teamchef Rupert Marko. Sie unterstehen dem Sportdirektor, der auch im Breitensport Entscheidungsträger ist.
Der Sportdirektor ist für die Auswahl der Nachwuchs-Teamchefs ebenso verantwortlich wie für die Erstellung sportlicher Vorgaben und die Kontrolle der Einhaltung ebendieser. Die Teamchefs können ihre Assistenten und Mitarbeiter selbst auswählen. Ohne den Sanktus des Sportdirektors, inklusive eines persönlichen Gesprächs, wird allerdings niemand engagiert.
Dabei geht es um die individuelle Talentförderung durch Individualtrainer. Die talentiertesten Nachwuchsspieler zwischen 15 und 19 Jahren werden gefördert in Bereichen der Sportwissenschaft (z.B. Leistungsdiagnostik), Sportmedizin, Sportpsychologie sowie fußballtechnisch und -taktisch. Zahlreiche aktuelle Teamspieler haben das Projekt durchlaufen. Derzeit werden zehn Spielerinnen und 25 Spieler darin gefördert. 1,4 Millionen Euro jährlich gibt es dafür vom Sportministerium und von ÖFB-Sponsoren. Der Sportdirektor ist dabei der Vorsitzende der Technischen Kommission, die für die Auswahl verantwortlich ist.
Schöttel wird – im Gegensatz zu Ruttensteiner – nicht mehr der Vorgesetzte des Teamchefs, aber dennoch mitverantwortlich für das A-Team sein. Mitarbeiter wie Tormann- und Konditionstrainer werden vom Sportdirektor engagiert. Ruttensteiner war bei sämtlichen Länderspiel-Terminen und Lehrgängen auf Wunsch des Schweizers dabei. Das soll Schöttel nicht mehr sein.
Der Erfolg bei der EM war auch auf die Arbeit des Sportdirektors zurückzuführen, der dem Frauen-Fußball vorsteht. Ruttensteiner war in den Niederlanden Teil des Betreuerstabs. Das Nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten hat Ruttensteiner ins Leben gerufen, 2011 ging es in Betrieb. Die vier Mitarbeiter dort unterstehen dem Sportdirektor, Leiter ist seit Kurzem Michael Steiner.
Ruttensteiner war auch Mitglied im Jira-Ausschuss (benannt nach dem ehemaligen tschechischen Spieler und Trainer Vaclav Jira) der UEFA, der sich laufend über internationale Trainerausbildung berät. In diesem Gremium kommen diverse Sportdirektoren zusammen und besprechen neueste Trends. Dabei werden etwa große Champions-League-Spiele analysiert, und es gilt ab und an auch, Fachvorträge zu halten. Der Sportdirektor sitzt weiters im ÖFB-Präsidium (ohne Stimmrecht), in der Sportkommission, die Regulative wie Durchführungs- und Transferbestimmungen verantwortet oder auch im Komitee für Sportmedizin.
Dazu hält er in regelmäßigen Abständen Trainersitzungen mit sämtlichen Nachwuchs- und Frauenteamchefs ab und sitzt im Komitee Sport mit den Sportdirektoren der Landesverbände und auch Vertretern der Bundesliga.