In der Arbeitslosigkeit kommt der entlassene Bayern-Trainer Carlo Ancelotti ganz schön herum. Erst reiste der Italiener für seinen ehemaligen Klub Roma als Botschafter zu einem Jugendturnier nach Jerusalem, danach erhielt er in Turin einen Literaturpreis für seine Co-Autorenrolle an dem Buch "Quiet Leadership" (leise Mitarbeiterführung).
Ebendiese Führungsqualitäten wurden dem 58-Jährigen in München am Ende abgesprochen. Und der Stachel sitzt bei Ancelotti offenbar tief – tiefer als man es bei dem so erfahrenen Startrainer erwartet hätte. "In Madrid hat man mich angeklagt, zu eng mit meinen Spielern zu sein. In München klagten sie über das Gegenteil. Die Herrschaften sollen sich doch bitte einigen. Die Wahrheit ist: Ich pflege nicht nur Beziehungen zu Spielern, sondern zu Menschen. Das ist ein Unterschied", sagte er am Rande der Preisverleihung.
Die Zeit beim deutschen Rekordmeister dürfte Ancelotti in Erinnerung bleiben, allerdings alles andere als positiv: "In 22 Jahren als Trainer habe ich nie schwierige menschliche Beziehungen gehabt. Ich treffe meine Entscheidungen, und man braucht halt die Intelligenz, um das zu verstehen. Plus einen Klub, der diese Entscheidungen verteidigt."
Nun wolle er sich eine mehrmonatige Auszeit gönnen, um im Sommer wieder ins Fußballgeschäft einzusteigen – als Klubtrainer, und noch nicht als Teamchef, wie Ancelotti versicherte.