Inmitten der Grabenkämpfe im ÖFB hat Österreichs Fußball am Freitag für positive Schlagzeilen gesorgt. Beim zeigte die heimische Nationalmannschaft nach langer Zeit wieder, was in ihr steckt und bereitete ihrem scheidenden Teamchef Marcel Koller einen würdigen Pflichtspiel-Abschied vom Happel-Stadion.
Es dürfte gleichzeitig die letzte Heimpartie überhaupt für den Schweizer gewesen sein. Dass er trotz Vertragslaufzeit bis Jahresende im Testspiel am 14. November voraussichtlich gegen Uruguay noch im Wiener Prater auf der Bank sitzt, gilt als unwahrscheinlich.
Die Vorgänge rund um die Entscheidung über seine Nicht-Vertragsverlängerung wurden von den Teamspielern schon ausgiebig kritisiert, auch Koller selbst ließ durchblicken, dass er über das Verhalten von ÖFB-Präsidiumsmitgliedern nicht gerade glücklich war. Dennoch verspüre er nach dem Sieg über den Gruppe-D-Spitzenreiter keine Genugtuung, betonte der 56-Jährige. "Ich freue mich einfach."
Ein bitterer Nachgeschmack aber blieb: Obwohl am Freitag augenscheinlich war, dass Österreichs Nationalteam den Serben zumindest ebenbürtig ist, reist die Auswahl aus dem Balkan-Staat wohl zur WM nach Russland, während die ÖFB-Mannschaft die Gruppe als Vierter abschließt. "Ich habe immer gesagt, dass Serbien, Wales, Irland und wir praktisch gleich gut sind. Wir haben Niederlagen kassiert, die nicht nötig gewesen wären, und hatten oft nicht das Quäntchen Glück", erklärte Koller.
Diesmal jedoch war Fortuna auf der Seite der Österreicher, wie der ÖFB-Teamchef zugab. "Wir haben aber auch ein sehr gutes Spiel gezeigt. Die Mannschaft hat gut harmoniert und das gebracht, was wir im Training geübt haben."
Ein Manko war wieder einmal die fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Tor. "Wir hatten viele Möglichkeiten, haben aber zu wenig Tore erzielt. Die Chancen muss man früher nützen", kritisierte Koller.
Dennoch überwogen die positiven Aspekte - so etwa die Leistungen von Moritz Bauer, Maximilian Wöber, Florian Grillitsch, Louis Schaub oder Florian Kainz, die vor dem Serbien-Match bei zusammen zehn ÖFB-Einsätzen gestanden waren. "Man ist sicher anders motiviert, wenn man ein oder zwei Länderspiele hat, als wenn man 60 hat", vermutete Koller.
Die zahlreichen Absagen vor der Partie fielen nicht ins Gewicht, selbst David Alaba ging nicht ab. Auf die Frage, wie das Spiel mit dem Bayern-Star gelaufen wäre, wollte Koller nicht näher eingehen. "Das ist hypothetisch."
Dafür lobte der Teamchef Wöber ("Er hat das ruhig, diszipliniert und zuverlässig gemacht") und Kainz ("Als er vor zwei Jahren das erst Mal bei uns war, war er zurückhaltend, jetzt ist er ein Mann geworden"). Außerdem deutete Koller an, im letzten WM-Quali-Match am Montag gegen die Republik Moldau weiteren im ÖFB-Team unerfahrenen Akteuren eine Chance zu geben. "Vielleicht ergibt sich was."
Für Koller dürfte das Spiel in Chisinau die Abschiedsvorstellung bedeuten. "Es war eine wunderschöne Zeit hier. Jetzt hat man eben entschieden, dass man auseinandergeht, aber ich werde meinen Weg weiter verfolgen", sagte der Schweizer.
Die Vorbereitung auf sein 54. und wohl letztes Länderspiel mit der österreichischen Nationalmannschaft wird wie schon vor dem Duell mit Serbien von anderen Themen überlagert sein, schließlich steht am Samstag die Entscheidung über den ÖFB-Sportdirektor-Posten an. "Es war schwierig in dieser Woche, man hat stündlich auf neue Schlagzeilen gewartet. Das war nicht optimal", meinte Koller.