Die Mitglieder des ÖFB-Präsidiums sind heute Frühaufsteher. Bleibt zu hoffen, dass sie nach dem Länderspiel am späten Freitagabend ausgeschlafen genug sind, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Schon um 8.30 Uhr treffen einander die 18 Gremiumsmitglieder (13 davon sind stimmberechtigt) in einem Hotel nahe dem Ernst-Happel-Stadion, gegen 12.30 Uhr sollen dann in einem Hotel an der Donau die Ergebnisse der Sitzung bekannt gegeben werden.
In dieser Sitzung mit einigen wichtigen Programmpunkten geht es um die Zukunft des österreichischen Fußballs.
Noch-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, der bereits gestern vor einer vierköpfigen Task Force vorsprechen musste, wird zunächst eine Analyse über den sportlichen Abwärtstrend des Nationalteams seit der EURO 2016 vortragen. Er befindet sich dabei nicht in einer Win-win-Situation: Zeichnet er ein zu gutes Bild, wird ihm wohl Verblendung vorgeworfen. Nennt er die Gründe des Scheiterns, werden diese ihm als Sportdirektor vorgeworfen. Nach der Analyse darf Ruttensteiner aber auch ein Konzept vorlegen, wie es in Zukunft mit dem Team wieder bergauf gehen soll. Dem Oberösterreicher, der als besonders guter Rhetoriker gilt, ist durchaus zuzutrauen, dass er mit einem soliden Auftritt seinen Job rettet. Der gestrige Sieg spielte ihm jedenfalls in die Karten.
Nach Ruttensteiner darf Peter Schöttel vortreten. Der aktuelle Unter-19-Teamchef wurde von der Task Force als zweiter Kandidat auserwählt und darf heute dem Präsidium ein Konzept vorlegen.
Vor knapp einem Jahr wurde Schöttel für einen weniger einflussreichen Job im Rahmen des ÖFB offenbar als für nicht gut genug empfunden. bewarb sich die Rapid-Legende im November 2016 für den Posten Geschäftsführer Sport in der Akademie des Burgenländischen Verbandes. Erhalten hat den Job Franz Ponweiser, weil er laut Christian Illedits, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Akademie, das beste Konzept vorlegte.
Die typisch österreichische Lösung wäre, wenn heute Ruttensteiner und Schöttel genommen werden, und man die Agenden des Sportdirektors aufteilt.
Für den November ist wie schon in der Vergangenheit ein Trainingslager in Spanien mit einem Testspiel in Wien vorgesehen. Nun wird evaluiert, ob der Ausflug Sinn ergibt, wenn bis dahin der neue Teamchef noch nicht bestellt wird. Mit Uruguay ist jedenfalls ein November-Testspiel in Österreich vereinbart.
Nach der Entscheidung über den künftigen Sportdirektor widmet sich das Präsidium heute der Causa prima, der Suche nach einem neuen Teamchef. Eine kleine Gruppe – darin vermutlich auch der neue Sportdirektor – soll eine Namensliste erstellen.