34 Punkte fehlen Sebastian Vettel in der WM-Wertung auf Lewis Hamilton, fünf Rennen sind noch zu absolvieren. Seit vier Rennen ist Vettel nicht mehr vor seinem Kontrahenten im Mercedes über die Ziellinie gefahren. Die Lage ist also trist für den Ferrari-Mann vor dem Grand Prix von Japan (Qualifying am Samstag um 8.00 MESZ, Rennen am Sonntag um 7.00/ beides live ORFeins, RTL, Sky).
Doch der Ferrari scheint im Moment deutlich schneller zu sein als Mercedes, nur wegen eines Crashs (in Singapur) und wegen eines Technik-Problems (in Malaysia) wurde Vettel zurückgeworfen. Und tatsächlich kann der 30-Jährige aus eigener Kraft noch zu seinem fünften WM-Titel fahren. Denn sollte Vettel alle fünf Rennen gewinnen und Hamilton fünf Mal Zweiter werden, läge Vettel am Ende um einen Punkt vorne. Und dieses Szenario ist nicht völlig von der Hand zu weisen.
Nicht nur die Entwicklung des Ferrari zeigt, dass Vettel noch nicht abzuschreiben ist. Auch ein Rückblick auf seine eigene Karriere dürfte ihn positiv stimmen. So lag er 2010 zwei Rennen vor dem Ende mit 25 Punkten zurück und holte in einem dramatischen Finish doch noch den Titel. 2012 raste er im Finish von Sieg zu Sieg und drehte gar einen Rückstand von 44 Punkten nach zwei Drittel der Saison.
"Unser Auto ist stark, wir haben die Zutaten und müssen das auch auf die Strecke bringen", sagte Vettel. Früher sei der Ferrari nicht wettbewerbsfähig genug gewesen, "dieses Jahr ist das anders."
Mercedes ist ob der Leistungen von Ferrari gewarnt. Trotz Rang zwei in Malaysia läuteten beim Team die Alarmglocken. Niki Lauda forderte schleunigst Maßnahmen, Sportchef Toto Wolff sprach von einem "schmerzhaften Sonntag" in Malaysia. Doch das Team hat den Ernst der Lage erkannt, gibt sich kämpferisch. "Die wirkliche Stärke eines Teams erkennt man im Sport erst in den schwierigen Zeiten", sagt Wolff. "Wir haben niemals den Erfolg als selbstverständlich angesehen. Wir analysieren jetzt die Probleme, beginnen damit, deren Ursachen zu verstehen und arbeiten an Lösungen."
Das Problem: Der Mercedes harmoniert nicht immer mit den Reifen. Wann und wo das System funktioniert, versteht das Team immer noch nicht vollständig. Hamilton beschreibt das Phänomen so: "Der Wagen und ich haben viel gemeinsam: Er hat ein Riesenpotenzial, will aber nicht immer machen, was man ihm sagt." Für Mercedes spricht, dass der Kurs in Suzuka wenig gemein hat mit den Strecken von Singapur oder Malaysia. "Selbst zu einem so späten Zeitpunkt der Saison weiß ich immer noch nicht, ob der Wagen großartig wie in Silverstone sein wird oder ob man sich mit ihm abmühen muss wie in Malaysia oder Singapur."
In der Rolle des Gejagten fühlt sich der Führende nicht: "Ich bin noch immer auf der Jagd, ich verfolge diese Weltmeisterschaft bis zur letzten Flagge, bis ich sie habe."