Am Freitag spielt Österreich gegen Serbien. Das Spiel in der WM-Qualifikation rückt aber in den Hintergrund, weil das Vorspiel an Brisanz nicht zu überbieten ist. Im ÖFB geht es derzeit rund, hinter den Kulissen wurde bereits die Ablöse von Sportdirektor Willi Ruttensteiner beschlossen. Und das nicht von Präsident Leo Windtner, sondern von seinen Stellvertretern, den Präsidenten der Landesverbände. So der Stand vom Mittwochabend, wie auch Die Presse online vermeldete. Ruttensteiners Nachfolger heißt Peter Schöttel.
Denkbar ist auch, dass die Agenden künftig auf zwei Personen aufgeteilt werden. Gerüchten zufolge ist Ex-Ried-Manager Stefan Reiter im Gespräch. Der meint aber: "Mit mir hat niemand gesprochen. Und ich möchte mich auch nicht anbiedern."
An sich tagt erst am Samstag das ÖFB-Präsidium in Wien, also zwischen den Länderspielen gegen Serbien und am Montag gegen die Republik Moldau. Dabei soll der Wechsel in der sportlichen Führung beschlossen und wenig später auch öffentlich bekannt gegeben werden.
Die Pikanterie an der Sache: Ausgerechnet Ruttensteiner soll vor seiner Verabschiedung noch seine Analyse über den Abwärtstrend vor dem Gremium referieren. Möglich ist natürlich auch, dass es zu diesem Vortrag gar nicht mehr kommt. Willi Ruttensteiner wollte sich zur Causa gestern nicht äußern, meinte nur: "Ich habe den geforderten Bericht abgeschlossen und werde ihn am Samstag auch vortragen."
Der KURIER erreichte am Mittwochnachmittag ebenso ÖFB-Präsident Leo Windtner. Mit dem sicher scheinenden Sportdirektoren-Wechsel konfrontiert, gab er sich noch zugeknöpft, verwies auf die Präsidiumssitzung am Samstag. Übernimmt also Schöttel den Posten von Willi Ruttensteiner? "So kann man das nicht sagen. Es gibt mehrere Kandidaten. Einer davon ist Schöttel. Vorab hat eine professionelle Task Force ein Hearing durchgeführt. Es wird darüber abgestimmt. Für mich ist es offen."
Durchaus möglich ist, dass Windtner, dem Präsidenten, in dieser Angelegenheit die Hände gebunden sind, da die Landespräsidenten im Zuge von Widntners Wiederwahl wieder mehr Mitspracherecht im ÖFB und somit auch bei der Teamchef- und Sportdirektorfrage erhalten hatten. Das Irritierende an der Personalrochade ist vor allem, dass bei Ruttensteiners Ablöse gar nicht einmal dessen fachliche Qualifikation angezweifelt wird. Vielmehr dürfte es sich um "offene Rechnungen aus der Vergangenheit" handeln, die nun von den Landespräsidenten beglichen werden.
Foto: APA/EXPA/ROLAND HACKL Kurios: Der 50-jährige Peter Schöttel war erst vor wenigen Monaten ausgerechnet von Ruttensteiner in den ÖFB geholt worden und ist derzeit als Unter-19-Teamchef im Einsatz. Für die Rapid-Legende Schöttel ist der Job des Sportdirektors jedenfalls kein neues Terrain, immerhin bekleidete er diesen Posten bei Rapid von Jänner 2003 bis November 2006 mit dem Meistertitel 2005 und der anschließenden Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase. Seinen Rücktritt gab er damals bekannt, als Rapid im Tabellenkeller steckte.
In der samstägigen Präsidiums-Sitzung steht darüber hinaus auch noch die nicht ganz unwichtige Frage nach dem Koller-Nachfolger auf dem Programm.