“ gegen Serbien chancenlos” hieß es im Oktober 2008. Diese und ähnliche Schlagzeilen würden Fußballfans serbischer Herkunft wohl auch am kommenden Freitag wieder gerne lesen. Ein Sieg wäre das fixe Ticket zur WM kommendes Jahr in Russland. In sind Menschen mit serbischer Herkunft mit fast 100.000 an der Zahl jedenfalls die größte ausländische Community.
Ein Lokalaugenschein in , dem 16. Wiener Gemeindebezirk, genau eine Woche vor dem Spiel macht es nicht schwer, recht schnell Fans der “Adler” – so der Spitzname der serbischen Nationalmannschaft – zu finden. Bojan K. etwa, 44 Jahre alt und Lokalbesitzer, wird am 6. Oktober seine Mannschaft im Wiener Happel-Stadion unterstützen. Und das nicht alleine, denn insgesamt haben er und seine Freunde 17 Karten erworben. Auf die Frage, ob 10.000 Fans, die aus Serbien nach Wien kommen könnten, eine realistische Schätzung ist, antwortet er, dass es auf jeden Fall mehr sein werden.
Bojan rechnet fix mit einem Sieg, wird aber anschließend nicht auf der “Balkan Straße” feiern, wie er die Ottakringer Straße nennt. “Aber es wird dort euphorisch werden”, prophezeit er. Seit 16 Jahren lebt er in Wien und sieht keinen großen Unterschied zwischen “Ur-Wienern” und seiner Community, mit der er an sich nicht viel zu tun habe. “Aber die Mentalität ist doch ein wenig anders, etwas wilder vielleicht”, sagt er über seine Landsleute.
Serben-Community kommt in Scharen ins Happel-Stadion
Noch nicht so lange, nämlich vier Jahre, ist Vajo S. in Wien. Auch der 29-jährige Musiker erwartet sich an die 10.000 Besucher aus Serbien, vor allem aus Belgrad. “Serben aus Belgrad und Serben, die in Wien wohnen, das sind zwei verschiedene Fälle”, sagt er. Jene in der österreichischen Bundeshauptstadt erscheinen im ausgeglichener, denn “das Leben in Belgrad ist schon stressiger”. Auch Vajo hat bereits ein Ticket für das Spiel und eine Siegesfeier danach ist bei ihm fix eingeplant.
“Alles ist möglich”, gibt sich hingegen Saša N. zum Spielausgang diplomatischer. Er besitzt ebenfalls ein Lokal in Ottakring und hat dort in der Vorwoche den Auswärtssieg von Roter Stern Belgrad gegen den 1. FC Köln in der Europa League genossen. Der 43-Jährige durchtrainierte und tätowierte Gastronom, der schon seit über 30 Jahren in Wien lebt, ist allgemein sportbegeistert. “Natürlich bin ich am Freitag im Stadion”, sagt er. Als er zuletzt in Serbien war, habe er sogar beim Fußballverband urgiert, dieser habe ihm jedoch nur fünf bis sechs Karten zusagen können. Das war aber zu wenig, jetzt habe man aber insgesamt 38 Karten, und so kann die ganze Gruppe live dabei sein.
“Es ist wie bei der Mafia, es kommt auf die Führung an”
Nach all den Jahren in Wien kann Saša keinen großen Unterschied mehr zwischen den Wienern und den Leuten seiner dort ansässigen Community ausmachen. Was jedoch den Unterschied der serbischen Nationalmannschaft und ihrem Wiedererstarken ausmacht, dafür hat er wohl eine Erklärung: “Es ist wie bei der Mafia, es kommt auf die Führung an.”
So seien es nicht die Stars wie etwa ManUnited-Spieler Nemanja Matić, die die relativ wahrscheinliche Teilnahme an der WM ermöglicht haben, sondern das Schaffen von Trainer und Fußballverband. “Doch es kann sich schnell alles ändern, dass sieht man ja auch an Österreich. Vor der EM noch so gut, und dann so schlecht. Das kann immer passieren”.
In Österreich leben laut Integrationsfonds und Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen 118.669 serbische Staatsbürger, sie stellen damit die zweitgrößte ausländische Community nach den Nachbarn aus Deutschland. In Wien sind die Serben die größte ausländische Community. Die Zahl der Menschen mit serbischem Hintergrund in Österreich wird auf insgesamt 300.000 geschätzt.
(APA, Red.)