logo



[email protected]

Schobesberger: "Ich weiß, dass ich sehr schlau bin"

30-09-2017, 09:30

So wie Philipp Schobesberger Fußball spielt, so verläuft auch ein Gespräch mit dem 23-jährigen Rapidler: Der Flügelflitzer hat Tempo, Witz und das Gefühl für den richtigen Abschluss.

Vor der Partie in Mattersburg (18.30 Uhr) spricht Schobesberger über seine Pause, die Zukunft und ein Geheimnis.

KURIER: Wann war für Sie klar, dass es wieder aufwärts geht?

Philipp Schobesberger: Eigentlich erst nach dem 2:2 in Altach: Das war mein erstes Spiel über 90 Minuten und ich hatte am Tag danach keine Schmerzen.

Im Urlaub hatten Sie Schmerzen. Haben Sie einen Rückfall befürchtet?

Ja, ich war in Jesolo und plötzlich hat es sich angefühlt wie im halben Jahr davor. Wir haben bei einem Knie-Experten in Deutschland einen Termin ausgemacht. Weil es dann im Trainingslager besser geworden ist, bin ich dann aber nicht hingefahren.

Wie haben Sie die Betreuung durch Rapid erlebt?

Positiv war, dass die Physiotherapeuten jeden Tag zwei Mal mit mir gut gearbeitet haben. Negativ war: Vom Ärzteteam hab’ ich immer wieder gehört "In vier Wochen wirst du fit sein". Das war motivierend gemeint, aber dann sind immer wieder Schmerzen gekommen. Zwischendurch gab’s eine Knorpelwucherung, aber warum es jetzt wieder geht, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau.

Sie spielen links, früher rechts. Wie hat sich Ihr Stil geändert?

Ich bin am Ball ruhiger, weil ich mehr Vertrauen in meinen Körper habe und ihn gut reinstelle. Das breitere Kreuz hilft da ein bisschen, aber die größte Änderung spielt sich im Kopf ab. Ob links oder rechts war mir immer schon egal. Wer hinter mir spielt, ist auch egal, solange ich genug Bälle bekomme.

Sie haben in einem laola1-Interview nicht gewusst, wofür Sie Rapid dankbar sein sollten. Vielleicht dafür, dass Sie immer Ihr volles Gehalt bezogen haben und nicht "nur" das übliche Krankenentgelt?

Das ist in dem Interview falsch rübergekommen: Ich weiß, dass mir Rapid nicht die ganze Zeit das volle Gehalt zahlen hätte müssen. Auch dafür bin ich sehr dankbar!

Was haben Sie während der Pause für Ihre Zukunft gelernt?

Dass ich auf meinen Körper hören soll. Und: Dass ich nicht wie im November noch einmal zu früh anfange.

Sie haben sich mittlerweile im 17. Bezirk eine Wohnung gekauft. Sehen Sie auch Ihre sportliche Zukunft in Wien?

Das ist möglich, ich fühle mich in Wien sehr wohl. Andererseits ist das Ausland schon sehr reizvoll und ich bin immerhin schon 23.

Wäre auch ein Zweitligist wie 2015 Brentford ein Thema?

Damals wäre ich wirklich gerne zu Brentford gewechselt. Jetzt wäre mir eine Top-Liga schon lieber. Von meinem Stil passen wohl Spanien und Italien besser zu mir als England.

Welche Bedeutung hat das Geld für Sie?

Ich muss darauf schauen, aber es ist nicht das Wichtigste. Ganz oben stehen regelmäßige Einsätze. Die Ersatzbank macht mir keinen Spaß.

Das spricht aber für eine Vertragsverlängerung bei Rapid. Hier sind Sie gesetzt ...

Ja, wenn ich in Form bin absolut. Aber ich traue mir auch zu, etwa in der deutschen Bundesliga zu spielen.

Red Bull hat nach Ihrem Tor gegen Salzburg Interesse angemeldet. Dieser Transfer wäre für die Rapid-Fans das Schlimmste. Denken Sie auch an die Reaktionen?

Ja, weil das für die Fans eine Katastrophe wäre. Eigentlich sollte es mich nicht beeinflussen, weil sie ohnehin sauer wären, wenn ich 2018 gehe. Aber ich denke an all das.

Salzburg spielt unter Trainer Rose eigentlich ohne offensiven Flügel. Haben Sie sich schon überlegt, welche Rolle Sie bei Red Bull überhaupt spielen sollten?

Nein. Das habe ich in nächster Zeit auch nicht vor. Wenn mich Salzburg unbedingt will, werden sie eine Idee haben, wo ich spielen soll.

Foto: Agentur Diener/DIENER / Juergen Wassmuth Rapid will, dass Sie schon sehr bald den Vertrag verlängern. Wie lange wollen Sie mit einer Entscheidung warten?

Bis nächsten Sommer sollte es entschieden sein, ich habe keinen Stress.

Der Ex-Salzburger Stefan Schwab wurde zu einem Ihrer Freunde. Er wirkt eigentlich ganz anders als Sie ...

Ja, er wirkt nach außen ruhig, wenn wir etwas unternehmen, ist er aber ähnlich lustig wie ich. Außerdem verstehen sich unsere Freundinnen gut.

Ein Kapitän wie aus Schwab wird aus Ihnen aber nicht mehr, oder?

Den Kapitän nimmt man ihm ab, weil er auch ernste Worte finden kann. Bei mir glauben bei Rapid immer alle, ich mache einen Spaß.

Selbst wenn Sie es ernst meinen?

Na ja, ich meine es ja eh nie ernst.

Was ist Ihnen eigentlich nicht wurscht?

Die klassischen Dinge: Gesundheit, Familie, meine Freundin. Ich mache mir schon meine Gedanken, keine Sorge.

Sie kommen aus einem Lehrer-Haushalt in Linz. Waren Sie ein schlimmer Schüler?

Schlimm nicht unbedingt. Aber mühsam und anstrengend für die Lehrer, weil ich immer Späße gemacht habe. Die Matura habe ich auf Druck meiner Eltern aber schon durchgezogen. Und das war gut so.

Spielen Sie öffentlich manchmal den, dem alles egal ist?

Na sicher! Weil mich dann die Leute in Ruhe lassen. Das passt für mich perfekt!

Andererseits werden Sie unterschätzt: Bei einer Rapid-Weihnachtsfeier gab es eine Quiz-Show und Sie haben alle Fragen richtig beantwortet.

Ich weiß schon, dass ich sehr schlau bin! Bei mir passiert das meiste im Kopf: Ich merke mir viel und wenn der richtige Zeitpunkt kommt, dann sage ich auch mal was. Das mit der Weihnachtsfeier war aber ganz einfach.

Wieso das?

Ich bin in der Nähe von Andy Marek gesessen und hab von seinen Kartl’n alle Antworten abgelesen.

Philipp Schobesberger wurde am 10. Dezember 1993 in Linz geboren und spielte bis 2014  in Amateurligen. Nach dem Cupsieg mit Pasching verpflichtete Rapid den Flügelstürmer ablösefrei.

Mit 7 Toren in 7 Spielen in Folge wurde 2015 ein Krankl-Rekord eingestellt. Danach bot Brentford vergeblich 4 Mio. Ablöse. Auf die Knorpelabsplitterung im August 2016 folgte ein verfrühtes Comeback im November – und ein Knochenmark-Ödem.

Seit 19. August spielte Schobesberger 250 Minuten und schaffte bereits vier Scorerpunkte.

Nachrichtenquelle


© 2017-2024 wienpress.at [email protected]