Während in der Formel 1 am 7. Oktober in Suzuka der Große Preis von Japan stattfindet, wird auf dem Red Bull Ring in Spielberg eine Parallelveranstaltung zu dem etablierten Motorsport über die Bühne gehen, die für viele eine echte Faszination ausübt: Das sogenannte Ventilspiel.
Unter dem Slogan "Motorsport wie damals" treten Fahrer in unterschiedlichen Rennautos an, die zumindest nicht nach den 80er Jahren hergestellt wurden. Dabei können Privatpersonen ihre eigenen Oldtimer fahren oder auch Fahrer für ihre Autos engagieren. Die Teilnehmer fahren drei Runden gegen die Zeit und messen am Ende ihre Bestzeiten gegeneinander. Die Fahrer werden, je nach Art des Rennautos, in vier Gruppen aufgeteilt.
Für die Teilnahme braucht es keine Rennlizenz, nur einen gültigen Führerschein. Auch eine Straßenzulassung ist nicht nötig, solange das Rennauto in gutem Zustand ist. Der Sieg ist beim Ventilspiel eher ein symbolischer, da nur ein Siegerkranz und kein Preisgeld winkt.
Historischer Motorsport ist eine Nische, die sich bei Autofanatikern großer Beliebtheit erfreut. Es handelt sich dabei um ein durchaus kostspieliges Hobby, da ständig für die Instandhaltung der alten Autos aufgekommen werden muss. Diesen Aufwand nehmen viele auf sich, um die Romantik der Rennfahrerszene aus dem 20. Jahrhundert wieder aufleben zu lassen. Beim Ventilspiel handelt es sich nicht um die einzige Veranstaltung mit klassischen Rennwägen.
Der Hang zur Nostalgie wird besonders deutlich beim Goodwood Revival Festival, das jedes Jahr in England auf dem historischen Goodwood Circuit stattfindet. Bei dieser Veranstaltung treten Fahrer mit Autos an, die in der Zeit zwischen 1948 und 1966 hergestellt wurden. Hier handelt es sich nicht um Bestzeitläufe wie beim Ventilspiel, sondern um ein tatsächliches Rennen.
Beim Goodwood Revival wird großer Wert auf Authentizität gelegt, sogar die Kleidung der Besucher ist meistens im Stil der 50er und 60er Jahre gehalten. Man versucht hier, das "Goldene Zeitalter" des Motorsports zu simulieren und scheut dabei keine Kosten und Mühen.
Der Goodwood Circuit selbst ist von historischer Bedeutung für den englischen Motorsport. Er liegt auf dem Grundbesitz des Duke of Richmond und war der erste Austragungsort von professionellem Motorsport in England nach dem 2. Weltkrieg. Traurige Berühmtheit hat der Kurs auch als der Ort des tödlichen Unfalls von Bruce McLaren 1970 erlangt, dem Gründer des legendären Rennstalls McLaren.
Auf internationaler Ebene wird auch eine eigene historische Formel 1-Meisterschaft veranstaltet, bei der nur Formel 1-Autos von 1965 bis 1985 zugelassen sind. Die Rennen in der Meisterschaft werden auf aktiven Formel 1-Strecken ausgetragen, unter anderem auf dem Nürburgring. Die Finalrunde wird heuer vom 21. bis 22. Oktober in Portugal stattfinden.
Die Romantik des historischen Motorsports kann allerdings auch einen höheren Preis haben. Denn die Rennautos aus der Mitte des 20. Jahrhunderts sind deutlich weniger sicher und oft schwerer zu kontrollieren als die heutigen Formel 1-Wägen. Es handelt sich also um ein potenziell gefährliches Hobby, tödliche Unfälle sind durchaus möglich.
So wurde die heurige historische Formel 1 von einer Tragödie überschattet. David Ferrer, ein französischer Rennfahrer, ist am 7. September im Krankenhaus verstorben, nachdem er am Wochenende zuvor beim Rennen in Zandvoort in einen Horror-Crash geraten war.
Die Veranstalter von historische Motorsport-Events warnen regelmäßig davor, dass die Teilnehmer auf eigene Gefahr mitfahren und dass sie keine Haftung für jegliche Schäden übernehmen. Es handelt sich bei den Teilnehmern oft nicht um Profis, weswegen es wichtig ist, dass sie sich des mit dem Motorsport aus der "Guten alten Zeit" einhergehenden Risikos bewusst sind.