Das erste Saisonquartal ist beendet, Rapid steht auf einem Europacup-Platz und im Cup-Achtelfinale. Die Mindestanforderungen sind nach dem und dem demnach aktuell erfüllt.
Mit der Quartalsbilanz ist der richtige Zeitpunkt für einen genaueren Blick auf die Amtszeit von Goran Djuricin gekommen. Zum Saisonstart meinte der Chefcoach: "Nach der Übernahme waren wir im Krisenmodus unterwegs. Jetzt sind wir aufgrund der vielen Verletzten und körperlichen Defiziten noch nicht in Bestverfassung. Das wird rund zwei Monate dauern." Genau zwei Monate später ist ein spielerischer Aufwärtstrend unübersehbar. Doch die Punkteausbeute ist weiterhin mau. Oder doch nicht?
Um die Leistung von Djuricin beurteilen zu können, empfiehlt sich ein Blick auf seine Vorgänger. Der 42-Jährige hält bei 21 Pflichtspielen. Elf Siege, vier Remis und sechs Niederlagen ergeben 37 Punkte und einen Schnitt von 1,76 Zählern pro Partie.
Und siehe da: Djuricin ist nicht nur doppelt so erfolgreich wie sein ehemaliger Chef Canadi (0,88 Punkte im Schnitt), sondern auch besser als Vorgänger Büskens (siehe Grafik), der noch dazu ein funktionierendes Team übernommen hatte. In Krisenzeiten übernommen haben – wie Djuricin im April – Barisic, Schöttel, sowie die Meistertrainer Pacult und Hickersberger. Sie alle erreichten vorerst nicht den Schnitt des Wieners. Von Zellhofer und Matthäus ganz zu schweigen.
Foto: kurier Um einen besseren Start eines Rapidlers in den ersten 21 Spielen zu finden, muss bis ins Jahr 2000 zurückgeblättert werden: Ernst Dokupil begann seine zweite Amtszeit fulminant, mit einem Punkteschnitt von 1,95 Zählern.
"Ich bin sehr überrascht und freue mich über diese Werte", sagt Goran Djuricin zum KURIER. "Es war in den ersten Monaten nicht einfach für uns. Aber jetzt geht es deutlich bergauf."
Was selbst Dokupil nicht schaffte, ist der Torschnitt von über zwei Treffern pro Partie: Die 43 Tore in den 21 Spielen unter Djuricin sind der grüne Bestwert in diesem Jahrtausend. "Das erinnert mich an meine Zeit in Ebreichsdorf: Wir konnten gleich die Torquote erhöhen, haben aber auch zu viele bekommen", sagt der frühere Nebenerwerbstrainer.
Beim Blick in die Zukunft legt Djuricin die Latte höher: "Jetzt heißt es in Mattersburg und gegen St. Pölten nachlegen. Darum ärgert mich auch die Lässigkeit in den letzten zehn Minuten gegen den WAC. Wir haben einen möglichen Kantersieg liegen gelassen."
Was ist im Detail von diesem Rapid-Team im Herbst 2017 noch zu erwarten?
Goalie Strebinger hat sich als meist sicherer Rückhalt etabliert. Trotzdem sind 16 Gegentore in neun Spielen zu viele. Ein Grund dafür ist die offensive Spielweise – Djuricin ist ein 4:2 lieber als ein 2:0. Ein anderer ist das Out der mit Abstand besten Innenverteidiger Wöber (verkauft) und Dibon (verletzt). "Galvao tut uns mit seiner überragenden Technik gut", meint Kapitän Stefan Schwab über den Neuen. "Auch wenn er es als gelernter linker Verteidiger mit dem Risiko in der Defensive teilweise noch übertreibt."
Mit der Rückkehr von Schobesberger und dem Aufstieg von Ljubicic stellt Rapid derzeit wohl das beste Mittelfeld der Liga. "Dejan hält mir als klassischer Sechser den Rücken frei. Meine Stärken liegen in der Offensive, die kann ich so ausspielen", erklärt der gegen den WAC überragende Schwab.
Sowohl Berisha als auch Kvilitaia sind in das an sich ansehnliche Offensivspiel zu wenig eingebunden. Joelinton sorgte für das einzige Stürmer-Tor von den immerhin 19 Treffern. Dem Brasilianer fehlt es aber an Effizienz und zuletzt auch an Trainingseifer. Und Prosenik hat weder bei seinen vielen Chancen unter Barisic, noch beim bislang einzigen Einsatz unter Djuricin (in St. Pölten) erkennen lassen, dass er es besser machen würde.
Es klingt ähnlich überraschend wie die im Rapid-Vergleich überragende Zwischenbilanz von Djuricin: Die meiste Luft nach oben haben die offensivstarken Grünen auf der Stürmer-Position.