Am Samstag geht eine Ära im österreichischen Sport zu Ende. Nach 55 Jahren als Schlüsselfigur im nationalen Volleyball-Geschehen nimmt der seit vergangenen Sonntag 70-jährige Peter Kleinmann offiziell Abschied. Bei der Außerordentlichen Generalversammlung des Österreichischen Verbands (ÖVV) im Wiener Haus des Sports soll Gernot Leitner als sein Nachfolger als Verbandspräsident eingesetzt werden.
Kleinmann war aber viel mehr als ÖVV-Präsident. "Ich unterteile meine Volleyball-Laufbahn in die als Spieler, als Manager und als Präsident", sagte der Wiener im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Und - seit Jahrzehnten in Funktionärspositionen tätig - überrascht er etwas mit seiner Präferenz: "Am liebsten war ich Spieler. Und als Spieler habe ich mir gedacht, Funktionäre und Präsidenten sind nur Wappler."
Schon als Spieler erkannte Kleinmann aber, dass er Dinge besser selber in die Hand nimmt, damit sich etwas bewegt. Bereits im Alter von 27 Jahren agierte er als Pressereferent, um seinen Sport zu promoten. Da hatte Kleinmann noch einige Jahre als Spieler vor sich, engagiert war er bei ÖMV Blau Gelb und Pradl Innsbruck. Im Nationalteam brachte es Kleinmann auf 88 Länderspiele, dreimal war er bei Europameisterschaften dabei.
Im zweiten Teil seiner Laufbahn agierte der Familienvater als Manager, als Verantwortlicher des unter den Namen Tyrolia, Donaukraft, Bayernwerk und hotVolleys bekannten Clubs. Mit den hotVolleys wurde Kleinmann 19-mal Meister und 13-mal Cupsieger - beides nationale Bestmarken. Internationaler Höhepunkt war der Einzug ins Final Four der Champions League der Saison 1999/2000.
Danach kam aber die Umorientierung. "Bis 2001 waren 100 Prozent der Kohle für den Verein", bezog sich Kleinmann auf seine zahlreichen Sponsorakquisitionen. "Aber mir war dann wichtig, dass das Nationalteam besser spielt." Mit den hotVolleys wäre der Champions-League-Titel noch ein Ziel gewesen, aber das hätten auch größere Clubs nicht erreicht. "Die hotVolleys waren für mich daher keine Herausforderung mehr."
Rund ein Jahr nach dem Final Four wurde Kleinmann am 7. April 2001 ÖVV-Präsident, womit der dritte Teil seiner Karriere eingeleitet war. "Der ÖVV war damals ein Schrotthaufen", erklärte Kleinmann nun. Das Budget des Verbandes habe vor 16 Jahren 400.000 Euro betragen, nun läge es bei zwei Millionen. Die Strukturen wurden fortan auch sonst professioneller, wofür 50 Mitarbeiter statt damals deren acht verantwortlich sind.
Kleinmann sieht sich rückblickend viel mehr als "Präsident der Spieler" als ein "Präsident für Funktionäre". In seiner Antrittsrede 2001 hatte er eine Verbesserung der Nationalteams in Halle und Beach angekündigt. 15 Legionäre bei Herren und sieben bei den Damen seien ein Indiz für den Aufschwung. In seiner Bilanz zählt er fünf EM-Titel, sechs WM-Medaillen, zehn Olympia-Qualifikationen und da je drei fünfte und neunte Plätze.
Letzteres gelang durchwegs im Beach-Bereich. Seine sportliche Wunschvorstellung für die nahe Zukunft betrifft aber auch die Halle. "Meine Ziele sind, dass sich beide Hallen-Nationalteams für die EM 2019 qualifizieren und Österreich 2020 eine Beach-Medaille in Tokio macht." Die Aufstockung des EM-Felds von 16 auf 24 Teams habe Kleinmann selbst initiiert.
Diese Events in zwei bzw. drei Jahren wird Kleinmann nach aktuellem Stand nicht mehr in einer ÖVV-Funktion miterleben, wenn er auch nun weiter Vorstandsmitglied beim Europäischen Verband (CEV) und beim Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) ist. An der Nachfolgelösung Gernot Leitner habe Kleinmann ein Jahr lang gearbeitet. "Bei ihm weiß ich mein Kind Volleyball in guten Händen."
Am Samstag wird Kleinmann die Sitzung leiten, seinen Bericht über die 16 Jahre Präsidentschaft vortragen und danach Leitner die Bühne überlassen. "Dann gehe ich feiern, feiere meine Freiheit." Zwar habe es sogar schon wieder Anfragen von Vereinen gegeben. Aber, den Druck, zu müssen, will er nicht mehr haben. Mehr Zeit sollen dann u.a. seine beiden Enkel bekommen. Kleinmann: "Enkelkinder bringen Sonne in das Herz."