Fünf Jahre nach ihrem großen Absturz infolge des Ibiza- und Spesenskandals hat die FPÖ einen ihrer größten Triumphe eingefahren.
Erstmals wurde die Rechtsaußen-Partei bei einer stärkste Kraft. Mit knapp 29 Prozent erzielten die Blauen ihr bestes Ergebnis bei Nationalratswahlen (bisher 26,91 im Jahr 1999). Auch das Plus von knapp 13 Prozentpunkten ist das mit Abstand größte in der Historie der Partei (bisher im Jahr 1990 mit +6,9 Prozentpunkten).
Das sogenannte "dritte Lager" hatte bisher bei Nationalratswahlen fast immer ein Abo auf den dritten Platz - hinter SPÖ und ÖVP, die sich am ersten Platz abwechselten. Nur zweimal war es vor der heurigen Wahl anders: Einmal (1999) gelang es der FPÖ, die ÖVP mit hauchdünnem Vorsprung hinter sich zu lassen und den zweiten Platz zu erringen. Und 2006 - nach den turbulenten Jahren unter der schwarz-blauen Regierung und der BZÖ-Abspaltung - musste man sich mit dem vierten Platz hinter den Grünen begnügen.
In den vergangenen 25 Jahren erlebten die Blauen viele große Aufs und Abs. Nach der Gründung 1956 blieb die FPÖ zunächst lange eine Kleinpartei, erst Jörg Haider führte sie nach Übernahme der Parteiführung 1986 in bis dahin unbekannte lichte Höhen. Bereits bei der Nationalratswahl im November 1986 legte die FPÖ auf 9,7 Prozent zu, 1990 wurde sie mit 16,6 Prozent erstmals zweistellig. Das - bis zur heurigen Nationalratswahl - beste Ergebnis der Parteigeschichte errang die FPÖ 1999 mit 26,91 Prozent. Der erreichte zweite Platz bescherte der FPÖ eine Regierungsbeteiligung unter dem drittplatzierten Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP).
Die Regierungsbank bekam der auf Opposition gebürsteten Partei gar nicht gut. Drei Jahre später erlebte die FPÖ nach dem innerparteilichen Zerwürfnis infolge des "Knittelfelder Putschs" ihren Rekordabsturz (-16,0 Prozentpunkte), der blaue Stimmenanteil wurde auf 10,01 Prozent mehr als halbiert. Es folgten turbulente Regierungsjahre samt Abspaltung der Parteispitze im orangen BZÖ. Bergauf ging es für die von Heinz-Christian Strache übernommene FPÖ erst wieder nach dem Wechsel in die Opposition 2006. Nach stetigen Zugewinnen kam die Partei 2017 mit 25,97 Prozent wieder nah an die bisherigen Rekordmarke heran und trat erneut in eine Koalition mit der ÖVP ein.
Die Geschichte wiederholte sich diesmal in beschleunigter Form: Die FPÖ erwies sich erneut als unzuverlässiger Regierungspartner - schon nach zwei Jahren sprengten FPÖ-Turbulenzen - diesmal ausgelöst durch die Veröffentlichung des Ibiza-Videos - die Regierung. Der Spesenskandal von Parteichef Strache tat sein Übriges und bescherte der Partei 2019 ihren zweitgrößten Verlust (-9,8 Prozentpunkte) und einen Absturz auf 16,17 Prozent der Stimmen.
Auch die Erholung gelang nach dem jüngsten Tiefpunkt deutlich rascher als beim ersten Totalabsturz. Fünf Jahre nach Ibiza- und Spesenskandal steht die blaue Partei heute geeint und wiedererstarkt da. Angesichts der multiplen Krisen der vergangenen Jahre - von Corona über Ukraine-Krieg bis zur Teuerung - präsentierte sich die FPÖ ihren Anhängern erfolgreich als einzige wahre Opposition gegen das "System".